Die Buchhandlung Eures Vertrauens hat derzeit geschlossen? Wir versuchen zu helfen! Über die Ostertage hinweg empfehlen wir täglich zwei neue Buchtipps für groß und klein. Die erste Empfehlung für die älteren Leser*innen ist das autobiografische Werk des norwegischen Schriftstellers Karl Ove Knausgård: "Mein Kampf".
Hier bestellen
Eigentlich sollte der Name Karl Ove Knausgård an kaum jemanden vorbeigegangen sein. Mit seinem autobiografischen Werk Min Kamp ("Mein Kampf) hat der erst 48 Jährige Autor sechs bahnbrechende Bücher vorgelegt, die in dieser Radikalität wohl beispiellos sind. Knausgård verhandelt hier nahezu alles, lässt seine Leser*innen in jeden Winkel seines Lebens schauen und konfrontiert sie schonungslos bis zur hundersten Zigarette, bis zum zweihundersten Bier mit der Existenz eines aufstrebenden Künstlers. Unvergessen die Szene etwa, in der er sich aus Liebeskummer mit einer Glasscherbe das Gesicht zerschneidet. Oder die zahllosen essayistischen Szenen, in der Knausgård, insbesondere im ersten Buch, die Beziehung zu seinem früh verstorbenen Vater verhandelt.
Eine Autobiografie wie diese hat es noch nicht gegeben, schwärmten die Kritiken damals. Leserinnen und Leser sprachen davon, dass sie die Bände einfach nicht mehr zur Seite legen konnten, hatten sie einmal angefangen zu lesen. Karl Ove Knausgård schonte in diesem Mamut-Projekt niemanden; Freunde, Familie, Bekannte - es gab kaum eine Person aus seinem Leben, die sich nicht auf den rund viereinhalbtausend Seiten der Bände Sterben, Lieben, Spielen, Leben, Träumen und Kämpfen wiederfanden.
All das verlief natürlich nicht ohne Komplikationen. Freunde distanzierten sich, Anzeigen flatterten ins Haus. Der Autor schrieb weiter, wahnhaft, wie man angesichts dieser Leistung vermuten muss. 2017 beendete er seine Suada. Am Ende des letzten Bandes heißt es: "Es ist 07:07 Uhr, und der Roman ist endlich fertig. In zwei Stunden kommt Linda, dann werde ich sie umarmen und sagen, dass ich fertig bin und ihr und unseren Kindern nie wieder so etwas antun werde. Wir werden den Zug nach Louisiana nehmen. Ich soll dort auf der Bühne interviewt werden, und hinterher soll sie interviewt werden, denn ihr Buch ist erschienen, und es funkelt und leuchtet wie ein Sternenhimmel im Dunkeln."
Karl Ove Knausgård: Kämpfen. Aus dem Norwegischen von Paul Berf und Ulrich Sonnenberg; Luchterhand, München 2017; 1.280 S., 29,– €
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im November: Astrid Lindgren
Geburtstagskind im Oktober: Benno Pludra zum 100. Geburtstag
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Erwachsenwerden in Einsamkeit
Ein Schelm im Dreißigjährigen Krieg
Das Suchen einer Sprache
Treffpunkt: Nachts, in Deinen Träumen
Das magische Tagebuch: Emma auf der Spur des Faun
Edle Helden und böse Schurken im Hasenreich
Ich weiß nicht mehr, was ich letzten Sommer getan habe
Unter Meeresungeheuern und Drachen: Auf Wattnbengel lauert der Grüne Tod
Vier Schläge an das Tor des Unheils
Peinliche Eltern und Helikopter-Teenies
Die Wiederentdeckung der Langsamkeit
Schmerz, Tod, Wut: Ein Virus weckt subversive Kräfte
Von Null auf Eins: Joachim Meyerhoff und Jan Böhmermann erobern Bestsellerliste
Das Literarische Quartett: Was die kommende Sendung bringt
Ärger auf dem Hühnerhof: Wilma, das Huhn mit den wundersamen Eiern
Aktuelles
So ein Struwwelpeter von Hansgeorg Stengel & Karl Schrader
SPIEGEL-Sachbuch November 2025 – kommentiert von Denis Scheck
Hanns-Josef Ortheils „Schwebebahnen“ – Kindheit über Abgründen
Louis C.K.s Ingram
JenK: Im eigenen Element
Gabriele Ludwig: Der Weihnachtsmannassistent
Elizabeth Shaw: Der kleine Angsthase
Stille Nacht, laute Welt – warum uns das Friedensmotiv in der Literatur nicht tröstet
Verwesung von Simon Beckett – Dartmoor, ein alter Fall und die Schuld, die nicht verwest
Jessica Ebenrecht: Solange wir lügen
Weihnachten in Bullerbü– Astrid Lindgrens Bullerbü als Bilderbuch
Leichenblässe von Simon Beckett – Wenn die Toten reden und die Lebenden endlich zuhören
Kalte Asche von Simon Beckett – Eine Insel, ein Sturm, ein Körper, der zu schnell zu Staub wurde
Jostein Gaarders: Das Weihnachtsgeheimnis
Joëlle Amberg: Wieso
Rezensionen
Die Chemie des Todes von Simon Beckett– Wenn Stille lauter ist als ein Schrei
Knochenkälte von Simon Beckett – Winter, Stille, ein Skelett in den Wurzeln
Biss zum Ende der Nacht von Stephenie Meyer – Hochzeit, Blut, Gesetz: Der Schlussakkord mit Risiken und Nebenwirkungen
Das gute Übel. Samanta Schweblins Erzählband als Zustand der Schwebe
Biss zum Abendrot von Stephenie Meyer – Heiratsantrag, Vampirarmee, Gewitter über Forks