C. Funke / G. del Toro: „Das Labyrinth des Fauns“ Die Flucht in eine andere Welt

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Was für eine großartige Fusion! Die Bestseller-Autorin Cornelia Funke und der oscarprämierte Regisseur Guillermo del Toro haben ein gemeinsames Buch geschrieben. Das Ergebnis? Ein erschüttender Abenteuer-Fantasy-Roman mit dem Titel "Das Labyrinth des Fauns".

In welch einer Welt wollen wir leben? Die Flucht aus der Gegenwart ist Thema des Buches "Das Labyrinth des Fauns". Foto: S. Fischer Verlag

Hier trafen sich zwei Meister ihres Faches. Der Regisseur Guillermo del Toro hatte die Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke gefragt, ob diese nicht Interesse daran hätte, seinen Film in Buchform zu übertragen. In dem daraus entstandenen Roman fusionieren die Stile der beiden förmlich: "Das Labyrinth des Fauns" ist Kunst, Horror und Magie zugleich. Wer sich noch an den großartigen de Toro Film "Pans Labyrinth" aus dem Jahre 2006 erinnern kann, der füge dieser düsteren Thematik die phantastische Erzählweise Cornlelia Funkes hinzu, um eine ungefähre Vorstellung davon zu bekommen, was uns hier geboten wird.

Erst 2018 erhielt del Toro für seinen Film "Shape of Water - Das Flüstern des Wassers" den Oscar als "Bester Regisseur". Funke erreichte mit ihren Jugend- und Kinderbuchreihen ("Tintenwelt-Trilogie") merhrmals Bestsellerstatus.

Flucht vor der Grausamkeit

Wir befinden uns in den Wäldern Nordspaniens, es ist das Jahr 1944. Gemeinsam mit ihrer hochschwangeren Mutter zog die junge Ofelia hier her, auf das Gut ihres Stiefvater Capitán Vidal, der ein grausamer Faschist ist und im Auftrag Francos Widerstandskämpfer jagt. Interessieren tut sich der Stiefvater lediglich für das ungeborene Kind, seinem Sohn. Er ist kaltherzig, sadistisch und herrschsüchtig. Mit großem Vergnügen quält er Frauen, Männer und Kinder.

Ofelia kann nicht verstehen, warum sich ihre Mutter nach dem Tod des Vaters für solch einen Sadisten entschieden hat. Allmählich beginnt sie sich in eine Traumwelt zu flüchten. Der Wald wird zu einer eigenen Welt, in der ihr magische Wesen begegnen, die in ihr, Ofelia, die Prinzessin einer unterirdischen Welt sehen. Um herauszufinden, ob das Mädchen tatsächich diese lang ersehnte Prinzessin ist, soll sie drei Aufgaben lösen. Gestellt werden ihr diese von einem geheimnisvollen Faun.

In welch einer Welt wollen wir leben?

Um der grausamen Realität zu entkommen, taucht Ofelia immer tiefer in ihre Traumwelt ein. Sie kämpft gegen Kinderfresser und einer giftigen Kröte, bahnt sich ihren Weg durch ein verzwicktes Labyrinth. Die Umstände der realen Welt erhalten dabei nach und nach Einzug ins träumerische Reich. Wem dient der Faun wirklich? Was wollen die Feen von ihr, von denen sie ständig umgeben ist? Traum und Wirklichkeit verschmelzen zunehmend. Keine Welt scheint sicher zu sein, vor den Grausamkeiten der Faschisten. Selbst die phantastischste nicht.

Wie schon der Film "Pans Labyrinth" öffnet der Roman auf grandiose Weise verschiedenste Erzähl- und Deutungsebenen. Magie und Horror verschmelzen auf hoch-artifizieller Weise mit Politik und Gesellschaftskritik. Kaum nötig zu erwähnen, dass die Geschichte von der Flucht in eine andere, nahezu unvorstellbare, Welt, gegenwärtig hoch aktuell ist. Der glänzende Stil, der sich aus dem Zusammenschluss del Toro´s und Funke´s ergibt, macht es unmöglich, an der wichtigen Schlüsselfrage des Romans: "In welch einer Welt wollen wir leben" vorbeizulesen.


Cornelia Funke / Guillermo del Toro - Das Labyrinth des Fauns; Aus dem Englischen von Tobias Schnettler; S. Fischer, 2019, 318 Seiten, 20 Euro



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