Der Philosoph und Autor Richard David Precht wünscht sich mehr Verbote von Seiten der Politik. "Die Leute lieben Verbote", aüßerte er sich gegenüber der "Augsburgerischen Allgemeinen". Bereits in einem früheren Gespräch mit dem Soziologen Armin Nassehi an der Leuphana Universität in Lüneburg, war dieser Punkt Teil von Prechts Argumentation.
Immer wieder wird, gerade im Zuge der Klimakatastrophe, über die Möglichkeit gewisser Verbote gesprochen. Vor allem wenn es um den CO2 Ausstoß geht, sprechen wir häufig von Restriktionen, mit denen Fragen wie "Ist es möglich das Fliegen zu verbieten?" oder "Sollten wir komplett auf Elektro-Autos umsteigen?" einhergehen. Auch Abseits des Themas "Mobilität" drängen sich solcherlei Verbotsfragen auf, beispielsweise wenn es darum geht, ob man Platikverpackungen nicht generell abschaffen sollte. Der Philosoph Richard David Precht hat zum Thema Verbote eine klare Meinung.
Verbote und Pflichten sind sinnstiftend!
Bereits in einem Gespräch mit dem Soziologen Armin Nassehi bezog Precht klar Stellung: "Ich glaube wir haben eine Gesellschaft, die schreit nach Verboten. Das ist das, was die politischen Parteien nicht sehen wollen." Precht ist der Überzeugung, dass die Menschen, nach einer zunächst einsetzenden Abwehrhaltung, froh um die Verbote sein werden. Als Beispiel führte er sowohl in der Diskussion als auch gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ das Beispiel des "Rauchverbotes in Gaststätten" an. Auch dort hätte es zunächst Aufstandsähnliche Zustände gegeben, während wir es uns heute kaum noch vorstellen könnten, dass in unserem Lieblingsresturant neben uns Zigarren geraucht werden. "Wir wären entrüstet", so der Philosoph.
Precht führt seine positive Einstellung zum Thema Verbote darauf zurück, dass klare Grenzen ein sinnstiftender Faktor in unserem Leben sind. Verbote und Pflichten, so Precht, helfen den Menschen dabei, glücklich zu sein.
"Dann ist das halt so"
Das man sich an Umstände ohnehin gewöhnen wird, erläutert er anhand des Beispiels Massentierhaltung: „Wenn Sie in Deutschland etwa die Massentierhaltung verbieten wollten, hätten Sie bereits jetzt eine Bevölkerungsmehrheit dafür. Natürlich wäre erst mal die Folge, dass der Fleischpreis steigt. Dann würden sich die Leute ein bisschen ärgern. Und innerhalb ganz, ganz kurzer Zeit würden sie sich daran gewöhnen, dass Fleisch teurer ist als früher. Und irgendwann würde man es gar nicht mehr vergleichen. Dann ist das halt so.“
Den Verboten entgegen scheinen derzeit die deutschen Politiker zu stehen, die, laut Precht, "bis zur Blödigkeit darauf erpicht sein müssen, beliebt zu sein, und sich nie trauen, etwas zu machen, das vernünftig ist." Besonders den Grünen hatte man in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, eine Verbotskultur einführen zu wollen. Die Partei wehrte diesen Vorwurf stets ab. Precht aber ist der Überzeugung, dass dieses Abwehren der falsche Weg ist. Wenn man Veränderungen herbeiführen möchte, scheinen Verbote unumgänglich. Precht im Bezug auf die Grünen: "Aber wenn sie ihre Ziele umsetzen wollen, müssen sie genau das tun.“ (Verbotskultur)
Digitalisierung und Gesellschaft
Richard David Precht beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit den Möglichkeiten einer lebenswerten Zukunft. Seine Ideen und Visionen bezüglich der uns bevorstehenden "digitalen Revolution" finden immer wieder Gehör und regen zu Diskussionen an. Precht gilt beispielsweise als Verfechter eines Bedingungslosen Grundeinkommens, dessen Einführung er, in Anbetracht der auf uns zukommenden Jobverluste, für unumgänglich hält.
