Schwanzland Seite Fünf

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Er musste oft selbst lachen, wie leicht alles hierin zu erreichen war. Eines raubte ihm zeitweise die Ruhe. Er war nicht mehr dieser Junge, in dem das revolutionäre Blut bestimmte und der für Gerechtigkeit, Grundrechte und Demokratie kämpfte. Als Junge dachte er stets, welche Arschlöcher alle Politiker der Republik sind, die für Macht und Geld all ihre liberalen Prinzipien untergraben. Er schwor damals, nie so zu sein. Er sah nun einen jeden Tag in seinen Spiegel und verstand endlich, warum er auch so war. Das Gefühl, „unbesiegbar zu sein“, war augenblicklich sogar geiler als derbeste Sex seiner ersten Zeiten, zu dem er längst nicht mehr fähig war. Er hoffte nun auf seine Unendlichkeit.

Jedoch war dieses Gefühl ebenso nicht von Dauer. Je älter er täglich wurde, desto mehr verschwand die Zufriedenheit, die an der Oberfläche weilte. Er musste auch altersbedingt seine Süchte und Triebe einstellen. Er war Raucher, musste aufhören, er wollte, konnte aber nicht. Er trank jeden Tag, war Fleischesser, er musste aufhören, er wollte, konnte aber nicht. Er wollte wilden Sex, konnte aber nicht. Geld hatte er genug. Er konnte sich das teuerste, beste Viagra leisten, er wollte, konnte, durfte aus vielerlei Gründen aber nicht. Er durfte vieles nicht. Innerlich war er fast ohnmächtig, äußerlich dennoch mächtig und wichtig.

Dieses Nicht-von-Dauer und das fehlende innere Behagen drängten ihn unweigerlich zu einer anhaltenden Dauer. Er war inzwischen alt, seiner Meinung nach war er aber noch nicht am Ziel. Schwanz I bereitete sich auf das höchste Amt vor, er wollte Bundespräsident werden.

Alsbald hing sein Name auf einem Schildchen am höchsten Hofe der Schwanzrepublik. Das Bild der Mutter vor sich auf dem Tisch und vom Vater in der Lade, denn dieses erinnerte zu sehr an seine Worte: „Bleib naturgetreu, geistreich und wild.“

Die Ruhe war schnell gekehrt. Der Präsident saß auf dem Präsidentensessel, von seinem Tisch aus beobachtete er den Sonnenuntergang. So schön und einfach war augenblicklich alles. Er dachte jedoch: „Wie schön wäre es, wenn ich zu alldem noch zwei der schönsten und zartesten Muschis nackt auf dem Schoß links und rechts hätte und dazu so viel, jede Menge Potenz, sie beide so oft und öfters zu beglücken, dass ich mich endlich wieder wie der Gott fühlen würde, der ich schon einmal war“.


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