Am 13. April ist es wieder soweit: Druckfrisch lädt zur literarischen Monatslese – Denis Scheck führt durch die Abgründe des Alltags, den Himmel über unseren Köpfen und das goldene Flirren des amerikanischen Traums. Doch zwischen juristischem Realismus, meteorologischer Miniatur und Weltliteratur-Jubiläum blitzt ein Moment echter Subversion auf: Rolf Dieter Brinkmann, der ewige Störsender, wäre 85 geworden – und bekommt endlich wieder Sendezeit.
Yasmina Reza: Die Rückseite des Lebens (Hanser)
Reza geht dorthin, wo man nur freiwillig sitzt, wenn man schreibt: ins Gericht. Sie notiert das Zerbröseln der Zivilisation in 20 Prozessen – Mord, Gier, Lebensverdruss. Alles lakonisch, unpathetisch, oft schockierend banal. Keine Deutungsangebote, keine moralische Oberkante – dafür kleine autobiografische Einsprengsel, die das Private leise ins Öffentliche schleifen. Ein Buch wie ein Stillleben mit Blutspur.
Vincenzo Levizzani: Das Geheimnis der Wolken (HarperCollins)
Levizzani schreibt über Wolken, als seien sie literarische Gestalten – flüchtig, vielschichtig, schwer zu packen. Und das ist klüger, als es klingt. Denn wer den Himmel verstehen will, muss lernen, seine Zeichen zu lesen. Der Autor erklärt Zyklone und Cumulus mit Charme, Wissen und einem Schuss Poesie. Ein Buch für alle, die beim Blick nach oben mehr als Wetter sehen wollen.
F. Scott Fitzgerald: Der große Gatsby (Manesse)
Gatsby glänzt – und das nicht nur in Robbens eleganter Neuübersetzung. Hundert Jahre nach seinem Erscheinen ist Fitzgeralds Roman über Geld, Begehren und die große amerikanische Selbsttäuschung aktueller denn je. Eine Liebesgeschichte als Tarnkappe für den sozialen Aufstieg, ein Erzähler, der mitkuckt und mitdenkt – und am Ende stehen Trümmer, Illusionen und eine der schönsten letzten Zeilen der Literaturgeschichte.
Rolf Dieter Brinkmann zum 85. Geburtstag
Er hätte 85 werden sollen. Stattdessen starb Rolf Dieter Brinkmann im April 1975 in London – überfahren vor einem Pub, kurz nach einer fulminanten Lesung beim Cambridge International Poetry Festival. Sein letztes Werk Westwärts 1 & 2, kurz zuvor drastisch gekürzt und an den Verlag geschickt, versammelt Gedichte wie Schnappschüsse: schnell, verletzlich, aufgeladen mit Pop, Wut und melancholischer Klarheit. Brinkmann war nie kompatibel, weder mit dem Literaturbetrieb noch mit der Idee eines friedlichen Alterns. Seine Sprache schneidet, seine Bilder brennen. Dass Druckfrisch ihn wieder hörbar macht, ist mehr als eine Geste – es ist ein Echo aus einer Zone, in der Literatur noch Risiko war.
Druckfrisch mit Denis Scheck
Erstausstrahlung: Sonntag, 13. April 2025, 23:35 Uhr, Das Erste (ARD)
Wiederholung: Mittwoch, 16. April 2025, 03:20 Uhr, Das Erste (ARD)
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