Sein zuletzt erschienenes Buch "Jäger, Hirten Kritiker: Eine Utopie für die digitale Gesellschaft" beschäftigte sich mit zukünftigen Problemen und deren Lösungenmöglichkeiten. Das Buch erreichte Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.
Topnews
Ein Geburtstagskind im November: Astrid Lindgren
Geburtstagskind im Oktober: Benno Pludra zum 100. Geburtstag
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Precht bei Maischberger: Radikale Ansichten?
Maschinen und Moral: Spannende Precht-Analyse
Richard David Precht über Corona-Maßnahmen und Klimawandel
Richard David Precht im Gespräch mit Ingo Schulze: Deutschland noch immer geteilt?
Richard David Precht kündigt neues Buch an
"Precht": Sind unsere Städte noch zu retten?
Philosoph Richard David Precht startet eigenen Podcast
NDR Sachbuchpreis 2020: Das sind die drei Finalisten
Richard David Precht über Corona-Maßnahmen: "In Teilen offenkundig überreagiert"
Kinderfrei für den Klimaschutz?
"Der größte Crash aller Zeiten": Eine dystopische Wirtschaftsprognose
"Der utopische Raum": Zukunftsweisende Veranstaltung in Wien
Der NDR Kultur Sachbuchpreis: Was uns im Jahr 2019 bewegte
Ian McEwan: Vom "Beginn eines neuen Zeitalters"
"Utopien für Realisten". Rutger Bregman bei ttt - titel thesen temperamente
Aktuelles
Pettersson kriegt Weihnachtsbesuch von Sven Nordqvist
Emily Dickinson: Sämtliche Gedichte
Pia Homburger: Poesie
Lili Körbers Abschied von Gestern
Die vergessene Moderne – Hermynia Zur Mühlen und die Kunst des Widerspruchs
Das gute Übel. Samanta Schweblins Erzählband als Zustand der Schwebe
Zwischen den Bildern – Margaret Atwoods „Book of Lives“
Abdulrazak Gurnahs : Diebstahl
Pia Homberger: Das Universum
Biss zum Abendrot von Stephenie Meyer – Heiratsantrag, Vampirarmee, Gewitter über Forks
Gregs Tagebuch 20 – Bock auf Party?
Salman Rushdie: Die elfte Stunde
Biss zur Mittagsstunde von Stephenie Meyer – Wenn Liebe schweigt und Wölfe sprechen
Zwischen Licht und Leere. Eli Sharabis „491 Tage“ – ein Zeugnis des Überlebens
Matthias Aigner: Ich
Rezensionen
Biss zum Morgengrauen von Stephenie Meyer – Erste Liebe im Dauerregen: Warum dieser Vampirroman bis heute wirkt
Crushing von Genevieve Novak – Millennial-Herz, Dating-Chaos, Humor als Selbstschutz
Maybe in Another Life von Taylor Jenkins Reid – Eine einzige Entscheidung, zwei Lebensläufe
„Die Leber wächst mit ihren Aufgaben – Komisches aus der Medizin“ von Eckart von Hirschhausen
Der große Sommer von Ewald Arenz– Ein Sommer, der vom Schwimmbad aus die Welt erklärt
Paradise Garden von Elena Fischer– Sommer, Nudeln mit Ketchup und der Moment, der alles teilt
Gespenster denken nicht – Shakespeares Hamlet als Gedankenreise durch ein zersetztes Drama
Qwert von Walter Moers – Ritterrüstung, Dimensionsloch, Herzklopfen
The Gingerbread Bakery von Laurie Gilmore – Zimt in der Luft, Funkstille im Herzen
Darm mit Charme von Giulia Enders – Ein Sachbuch, das den Bauch rehabilitiert
Wenn die Sonne untergeht von Florian Illies– Ein Sommer, der eine Familie und eine Epoche auf Kante näht
Apfelstrudel-Alibi (Rita Falk)– Eberhofer ermittelt zwischen Südtirol, Schnodder und Susi im Bürgermeisteramt