Die SWR-Bestenliste für Mai 2025 ist erschienen. 30 Literaturkritikerinnen und -kritiker aus dem deutschsprachigen Raum haben zehn Neuerscheinungen gewählt, denen sie eine möglichst große Leserschaft wünschen. Angeführt wird die Liste in diesem Monat von einem Gedichtband – eine Seltenheit in der literarischen Rangordnung.
1. Nadja Küchenmeister: Der Große Wagen (78 Punkte)
Gedicht. Schöffling & Co
Ein schwebender Text, der Schauplätze ohne Übergang wechselt und einer eigenen poetischen Logik folgt. Küchenmeister überführt die scheinbar banale Erkenntnis des Zeitvergehens in klare, bildreiche Sprache.
2. Antje Rávik Strubel: Der Einfluss der Fasane (68 Punkte)
Roman. S. Fischer Verlage
Hella Karl, 50, Feuilletonchefin in Berlin. Als sich ein Intendant das Leben nimmt, dem sie Machtmissbrauch vorgeworfen hatte, gerät ihr Leben ins Wanken. Eine Reflexion über Medienmacht mit überraschend komödiantischen Zügen.
3. Jonathan Lethem: Der Fall Brooklyn (51 Punkte)
Roman. Klett-Cotta Verlag
Ein Porträt Brooklyns über Jahrzehnte. Lethem erzählt von Jugendlichen, für die Kriminalität Alltag war – präzise, vielstimmig, nie verklärt.
4. Martin Mosebach: Die Richtige (50 Punkte)
Roman. dtv
Porträt eines egomanischen Malers und zugleich Parodie auf das Künstlerdasein. Zwischen Faszination und Machtmissbrauch entwirft Mosebach eine sprachlich durchkomponierte Farce.
5. Annett Gröschner: Schwebende Lasten (48 Punkte)
Roman. C.H. Beck Verlag
Das Leben der Blumenbinderin und Kranführerin Hanna Krause von 1913 bis in die 1990er – erzählt aus weiblicher Perspektive, präzise und unpathetisch. Ein Roman über das, was sonst unerzählt bleibt.
6. Tarjei Vesaas: Frühlingsnacht (44 Punkte)
Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Guggolz Verlag
Zwei Geschwister allein zu Hause, eine Gruppe Fremder bittet um Einlass. Ein dunkles, konzentriertes Kammerspiel mit existenzieller Spannung.
7. Yasmina Reza: Die Rückseite des Lebens (43 Punkte)
Übersetzt aus dem Französischen von Claudia Hamm. Hanser Verlag
Rund 50 literarische Kurztexte über Gerichtsprozesse. Reza schreibt so sachlich und nüchtern, dass das Beschriebene noch grausamer wirkt – tragisch, bösartig und komisch zugleich.
8. Schreibheft. Zeitschrift für Literatur Nr. 104 (34 Punkte)
Herausgegeben von Norbert Wehr. Rigodon Verlag, 160 Seiten, € 16,50
Das traditionsreiche „Schreibheft“ versammelt in seiner aktuellen Ausgabe u. a. Texte von Bjørn Aamodt, Jan Kjærstad, Jan Kuhlbrodt, Ann Cotten und Rosemarie Waldrop – literarische Entdeckungen in konzentrierter Form.
9. Christoph Hein: Das Narrenschiff (31 Punkte)
Roman. Suhrkamp Verlag
Ein Großroman über drei Generationen in der DDR – von der Gründung bis zum Zerfall. Hein bleibt seinem Ton treu: nüchtern, analytisch, ungeschönt.
10. Karl Ove Knausgård: Die Schule der Nacht (30 Punkte)
Roman. Aus dem Norwegischen von Paul Berf. Luchterhand Verlag
Ein Künstler, der alles der Kunst opfert und tief fällt. Fortsetzung des „Morgenstern“-Zyklus, ein düsteres, philosophisch grundiertes Werk über Schuld, Wahrheit und Selbstzerstörung.
Sendung und Veranstaltung
Nächste Sendung
Aufzeichnung vom 29. April in der Stadtbücherei Heidelberg
Mit: Cornelia Geißler, Beate Tröger, Denis Scheck
Moderation: Carsten Otte
Lesungen: Isabelle Demey, Dominik Eisele
Ausstrahlung: Sonntag, 04. Mai 2025, 17:04 Uhr, SWR Kultur
Nächste Veranstaltung
Im Künstlerhaus Edenkoben
Mit: Jutta Person, Nicola Steiner, Christoph Schröder
Moderation: Carsten Otte
Lesungen: Antje Keil, Johannes Wördemann
Dienstag, 27. Mai 2025, 19:00 Uhr
Gerrit Bartels (Berlin), Helmut Böttiger (Berlin), Gregor Dotzauer (Berlin), Martin Ebel (Zürich), Eberhard Falcke (München), Meike Feßmann (Berlin), Cornelia Geißler (Berlin), Paul Jandl (Berlin), Sandra Kegel (Frankfurt), Dirk Knipphals (Berlin), Anne-Dore Krohn, Martina Läubli (Zürich), Jörg Magenau (Tübingen), Ijoma Mangold (Berlin), Klaus Nüchtern (Wien), Jutta Person (Berlin), Iris Radisch (Hamburg), Denis Scheck (Köln), Christoph Schröder (Frankfurt), Julia Schröder (Stuttgart), Gustav Seibt (Berlin), Shirin Sojitrawalla (Wiesbaden), Hubert Spiegel (Frankfurt), Nicola Steiner (Zürich), Daniela Strigl (Wien), Beate Tröger (Frankfurt), Kirsten Voigt (Baden-Baden), Jan Wiele (Frankfurt), Insa Wilke (Berlin), Hubert Winkels (Köln)
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