Wer ist Joe Biden? In seinem vor kurzem erst bei Suhrkamp auf Deutsch erschienen Buch "Joe Biden: Ein Porträt" zeichnet der vielfach ausgezeichnete Journalist Evan Osnos das Bild eines Mannes, der in seinem Leben mehrfach mit herben Rückschlägen zu kämpfen hatte. "Joe Biden ist zugleich der unglücklichste und der glücklichste Mensch, den ich kenne", wird im Ankündigungstext des Buches ein Weggefährte des Demokraten zitiert. Spiegelt dieser zerrissene Charakter nicht auch ein offensichtlich gespaltenes Land wieder?
Die Welt wartet in diesen Stunden gespannt auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA. Donald Trump fiel in diesem Kopf an Kopf Rennen zuletzt immer weiter zurück. Sein demokratischer Herausforderer Joe Biden hofft indessen weiter auf die Aufzählungen der Briefwahlen. Es ist ein Kampf zweier Charaktere, die in ihrer Außenwirkung unterschiedlicher nicht sein könnten. Trump, hinlänglich bekannt als "der Twitter-Präsident", ließ in den vergangenen vier Jahren nur selten eine Gelegenheit verstreichen, wenn es darum ging, persönliche Verärgerung und Entrüstung publik zu machen. Joe Biden hingegen, zeigte weitaus weniger mediale Präsenz und hielt sich, im Gegensatz zu vielen anderen Kandidaten aus seiner eigenen Partei, auf Twitter und Facebook weitestgehend zurück. Biografisch hatten wir in den vergangenen Jahren immer wieder einen jungen Trump aufgetischt bekommen, von Lebensumständen lesen können, die ihn zu dem werden ließen, was er heute ist. Über Biden ist hierzulande bisher wenig erschienen. Das jedoch ändert sich nun, mit dem gerade bei Suhrkamp erschienen Buch "Joe Biden: Ein Porträt" des vielfach ausgezeichneten Journalisten Evan Osnos, der den Demokraten jahrelang begleitete und mehrfach interviewte.
Wer ist Joe Biden?
"Joe Biden: Ein Porträt" versammelt diese Interviews sowie viele weitere Gespräche mit Weggefährten wie Barack Obama. In der Biografie des 1942 geborene Biden, der bereits im Alter von 29 Jahren in den US-Senat gewählt wurde, spiegeln sich die Veränderungen der politischen Kultur der USA. Tiefe Furchen ziehen sich durch dieses Leben. Nur wenige Wochen bevor Biden seinen Amtseid ablegte, verlor er seine erste Frau und seine Tochter bei einem Autounfall. Vor fünf Jahren starb sein Sohn Beau an einem Hirntumor. Biden selbst, und so beginnt dieses Buch, starb beinahe an den Folgen eines Aneurysma. Schicksalsschläge, die die Persönlich formen, die vielleicht einen gewissen Entscheidungsmut und mit Sicherheit die Fähigkeit hervorbrachten, Empathie aufzubringen.
Schnell wird anhand dieser biografischen Eindrücke klar, dass Joe Biden an seinen Prüfungen - an den persönlichen wie an den politischen - zunehmend wuchs und sein eigenes Leben - von der Seite des Todes aus - immer stärker reflektierte. In einem Interview mit dem Tagesspiegel sagt der Autor dieser Buches: "Sein persönliches Leiden macht ihn besonders empfänglich für die Schmerzen, die die Amerikaner gerade durchmachen." Diese Schmerzen zu lindern, das ist die gewaltige Aufgabe, die sich Joe Biden vorgenommen hat.
Trumps Dreck aufsammeln
Und mit dieser gewaltigen Aufgabe geht mehr oder weniger einher, ein offensichtlich gespaltenes Amerika wieder zu vereinen. Der angehende Präsident spricht davon, das Land zu heilen. Anders gesagt: Was Trump die letzten vier Jahre an Dreck hinterlassen hat, soll nun von den Demokraten aufgesammelt und weggekehrt werden. Und nicht ohne Grund wird an die Übersetzung dieser Aufgabe an vielen Stellen gezweifelt, stellt sich doch zunächst einmal die Frage, ob das Land selbst überhaupt geheilt werden will? Zuletzt hatte Biden recht widerwillig eingestehen müssen, dass die amerikanische Gesellschaft gespalten ist.
Wie genau diese "Wiedervereinigung" vonstatten gehen soll, beziehungsweise ob sie in ihren Ansätzen überhaupt umsetzbar ist, ist also unklar. Biden jedoch, und auch dies wird in diesem "Porträt" schnell klar, ist ein ausgezeichneter Stratege, der auch bereit sein wird Abstriche zu machen und strukturelle Veränderungen zuzulassen.
In wenigen Stunden wird feststehen, ob dieser zerrissene Charakter die Gelegenheit bekommen wird, die großen Herausforderungen, die er sich vorgenommen hat, anzugehen. Und während Donald Trump sich bereits jetzt aufführt wie ein Kind dem man das Spielzeug wegnehmen will, erscheint Biden auch hier als ein gelassener Gegenpol. Noch einmal Evan Osnos im Tagesspiegel-Interview: "Im Privaten sagt er manchmal, wenn er diese Wahl verliere, komme er darüber hinweg: weil er Schlimmeres erlebt habe."
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