Ein Thriller, der längst verfilmt wurde und mit einem außergewöhnlichen wie aufschlussreichen Plot daherkommt. Young-Ha Kim führt uns in seinem Roman "Aufzeichnungen eines Serienmörders" einen Mörder vor Augen, der an Alzheimer leidet.
"Aufzeichnungen eines Serienmörders" ist einer dieser Kriminalromane, der neben einer unheimlich spannenden Handlung auch existenzielle Fragen aufwirft. Etwa danach, wie wir unser Leben sinnvoll gestalten können, ob und wie solch ein Ansatz überhaupt möglich wäre und wem oder was wir dazu brauchen. Besonders eine Frage drängt dabei - gerade in diesen Zeiten - unwiderruflich in den Vordergrund: Bin ich auf mich allein gestellt?
Ein Killer hat Alzheimer
Die hier dargestellten Aufzeichnungen stammen von dem 70 Jährigen Tierarzt Byongsu Kim, der vor 25 Jahren seine Laufbahn als Serienkiller beendet hat. Den Schlussstrich zog der Killer, als er die Eltern des Mädchens getötet hatte, das er nun als seine eigene Tochter aufzieht. Das ungewöhnliche an dieser Geschichte ist, dass der ehemalige Serienkiller Byongsu Kim an Alzheimer leidet. Nach und nach verschwindet die Welt um ihn herum, die Vergangenheit beginnt zu zerbröseln. Als plötzlich ein weiterer Serienkiller auftaucht, von dem Kim glaubt, dass er seine "Ziehtochter" als Opfer ins Visier genommen hat, überschlagen sich die Ereignisse. Der Ex-Killer wittert Gefahr. Akribisch notiert er eine nächsten Schritte, um sie nicht kurzerhand wieder zu vergessen. Er plant seinen letzten Mord.
Mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor entführt Young-ha Kim seine Leserinnen in eine Kriminal-Geschichte, die mit stetigen Wendungen spielt und so Täter-Sein und Opfer-Werden wechselseitig beleuchtet. Das wunderbare dabei ist, dass sich unter all der Spannung eine gewisse philosophische Tiefe ausfindig machen lässt, die während der Lektüre zwar immer mitschwingt, jedoch nicht aufgezwängt wird. Fazit: Die "Aufzeichnungen eines Serienmörders" sind ein gelungenes, schmales Werk, welches tiefe und omnipräsente Fragen in ein spannendes Handlungsmuster zu verstricken weiß.
Young-Ha Kim: „Aufzeichnungen eines Serienmörders“, aus dem Koreanischen von Inwon Park
Cass Verlag, Bad Berka 2020, 152 Seiten, 20 Euro
Topnews
Ein Geburtstagskind im November: Astrid Lindgren
Geburtstagskind im Oktober: Benno Pludra zum 100. Geburtstag
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Das magische Tagebuch: Emma auf der Spur des Faun
Erwachsenwerden in Einsamkeit
Treffpunkt: Nachts, in Deinen Träumen
Ein Schelm im Dreißigjährigen Krieg
Edle Helden und böse Schurken im Hasenreich
Bobo: Und täglich grüßt der Siebenschläfer!
Unter Meeresungeheuern und Drachen: Auf Wattnbengel lauert der Grüne Tod
Das Suchen einer Sprache
Rätsel im Nobel-Internat: Zwei Schüler verschollen!
Bei der Geisterbeschwörung schlägt das Grauen zu
Ärger auf dem Hühnerhof: Wilma, das Huhn mit den wundersamen Eiern
Wiener Würstchen im Goldfischglas - Kleiner Bruder und große Schwester Klara machen’s möglich!
Wie glückt ein Tag?
So sprunghaft ist die Gegenwart
Vier Schläge an das Tor des Unheils
Aktuelles
Ludwig Tiecks „Der Weihnachtsabend“ – eine romantische Erzählung über Armut, Nähe und das plötzliche Gute
Krieg in der Sprache – wie sich Gewalt in unseren Worten versteckt
Literaturhaus Leipzig vor dem Aus: Petition und Stadtratsdebatte um Erhalt der Institution
Thomas Manns „Buddenbrooks“ – Vom Leben, das langsam durch die Decke tropft
Mignon Kleinbek: Wintertöchter – Die Frauen
Grimms Märchen – Zuckerwatte, Wolfsgeheul und ganz viel „Noch eins!“
Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt von Maya Angelou – Ein Mädchen, eine Stimme, ein Land im Fieber