"Kinder in diese Welt zu setzen ist wie Holz in ein brennendes Haus zu tragen.", so beginnt das im vergangenen Jahr erschienene Buch "Kinderfrei statt kinderlos" der Publizistin Verena Brunschweiger. In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung legte sie nun nach, und kritisierte dabei sowohl die AFD als auch die Fridays-for-Future Bewegung.
Die Welt muss sich ändern, dass heißt, nicht die Erde, sondern ihre Bewohner*innen. Die Notwendigkeit einer Veränderung versuchen die Fridays-for-Future Demonstrant*innen nun bereits seit anderthalb Jahren in die Köpfe der Weltbevölkerung zu tragen, nur mit mäßigem Erfolg. Am 20. August 2018 verweigerte die Klima-Aktivistin Greta Thunberg zum ersten mal den Unterricht. Millionen Schüler*innen und Student*innen folgten ihrem Beispiel. Ihr Hauptanliegen: effiziente und schnelle Klimaschutzmaßnahmen, um das auf der Weltklimakonferenz in Paris 2015 beschlossene 1,5-Grad-Ziel einhalten zu können.
Kinderfrei statt Kinderlos in die Zukunft
Die Feministin und Publizistin Verena Brunschweiger setzte mit ihrem Buch "Kinderfrei statt kinderlos" an einem anderen Punkt an. Sie betont die Notwendigkeit, sich die Frage nach dem eigenen Nachwuchs gewissenhafter zu stellen. Wenn die Erde weiterhin bewohnbar und lebenswert bleiben soll, bräuchte es vor allem mutige Frauen, die sich gegen das Kinder-Bekommen entscheiden und damit gegen soziale Erwartungen rebellieren. In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung betonte sie ihren Ausgangspunkt nun noch einmal, und bezog sich dabei zugleich auf die FfF-Demonstrant*innen: "Den wichtigsten Punkt klammern die Demonstranten immer aus. Und der lautet: Es liegt auch und vor allem an den Massen von Menschen, dass wir so große Umweltprobleme haben.", sagte die Feministin, die im bewussten Verzicht auf Nachwuchs den größten Beitrag zum Umwelt und Klimaschutz sieht.
Natürlich sieht Brunschweiger auch die Gefahr eines globalen Kollaps. Die treibende Kraft die falsche Richtung sei jedoch die Bevölkerung; "...wenn man zum Beispiel fragt: Wieso brauchen wir so viel Energie? Wieso wird so viel Müll produziert? Das liegt schlicht und einfach daran, dass wir auf dieser Erde so wahnsinnig viele Menschen sind. Davon müssen wir wieder runter, weil wir sonst noch schneller in den Graben fahren."
Schüsse gegen die AFD
Gerade aus diesem Grund sei es auch gruselig, wenn die AFD ausgerechnet Fragen nach Familienplanung und Geburten in den Vordergrund stellt, so Brunschweiger. "Denn die AfD will ja möglichst viele 'deutsche Kinder', das weckt bei mir Erinnerungen an unselige frühere Zeiten." Zugleich macht Brunschweiger deutlich, dass es ihr nicht darum geht, junge Mütter und Väter zu entmutigen oder gar anzugreifen. Ihr ginge es einzig darum, zukünftige Entscheidungen, die hinsichtlich der Familienplanung getroffen werden, zu beeinflussen. "Es geht mir um junge Paare, die sich heute überlegen: Wollen wir zwei oder drei Kinder, oder reicht vielleicht auch eines? Die möchte ich ermutigen."
Ein Schuss ins Nichts?
Da kommt also eine Publizistin, die der deutschen Bevölkerung ins Kinder-Bekommen, in die Familienplanung hineinreden will, obgleich doch längst klar geworden sein sollte, dass sich der oder die "Deutsche" nicht einmal das Auto verbieten lässt. So plausibel ihr Vorschlag in der Theorie auch klingt, ist die Einführung einer Ein-Kind-Politik, wie sie in der Volksrepublik China einst Bestand hatte, doch kaum vorstellbar. Und generell scheint sich hier ein Ansatz aufzutun, der den Konsum (weiterer Güter) durch den Verzicht (weiterer Kinder) legitimiert. Was die Fridays-for-Future Bewegung unter Anderem versucht klar zu machen ist, dass ein grundlegender Wandel in der Art und Weise unseres Wirtschaftens und Konsumierens stattfinden muss, dass der Verzicht also genau dort anzusetzen ist, wo er weh tut. Jetzt müssen wir unser Handeln überdenken, jetzt müssen wir uns in Frage stellen, jetzt müssen wir uns um die Existenzgrundlage künftiger Generationen kümmern. Dieser Wandel muss jetzt stattfinden; er kann nicht durch einen einfachen Verzicht auf Kinder ersetzt werden.
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