Dreißig Jahre alt war Bertold Brecht, als er mit der "Dreigroschenoper" den größten Theatererfolge der Weimarer Republik feierte. Einige der in diesem kraftvollen Stück verwobenen Songs, etwa die "Moritat von Mackie Messer" oder der "Kanonensong" sind Welthits geworden. 3sat nimmt sich am 27. Februar (ab 20:15 Uhr) der "Dreigroschenoper" an und zeigt, dass die dort recht provokant angesprochen Themen nach wie vor hochaktuell sind.
Würde heut ein junger aufstrebender Lyriker, der nicht davor zurückschreckt, Themen provokant und bisweilen radikal zu verhandeln, der eine "wilde, kräftige, farbige Sprache" besitzt, die "... nicht aus Büchern zusammengelesen ..." ist; würde solch ein konsequenter Künstler heut auf den Plan treten, man würde ihn wohl eher canceln als lesen. Und dieser junge, aufstrebende Lyriker würde dann - besessen von den Möglichkeiten, mittels der Kunst zu partizipieren - aus diesem Eklat schöpfen müssen; würde Stücke schreiben, in denen jenes Canceln zur Schlinge um seinen und um den Hals der AktivistInnen wird, zur erstickenden Ideologie, die es immer nur gut meint, ja, zur Diktatur einer fixen Idee. Und vielleicht würde dieser junge Künstler, auf die Kunst als Körper insistierend, einen der Protagonisten am Ende seines Stückes ausrufen lassen: "Mein Fleisch soll im Rinnstein verwesen, dass eure Idee in den Himmel kommt? Seid ihr besoffen?" - so, wie es die Figur Andreas Kragler gegen Ende des Brecht-Stückes "Trommeln in der Nacht" ausruft.
"Und der Haifisch, der hat Zähne..."
In der Tat hätten es wohl gerade die frühen Werke Brechts heute schwer. Wo politische Radikalität herrscht, verdrängt sie den künstlerischen Gegenspruch. Wenn Kunstwerk die Radikalität des politischen Denkens und Handels enttarnt, Widersprüche aufzeigt und unbequeme Facetten beleuchtet, dann ist es für jene, auf denen der Scheinwerfer dann fällt am einfachsten, den Stecker zu ziehen. Selbst die "Dreigroschenoper", 1928 im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin uraufgeführt, hätte es heute nicht leicht. Dabei ist die dort verhandelte Thematik aktueller denn je: Haifischkapitalismus, Skrupellosigkeit, Klassenunterschiede, Wut- und Vergeltungswünsche. Um diese und weitere Bezüge der "Dreigroschenoper" zur Gegenwart geht es am 27. Februar in der 3sat-Reihe "Wahnsinnswerke". Hier sprechen unter anderem Musiker Campino, Schauspielerin Meike Droste sowie der Intendant des Berliner Ensembles Oliver Reese über die zentralen Themen Antikapitalismus, Opportunismus und Frauenbilder.
Die Uraufführung der "Dreigroschenoper" war einer der größten Erfolge der Theatergeschichte, die Macki Messer Ballade wurde bis heute von mehr als 200 Künstlerinnen und Künstler gecovert und 1952 schließlich am Broadway aufgeführt. Die Musik zum Stück schrieb Kurt Weil, am Text arbeite Brecht gemeinsam mit seiner damalige Lebensgefährtin Elisabeth Hauptmann. Insgesamt bediente sich Brecht während seiner Arbeit großzügig bei John Gays "The Beghars Opera".
Brechts gescheiteter Traum
Joachim A. Langs Drama "Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm" erzählt die Geschichte von Brechts gescheitertem Traum, sein Werk nach seinen Vorstellungen zu verfilmen. Er überwarf sich 1930 mit der Filmfirma, welche die Rechte an der "Dreigroschenoper" erworben hatte. Neben Lars Eidinger, der den kritischen Dramaturgen und Schriftsteller Bertolt Brecht spielt, sind außerdem Tobias Moretti, Hannah Herzsprung, Joachim Król, Claudia Michelsen und Robert Stadlober zu sehen.
