Romeo muss sterben Romeo muss sterben - Epilog

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Doch Romana fühlte nicht die warme Umarmung ihrer Mutter. Es war ein Kuss. So fern und unglaublich vertraut. Ein so gehauchter Kuss das ihre kalten Lippen ihn kaum spürten. Pulsierend erwachte Wärme in ihnen. Ein Feuer das schon fast erloschen war und nur noch sacht glimmte, entfachte von neuem. So stark wie eine Stichflamme. Ein Kribbeln ausgehend von ihren Lippen und ihrem Bauch bis in jede einzelne Faser ihres unterkühlten Körpers. Wie eine Blume die sich durch die dicke Schneedecke kämpfte und von den ersten Sonnenstrahlen geküsst wurde. Aufblühend erwachte alles in ihr.

Ein weiterer Kuss. Elektrisierend und belebend weckte er ihre tot geglaubten Lebensgeister. Öffnete ihr die blauen Augen. Endlich Glückseligkeit und grenzenlose Freiheit. Die Engel selbst hatten sie aus Poseidons dunklem Reich gerettet. Dieses makellose Gesicht so dicht vor ihrem eigenen. Die blauen Augen über ihr erinnerten sie an das Meer in dem sie sich hoffnungslos verlor, ebenso wie in ihnen. Das konnte nur das Leben nach dem Tod sein. Das wahrhaftige Paradies und einer der Engel hatte das Gesicht ihrer Liebsten auserwählt um sie Willkommen zu heißen. Endlich würde sie eine neue Chance bekommen. Vielleicht war ihr im Nachleben endlich das Glück gewehrt nach dem sie sich sehnte.

Romana?“, geflüsterte Worte. So sacht. Gemischt mit Verzweiflung, Sorge und so viel Schmerz machten sie diese Stimme fast schon fremd. Doch immer sie war immer noch unverkennbar, egal welches Gemüt darin mit schwang. Doch konnte eine so geliebte Stimme selbst den Tod überdauern? Oder stahl ein Engel auch noch Juliets Stimme für Romanas Seelenfrieden? Um ihr Ableben einfacher zu machen? Es vielleicht mit Glück und Liebe füllen? „Romana!“, diesmal so dicht an ihrem Ohr, das sie den warmen Atmen spüren konnte und es sich nicht um einen Streich ihres Herzens handeln konnte. Auch kein Hirngespinst ihres Verstandes oder der einst so leidvollen Seele. Ihre Liebste hielt sie. Ganz eng bei sich aus Angst Romana könnte wieder verschwinden. Sie spürte den aufgebrachten Herzschlag des Mädchen das sie liebte.

Trugbild oder doch Fantasie? Das geschwächte Montague legte mit letzter Kraft ihre Hand an die Wange des Mädchens welches sich über sie gebeugt hatte und nicht los ließ. Voller Furcht und stark zitternd. Glaubte sie doch ihr Traum würde sich auflösen sobald sie das zarte Gesicht berührte. Doch sie spürte tatsächlich die warme und weiche Haut ihrer Liebsten unter ihren bläulich verfärbten Fingerspitzen. Es war echt. Sie war real. Ihr Herz überschlug sich als sie das realisierte. Sie wurde wirklich von einem Engel gerettet. Ihrem ganz eigenem Engel, Juliet.

Romanas Stimme glich nicht mehr als einem Windhauch und es lag in ihr so viel Hoffnung. Juliet beugte sich zu dem zitternden Mädchen herunter um ihre Worte zu verstehen. „Habe ich es geschafft? Bin ich endlich frei?“ Tränen sammelten sich in den meerblauen Augen über Romana. Das von ihr so geliebte Gesicht erhellte sich leicht und die junge Capulet nickte. Sie legte ihre warme Hand auf Romanas kühle Wange, streichelte sanft die blasse Haut und lächelte das Mädchen in ihren Armen liebevoll an. „Romeo ist tot. Und du lebst!“.

Diese Worte brachten Leichtigkeit in den erschöpften Körper und befreiten diese zarte Seele. Zum ersten Mal konnte das Mädchen frei atmen. Sie fühlte sich zum ersten Mal wirklich am Leben. Sie hatte ihn überlebt. Hatte den Teufel höchstpersönlich bezwungen. Neugeboren lag sie ihrer großen Liebe in den Armen. Und in diesem Augenblick war wirklich Romana gewesen die von Juliet angesehen wurde. Ihre Liebste erkannte sie endlich. Auch sie hatte sich vom Dämon in Knabenkleidung befreit. Seinen Fluch überstanden. Sie hielt Romana fest an ihrem rasenden Herzen. Als würde sie ihr so beweisen wollten das er es nicht mit sich genommen hatte. Das es nun ihr gehörte, dem Mädchen in ihren Armen. Es schlug jetzt spürbar für Romana. Überwältigt von dieser Erkenntnis und ihren starken Gefühlen suchten ein paar Tränen ihren Weg über die Wangen des Montague Mädchens. Doch das war in dem Moment vergessen in dem sie zum ersten Mal im bewussten Zustand die Lippen ihrer Juliet spürte. Ihr erster wahrer Kuss, So unfassbar berauschend, kraftvoll und ganz allein ihrer. Er schenkte ihr neue Kraft und die nutze Romana. Sie legte ihrer Liebsten eine Hand in den Nacken, zog sie näher zu sieh und erwiderte den Kuss. Erst jetzt fielen ihr die nassen blonden Haare auf. Sie hielt inne und bemerkte das Juliet ebenso Meerwasser triefte wie sie selbst. Sie hatte Romana tatsächlich gerettet. War sie ihr hinter her gesprungen oder ist sie die Klippe nach unten geeilt und fischte das ertrinkende Mädchen so heraus? Sie konnte es kaum glauben. Juliet hatte sie wirklich gerettet. Hatte ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, für sie. Und sie dort oben auf der Klippe nur Ihn gesehen hatte. Wieder rannen ihr Tränen übers Gesicht, konnte sie ihr Glück doch kaum fassen. Sie fiel der jungen Capulet um den Hals, drückte sie mit aller Kraft an sich aus Angst sie würde wieder verschwinden. Diese legte ihre Arme schützend um Körper ihrer Geliebten und hielt sie.

Als sich dann erneut ihre Lippen trafen, stand die Welt um sie herum still. Das schwache Herz des Montague Mädchens erwachte vollends zu neuem Leben. Dieser anhaltende Kuss voller Zuneigung, glich er doch einem unausgesprochenem Versprechen. Ein Schwur für die Ewigkeit. Schmiedete ein Band zwischen den zwei sich liebenden Herzen. Und verband die beiden Seelen für immer miteinander. Auf das sie nie getrennt werden würden, bis in alle Zeit.


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