Sibylle Berg provoziert: mit ihren Texten und als Person. Ihre Lebensgeschichte vom DDR-Flüchtling bis zur Bestsellerautorin klingt fast so, als hätte sie sie selbst erfunden. Die Ausgangsidee für ihren Film fanden Wildtrud Baier und Sigrun Köhler in einem Urteil aus der Presse: "Die erbarmungsloseste deutsche Schriftstellerin". Diese Bezeichnung könnte Angst einflößen - macht aber auch neugierig auf die Person, der sie zugeschrieben wird. Der 90-minütige Film stellt eine der schillerndsten und ungreifbarsten Figuren des deutschen Literaturbetriebs vor. Ausstrahlung am 31. Mai um 23:30 Uhr im SWR Fernsehen.
Frau Berg, die Clownschule und das Haus eines schwerhörigen Milliardärs
In Los Angeles besichtigt Sibylle Berg dank der Hilfe der Filmautorinnen ihr Traumhaus, ein Bungalow des Stararchitekten John Lautner, das leider nicht ihr, sondern einem schwerhörigen Milliardär gehört. Von Weimar ins Tessin gekommen hatte sie, völlig mittellos, eine Clownschule besucht, dort ihre ersten Schweizer Jahre verbracht und tausende Absagen ihrer Manuskripte erhalten. In Zürich hat sie es zu ihrem Leidwesen "nur" zu einer Eigentumswohnung gebracht. Bei den Stuttgarter Theaterproben zu einem ihrer Stücke kann man sie "bei der Arbeit" erleben. Sibylle Berg spricht über alles in Anführungsstrichen, mit der ihr eigenen ironischen Distanz, um sich zu schützen. Dennoch liebt sie es, wenn bei den Dreharbeiten etwas für sie Überraschendes passiert - eine gute Gelegenheit, um darüber zu twittern. So nämlich hält sie Kontakt zu ihren Leserinnen und Lesern. Diese Einlassungen werden gekonnt beiläufig in den Film integriert.
"Was ist das jetzt schon wieder für ein Themenfeld, über das ich nicht sprechen möchte?"
Der Film setzt sich humorvoll mit den Gesetzmäßigkeiten eines sogenannten Schriftstellerporträts auseinander. Die Autorinnen, die von Sibylle Berg liebevoll-bissig "ihre Doku-Schlampen" genannt werden, begleiten sie scheinbar konventionell beim Spazierengehen an die Orte ihrer Vergangenheit und führen ein "ellenlanges" Interview auf dem heimischen Sofa. Sie sind bei den Begegnungen mit Bergs Freundinnen dabei, der Schauspielerin Katja Riemann und der Autorin Helene Hegemann. Was Sibylle Berg in diesen Situationen teils absichtsvoll, teils unfreiwillig über sich preisgibt, ist erfrischend und in seiner Abseitigkeit unerwartbar und dadurch unterhaltsam.
"Wer hat Angst vor Sibylle Berg?" ist eine Koproduktion von Böller&Brot im Auftrag des SWR, gefördert von der MFG Baden-Württemberg. Der Film wird am 31. Mai um 23:30 Uhr im SWR Fernsehen gezeigt.
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Adolf Endler - "Die Gedichte": Ein Autor im Wandel der Zeit
„Johannes Kepler – der Himmelsstürmer“ - Dreharbeiten haben begonnen
Ausstellung zu Leben und Werk von Stefan Heym
Zum 150. Geburtstag: 3sat zeigt die Kulturdoku "Heinrich Mann, der unbekannte Rebell"
