ZDF Kultur aspekte: Johannes Ehrmann rettet die Sendung

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Top-Schriftsteller wie T.C. Boyle werden in einem erkenntnisarmen Bericht über Donald Trump verheizt, während Moderatorin Katty Salié den zappelnden Benjamin von Stuckrad-Barre als Studiogast nicht in den Griff bekommt. Nur Tobias Schlegl liefert einen sehenswerten Bericht über "Großer Bruder Zorn" mit Johannes Ehrmann.

Großer Bruder Zorn: Moderator Tobias Schlegl besuchte mit Autor Johannes Ehrmann die Schauplätze des Romans in Berlin Wedding. Foto: ZDF

Schwache Ausgabe der "aspekte"-Sendung gestern Abend: Weder Benjamin von Stuckrad-Barre noch Interviews mit amerikanischen Top-Schriftstellern retten eine Sendung, die Fans guter Bücher eigentlich hätte begeistern können.

T.C. Boyle, Richard Ford und Jeffrey Eugenides ohne Erkenntnisgewinn

Dabei hatte die Redaktion echte Top-Stars vor der Kamera: Die amerikanischen Star-Schriftsteller T.C. Boyle, Richard Ford und Jeffrey Eugenides dürfen im Beitrag nicht etwa von ihren Büchern reden, sondern müssen über Donald Trump reflektieren. Warum derart hochrangige Autoren ausgerechnet für einen Beitrag verheizt werden, der thematisch ohnehin nur mit viel Phantasie in eine Kultursendung passt, bleibt das Geheimnis der Redaktion.

Als Komplettausfall erweist sich der Besuch von Benjamin von Stuckrad-Barre. Moderatorin Katty Salié gelingt es nicht, dem Zuschauer im Gespräch mit dem Literatur-Popstar einigermaßen Lust auf sein tatsächlich hervorragendes Buch "Panikherz" zu machen. Wenigstens bleibt Stuckrad-Barre auch nach dem offiziell verkündetem Ende seiner Drogenkarriere Stuckrad-Barre: Er präsentiert Salié seine giftgrünen Udo-Lindenberg-Socken mit gestrecktem Bein und kaspert ein wenig auf der Bühne herum, dann und wann von unkontrolliertem Zucken um die Augenpartie begleitet. Ach ja, clean soll er längst sein, heißt es im ZDF-Bericht. Wenigstens macht der Sender per Termin-Laufband kräftig Werbung für die laufende Tournee. So bleibt der 3-Minuten-Einspieler informativer als das zehnminütige Gespräch im Studio.

Sehenswert: Tobias Schlegl und Johannes Ehrmann

Nur Tobias Schlegl rettet den Literaturpart mit einer hervorragenden Reportage über Johannes Ehrmanns Debut "Großer Bruder Zorn": Zusammen mit dem Autor stromert Schlegl durch Boxclubs, Spätis und den Flakturm in Berlin-Wedding - eine Illustration des lesenswerten Milieu-Romans an Original-Schauplätzen, wie es plastischer kaum geht.

Die gesamte Sendung ist ab sofort in der ZDF Mediathek abrufbar. Den Bericht über Johannes Ehrmanns "Großer Bruder Zorn" von Tobias Schlegl finden Sie hier.

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