Neues vom Literaturnobelpreisträger "Figurenstehen": Bisher unbekannte Erzählung von Günter Grass kommt noch im Juni

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Noch in diesem Monat erscheint die bislang unveröffentlichte Erzählung "Figurenstehen" des Literaturnobelpreisträgers Günther Grass. Ursprünglich war der Text als ein Kapitel des autobiografischen Werkes "Beim Häuten der Zwiebel" konzipiert. Hilke Ohsoling, Grass' langjähriger Mitarbeiterin, entdeckte die Erzählung im Archiv.

Ein noch unveröffentlichtes Werk des Literaturnobelpreisträgers Günther Grass kommt noch in diesem Monat in die Bücherregale. In der Erzählung "Figurenstehen" trifft der Protagonist jene Personen, die für die "Naumburger Stifterfiguren" Modell standen. Bild: Linsengericht - Eigenes Werk (Wikipedia)

Die Erzählung "Figurenstehen" soll am 30. Juni beim Steidl Verlag erscheinen. Im Zentrum der Geschichte steht die Tochter eines Goldschmieds, die unter anderem für die im 13. Jahrhundert geschaffene Plastik "Uta von Naumburg" Modell stand, und die es dem Protagonisten dieser Erzählung angetan hat. "Uta von Naumburg" ist eine der bedeutendsten plastischen Arbeiten der deutschen Gotik und eine von zwölf "Naumburger Stifterfiguren". Geschaffen wurden diese Plastiken vom "Naumburger Meister", einen namentlich nicht bekannten Steinbildhauer. Der Protagonist in Grass´ Erzählung bittet alle Modelle, die diesem "Naumburger Meister" für seine Werke Modell standen, in seinem Garten zu Tisch. Das Buch enthält neben der Erzählung auch den Text belebende Zeichnungen von Günter Grass.

Ankündigung (Steidl Verlag)

Als er gefragt wurde, mit welcher Frau in der Geschichte der Kunst er gerne zu Abend essen würde, nannte Umberto Eco Uta von Naumburg. So geht es auch dem Erzähler dieser Geschichte. Ende der 1980er Jahre auf Lesereise in der DDR, findet er sie, die schönste Frau des Mittelalters, mit elf weiteren Stifterfiguren im Naumburger Dom. Und weil auf dem Papier alles möglich ist, bittet er alle, nach deren Abbild der Künstler im 13. Jahrhundert die lebensechten Skulpturen geschaffen hat, in seinem Garten zu Tisch. Die Tochter des Goldschmieds, die für Uta Modell stand, hat es ihm besonders angetan. In einem gewagten Zeitsprung steht sie in der Gegenwart für ihren Lebensunterhalt auf Plätzen in Köln, Mailand oder Frankfurt »Figuren«. So sehr verfällt ihr der Erzähler, dass er überall nach ihr Ausschau hält und sich schließlich sogar für einen verhängnisvollen Botengang einspannen lässt.

"Nicht in der neuen Göttinger Werkausgabe enthalten"

Die von Grass´ langjähriger Mitarbeiterin Hilke Ohsoling im Archiv entdeckte Erzählung war ursprünglich als ein Kapitel des autobiografischen Buches "Beim Häuten der Zwiebel" konzipiert. Ohsoling hatte bereits vor der Entdeckung einzelne Hinweise gefunden, die auf "Figurenstehen" hindeuteten. So etwa Andeutungen auf einzelnen Manuskriptseiten, eine Skulpturengruppe in Grass´ Atelier, Verweise in einzelnen Lithographien. Laut Verlag handelt es sich hier um eine "unbekannte, feinsinnige Erzählung des Literaturnobelpreisträgers, die nicht in der Neuen Göttinger Werkausgabe enthalten ist."

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