Topnews
Ein Geburtstagskind im November: Astrid Lindgren
Geburtstagskind im Oktober: Benno Pludra zum 100. Geburtstag
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Kauf und Verkauf auf Medimops und Momox: Warum Sie hier nur seelenlose Bücher erhalten
ZDF und 3sat: Literarische Höhepunkte zur Frankfurter Buchmesse
MDR-Kultur: Jutta Hofmann liest Brigitte Reimann
Leipziger Buchmesse auch in diesem Jahr abgesagt
Das hier sind die besten Buchhandlungen Deutschlands
Spiegel Bestsellerliste: "Die Sonnenschwestern" auf Platz 1
Denis Scheck feiert 100. Sendung "lesenswert"
Zeig mir dein Bücherregal und ich sag dir wer du bist...
Von Null auf Eins: Joachim Meyerhoff und Jan Böhmermann erobern Bestsellerliste
Heute bei "ttt - titel, thesen, temperamente": Niklas Maaks Roman "Technophoria"
ARTE bringt mit TWIST neues Kulturmagazin
Die besten Youtube-Kanäle: Kultur, Literatur und Gesellschaft
Medienkritik: Bringt das ZDF genügend Literatur?
Sex, Sport, schreiben und lesen: Unsere große Chance
Dein Recht auf Faulheit!
Aktuelles
Beim Puppendoktor – Ein Bilderbuch über das Kind und sein Spiel
Denis Scheck über Fitzek, Gewalt und die Suche nach Literatur im Maschinenraum der Bestseller
Die Frauen von Ballymore von Lucinda Riley- Irland, eine verbotene Liebe und ein Geheimnis, das nachhallt
Katrin Pointner: Willst du Liebe
Geschenktipp zu Weihnachten: Otfried Preußlers Die kleine Hexe
Zwischen Fenster und Flug – Nikola Huppertz’ Gebrannte Mandeln für Grisou
Die stille Heldin von Hera Lind – Eine Mutter hält die Welt zusammen
Winnetou: Die besten Karl-May-Bände
Kiss Me Now von Stella Tack – Prinzessin, Personenschutz, Gefühlsernst
Kiss Me Twice von Stella Tack – Royal Romance mit Sicherheitsprotokoll
Literatur zum Hören: Was die BookBeat-Charts 2025 über Lesegewohnheiten verraten
László Krasznahorkais neuer Roman „Zsömle ist weg“
Zwischen Vers und Verwandlung – Fitzebutze als poetische Kindheitsform
Kiss Me Once von Stella Tack – Campus, Chaos, Bodyguard: eine Liebesgeschichte mit Sicherheitslücke
Michael Danzinger: (unbenannt)
Rezensionen
Die ewigen Toten von Simon Beckett – London, Staub, Stille: Ein Krankenhaus als Leichenschrein
Totenfang von Simon Beckett – Gezeiten, Schlick, Schuld: Wenn das Meer Geheimnisse wieder ausspuckt
Verwesung von Simon Beckett – Dartmoor, ein alter Fall und die Schuld, die nicht verwest
Leichenblässe von Simon Beckett – Wenn die Toten reden und die Lebenden endlich zuhören
Kalte Asche von Simon Beckett – Eine Insel, ein Sturm, ein Körper, der zu schnell zu Staub wurde
Die Chemie des Todes von Simon Beckett– Wenn Stille lauter ist als ein Schrei
Knochenkälte von Simon Beckett – Winter, Stille, ein Skelett in den Wurzeln
Biss zum Ende der Nacht von Stephenie Meyer – Hochzeit, Blut, Gesetz: Der Schlussakkord mit Risiken und Nebenwirkungen
Das gute Übel. Samanta Schweblins Erzählband als Zustand der Schwebe
Biss zum Abendrot von Stephenie Meyer – Heiratsantrag, Vampirarmee, Gewitter über Forks