Es ist eine Liste. Kein Kanon, kein Essay, kein literarischer Kompass- DIE ZEIT: "Das sind die 50 besten Bücher des 21. Jahrhunderts". Sondern eine Sammlung von Titeln, die sich – das liegt nahe – ohnehin schon im Archiv der ZEIT befinden. Viele dieser Bücher wurden besprochen, diskutiert, ausgezeichnet, manche sogar gefeiert. Und genau deshalb tauchen sie hier auf. Nicht, weil sie objektiv „die besten“ wären. Sondern weil sie präsent sind, auffindbar, anschlussfähig.
Eine Liste also, die eher Verwertung als Entdeckung ist. Eine Art literarisches Inventar der letzten 25 Jahre – redaktionell durchsortiert, nach Jahrgängen geordnet, mit Linkpotenzial versehen. Das klingt nüchtern. Vielleicht sogar ernüchternd. Und doch lohnt es sich, genauer hinzusehen.
Denn was sichtbar wird, erzählt auch von dem, was nur punktuell vorkommt. Afrikanische, asiatische und lateinamerikanische Stimmen sind vertreten – etwa durch Chimamanda Ngozi Adichie, Han Kang, Liu Cixin oder Marjane Satrapi –, doch sie bleiben Ausnahmen. Ihre Werke sind stark, prägnant, unverzichtbar – und trotzdem Einzelerscheinungen innerhalb einer ansonsten klar westlich dominierten Auswahl.
USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Skandinavien stellen den Großteil der Titel – stilistisch geprägt von psychologischer Innenschau, essayistischen Verfahren oder autofiktionalen Erzählweisen. Was man hier liest, ist keine Weltliteratur im umfassenden Sinn, sondern das, was sich im westlichen Literaturbetrieb durchgesetzt, etabliert und oft auch selbst gespiegelt hat.
Gleichzeitig zeigt sie, was unsere Zeit beschäftigt hat: Erinnerung, Identität, Sprache, Trauma, Nähe. Und sie macht deutlich, wie Literatur funktioniert – als Beziehung, nicht als Maßstab. Das Beste? Vielleicht. Zumindest das, worüber man gesprochen hat. Und das ist, bei aller Skepsis, ein brauchbarer Anfang.