Netflix bleibt auf Kurs in Richtung globales Mystery-Monopol und hat sich nun Dan Browns neuesten Roman The Secret of Secrets einverleibt – noch bevor das Buch am 9. September 2025 offiziell erscheint. Dass man sich solch eine Adaption nicht entgehen lässt, ist wenig überraschend. Überraschend ist höchstens, wie entschlossen und teuer dieser Schritt ausgefallen ist: Laut Branchenportalen gehört der Deal zu den bislang aufwendigsten Rechtekäufen des Streaminggiganten.
Zwischen Logik und Legende: Netflix adaptiert Dan Browns „The Secret of Secrets“
Wissenschaft trifft Weltverschwörung
Im Zentrum steht erneut Harvard-Professor Robert Langdon, Symbolologe von Beruf und genrebedingt seit Jahrzehnten in Permanenz auf der Flucht. Diesmal verschlägt es ihn nach Prag, eingeladen zu einem Vortrag der Noetik-Forscherin Katherine Solomon – eine Figur, deren Name nicht zufällig an frühere Brown-Werke erinnert. Kurz vor der Präsentation wird Solomon entführt. Das Manuskript, das sie veröffentlichen wollte, enthält offenbar Erkenntnisse, die die Grenzen zwischen Neurowissenschaft und Metaphysik verwischen.
Was folgt, ist ein globales Rätselspiel, das nicht nur kryptische Symbole, sondern auch die Architektur okkulter Machtstrukturen offenlegt. Von Prag über London bis nach New York wird Langdon durch eine Handlung gejagt, die sich zwischen mittelalterlicher Mystik und futuristischer Forschung bewegt. Brown bleibt sich treu – und das heißt: Die Spannung liegt weniger im „ob“, sondern im „wann fällt der nächste Hinweis auf ein altes Geheimnis wie durch göttliche Fügung in Langdons Schoß“.
Carlton Cuse: Routiniert im Rätselhaften
Die Serienadaption liegt in den Händen von Carlton Cuse, bekannt durch Lost – jene Serie, deren Ende mehr Fragen hinterließ als der Vatikan Archivbände hat. Cuse hat seitdem gezeigt, dass er Stoffe mit komplexem Unterbau auf Serienlänge zu strecken weiß, ohne dass ihnen zwangsläufig der Atem ausgeht (Jack Ryan, Locke & Key). Unterstützt wird er von Emma Forman als Executive Producerin. Gemeinsam wollen sie eine visuell wie dramaturgisch opulente Umsetzung schaffen.
Die Produktion übernimmt Genre Arts, die mit Netflix bereits andere hochbudgetierte Projekte realisiert haben. Ein Serientitel? Noch nicht bekannt. Der Inhalt? Klassischer Brown, nur größer gedacht.
Ein Sequel mit Symbolkraft
The Secret of Secrets ist der sechste Roman um Langdon. Nach den Verfilmungen von The Da Vinci Code, Angels & Demons und Inferno sowie der Serie The Lost Symbol betritt man erneut vertrautes Terrain: Ein Gelehrter als Actionheld, eine Wissenschaftlerin in Not, eine Verschwörung mit tiefer Geschichte – das alles verpackt in Hochglanzbilder und Dialoge, die mit der Gravität alter Manuskripte daherkommen.
Zwischen Fiktion und Funktion
Was diese Serie bereits im Vorfeld besonders macht, ist der doppelte Reflexionsraum: Einerseits projiziert sie ein vertrautes Erzählmuster in neue geopolitische Räume. Andererseits greift sie mit der Noetik – also der Wissenschaft vom Denken selbst – ein Thema auf, das derzeit nicht nur spirituelle Zirkel, sondern auch Neuroforschung und KI-Diskurse durchzieht. Ein intellektuelles Gewand also, das gerade deshalb so spannend sein könnte, weil es so gefährlich nahe an aktuelle Selbstoptimierungsfantasien reicht.
Mythos und Wissenschaft
Netflix investiert nicht nur in eine literarische Marke, sondern in eine Erzählformel, die trotz ihrer Vorhersehbarkeit international funktioniert: Rätsel, Relikte, Rasanz. Dass Brown dabei immer wieder das Spiel mit Mythos und Wissenschaft bemüht, ist kein Nachteil – sondern ein bewusstes Stilmittel. Man darf gespannt sein, wie viel Substanz die Serie diesem altbewährten Prinzip noch abgewinnen kann. Oder ob sie sich – wie der Titel andeutet – letztlich selbst im Geheimnis verliert.
Dan Brown
Dan Brown, geboren 1964 in Exeter, New Hampshire, zählt zu den erfolgreichsten Thrillerautoren der Gegenwart. Mit dem internationalen Bestseller The Da Vinci Code (Sakrileg) schuf er nicht nur eine globale Verschwörungswelle, sondern auch eine Figur mit Kultstatus: den Symbolforscher Robert Langdon. Browns Romane verbinden historische Rätsel, wissenschaftliche Spekulation und atemlose Spannung – ein Erfolgsrezept, das seine Bücher in 54 Sprachen brachte und millionenfach über die Ladentheken gehen ließ. Ausgebildet in Kunstgeschichte und Sprachen, verknüpft Brown seine akademischen Interessen mit einem Gespür für dramatische Inszenierung. Er lebt und arbeitet in Neuengland.
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