Der Verlag Ernst Klett Sprachen hat ein neues Lesekonzept für den Deutschunterricht vorgestellt, das literarische Texte direkt mit den internationalen Nachhaltigkeitszielen (SDG) verknüpft. Dieses Konzept, das Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) fördern soll, könnte jedoch auch für politische Zwecke missbraucht werden, was eine kritische Auseinandersetzung erforderlich macht.
Indoktrination statt Bildung?
Ein Hauptkritikpunkt dieses Konzepts ist die Gefahr der politischen Indoktrination. Indem literarische Texte gezielt ausgewählt werden, um bestimmte Nachhaltigkeitsziele zu thematisieren, könnte der Deutschunterricht instrumentalisiert werden, um politische Agenda durchzusetzen. Dies könnte die Neutralität des Unterrichts untergraben und Schüler zu einem einseitigen Weltbild führen.
Die Verbindung von Literatur und Nachhaltigkeit ist zweifellos ein kreativer Ansatz, um Schülerinnen und Schüler für wichtige globale Themen zu sensibilisieren. Doch stellt sich die Frage, ob dies auf Kosten einer unvoreingenommenen Bildung geschieht. Literarische Werke sollten in erster Linie dazu dienen, kritisches Denken, kulturelles Verständnis und sprachliche Fähigkeiten zu fördern. Wenn jedoch der Schwerpunkt auf politisch aufgeladenen Themen liegt, besteht die Gefahr, dass diese grundlegenden Bildungsziele in den Hintergrund treten.
Überwältigende politische Botschaften
Die Dreischrittigkeit des Konzepts „Erkennen - Bewerten - Handeln“ könnte dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler übermäßig mit politischen Botschaften konfrontiert werden. Während das Erkennen und Bewerten literarischer Texte wichtige Kompetenzen fördern kann, birgt der Schritt zum Handeln das Risiko, dass Schüler zu bestimmten Verhaltensweisen gedrängt werden, ohne Raum für eine eigene Meinungsbildung zu lassen.
Die "Tu Du's"-Impulse, die zu Selbstverantwortung und aktivem Handeln anregen sollen, könnten als subtiler Druck wahrgenommen werden, sich politisch korrekt zu verhalten. Dies wirft die Frage auf, inwieweit Schule den Schülerinnen und Schülern vorschreiben sollte, wie sie auf gesellschaftliche Herausforderungen reagieren sollen. Eine solche pädagogische Strategie könnte als manipulativer Eingriff in die individuelle Freiheit und Selbstbestimmung der Lernenden betrachtet werden.
Pädagogische Balance erforderlich
Es ist unbestritten, dass Bildung eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft spielt. Doch sollte dabei eine sorgfältige Balance zwischen politischer Bildung und unvoreingenommener Wissensvermittlung gewahrt bleiben. Lehrkräfte müssen sicherstellen, dass sie den Schülerinnen und Schülern nicht nur eine vorgegebene Perspektive präsentieren, sondern auch Raum für kontroverse Diskussionen und unterschiedliche Standpunkte bieten.
Literatur hat das Potenzial, komplexe gesellschaftliche Themen zu reflektieren und zum Nachdenken anzuregen. Dies sollte jedoch auf eine Weise geschehen, die den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen und ihre eigenen Werte zu entwickeln. Der Deutschunterricht sollte nicht zu einem politischen Instrument verkommen, sondern ein Ort der offenen und kritischen Auseinandersetzung bleiben.
Das neue Lesekonzept des Ernst Klett Sprachen Verlags, das literarische Texte mit den Nachhaltigkeitszielen verknüpft, birgt zweifellos innovative Ansätze und positive Ziele. Dennoch muss darauf geachtet werden, dass der Unterricht nicht zu einer Plattform für politische Indoktrination wird. Eine ausgewogene und kritische Herangehensweise ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass Schülerinnen und Schüler zu mündigen, selbstdenkenden Bürgern heranwachsen, die in der Lage sind, die Herausforderungen einer nachhaltigen Zukunft eigenständig zu bewältigen.
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