Der italienische Schriftsteller Claudio Magris feiert heute (10. April) seinen 80. Geburtstag. Einer seiner Wünsche - der, nach einem vereinten Europa - bleibt nach wie vor unerfüllt.
Täglich errreichen uns in diesen Tagen neue Brexit-Eilmeldungen und Nachrichten, die uns beharrlich an die bevorstehende, richtungsweisende Europawahl erinnern. In diesen Zeiten des Auf- und Umbruchs feiert der Autor Claudio Magris, der stets ein Kämpfer für ein vereintes Europa gewesen ist, seinen 80. Geburtstag.
"Ungelenkt und zögerlich"
„Ich betrachte mich als europäischen Patrioten, und ich habe immer von der Bildung eines wahren europäischen Staates geträumt - dezentral, föderal, aber ein wahrer Staat mit einer Verfassung und allgemeingültigen Gesetzen, mit einer Sozial- und Finanzpolitik und so weiter“, äußerte sich Magris gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist eine Vision, die nicht nur auf einer gemeinsamen kulturellen Tradition, auf einigen essenziellen gemeinsamen Werten (...), sondern auf der konkreten Realität aufbaut.“
Probleme zu lösen fiele der Europäischen Union immer schwerer, so der Autor. Politische und juristische Antworten lägen in weiter Ferne. „Die Europäische Union ist ungelenk, zögerlich, innerlich in Tausende Blöcke und Tausende Partikularinteressen unterteilt, unfähig, starke Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für die gemeinsamen Probleme zu übernehmen.“
Der Grenzgänger
Oft wird Magris als der europäischer Patriot und Grenzgänger schlechthin bezeichnet. 1939 in der italienischen Hafenstadt Triest geboren, wurde er von klein auf kosmopolitisch geprägt. Triest liegt an der Grenze zwischen romanischem, germanischem und slawischem Kulturraum, eine Ort, der die Persönlichkeit des Autors und die somit auch sein Schaffen stark beeinflusst hat.
Von "Ein anderes Meer" (1991) bis "Blindlings" (2005) stehen seine Werke für ein Europa der Vielfalt, erzählen von der Entwicklung der europäischen Seele und regionalen Umwälzungen. Deutschland beschreibt der Autor als seine "zweite Heimat". Für viele Jahre lehrte er als Progessor Deutsche Sprache und Literatur in Triest, und gilt als einer der bedeutensten italienischen Germanisten.
„Die deutsche Sprache ist natürlich nicht meine Muttersprache, aber sie ist auch nicht einfach eine Fremdsprache, die ich spreche und kenne, sondern eine Art Muttersprache Nummer zwei, und sie beinhaltet auch viele Dinge meiner Art und Weise, die Welt zu sehen.“
Im Bezug auf seinen 80. Geburtstag blickt Magris weniger auf ein zu feierndes Ereignis, als auf die im Laufe der Zeit verlorenen Weggefährten. Solch ein Verlust schmerzt. „Doch diese Weggefährten und Weggefährtinnen haben wir nicht verloren; ich spüre sie in gewisser Weise an meiner Seite, ich spreche über sie in der Gegenwart und nicht in der Vergangenheit, so wie ich sage, dass Goethe ein Dichter ist, nicht, dass er ein Dichter war, als habe er aufgehört, es zu sein.“
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