Literatur, KI und Sichtbarkeit: Marc Elsberg über den Wandel des Buchmarkts

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Im Interview mit der ZEIT macht Marc Elsberg deutlich: Künstliche Intelligenz ist für ihn kein Gespenst, sondern ein Werkzeug – eines, das man wie jedes andere beherrschen muss. Schreiben und Plotten bleiben Handarbeit, die Geschichte entsteht in seinem Kopf, nicht im Prozessor. ChatGPT, Claude oder Perplexity sind für ihn eher „fleißige, aber unzuverlässige Praktikanten“: schnell, hilfreich, aber mit einer beunruhigenden Neigung zu frei erfundenen Fakten. (hier der link zum Interview der ZEIT)

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KI als Recherche-Boost – aber mit Kontrollpflicht

Gerade in der Recherche sieht er einen klaren Gewinn. Für eine indische Marktszene suchte er früher stundenlang nach Bildern, Gerüchen und Geräuschen, heute reichen oft wenige Minuten. Dass dabei auch mal Lammfleisch zwischen den Mangos landet, nimmt er gelassen – entscheidend ist, dass er prüft, auswählt und am Ende derjenige bleibt, der erzählt.

Der Literaturmarkt im Umbruch

Elsberg beschreibt einen Buchmarkt, in dem Sichtbarkeit härter umkämpft ist als je zuvor. Die Textflut ist Realität, Amazon begrenzt Selfpublishing-Uploads, und die größte Zielgruppe sind nicht Vielleser, sondern Gelegenheitsleser, die maximal ein Buch pro Jahr anfassen – für die könnte bald auch ein KI-Text genügen. Angst hat er davor nicht. Stattdessen sieht er die Notwendigkeit, dass Autorinnen und Autoren ihren Werkzeugkasten erweitern, um sichtbar zu bleiben.

Klare Haltung statt Hype oder Panik

Bemerkenswert ist, wie Elsberg sich der gängigen Schwarz-Weiß-Debatte entzieht. Er inszeniert KI weder als kreative Wunderwaffe noch als existenzielle Bedrohung. Stattdessen betont er die Verantwortung des Autors: Die Maschine mag zuarbeiten, aber Entscheidungen, Ton und Dramaturgie bleiben beim Menschen. Dieses nüchterne Selbstverständnis ist im deutschsprachigen Literaturbetrieb selten – gerade weil hier KI-Nutzung oft noch als Tabu gilt.

Vom Zeitalter der Aufklärung zur Ära der Mustererkennung

Im größeren Kontext ordnet er KI als Teil einer kulturellen Verschiebung ein: weg von der kausal begründeten Aufklärung, hin zu einer Welt, in der Mustererkennung ausreicht – Erkenntnisse ohne zwingendes „Warum“. Vertrauen wird damit zur neuen Leitwährung.

Unabhängige KI-Modelle statt Konzernmacht

Elsbergs Forderung: unabhängige, öffentliche KI-Modelle nach Vorbild des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, um technologische Abhängigkeiten zu reduzieren. Denn Technik formt uns ebenso, wie wir sie formen – ein Gedanke, den er mit McLuhan und Churchill unterstreicht.

Stoff für die nächsten Science-Thriller

Dass KI längst nicht nur unsere Literaturproduktion, sondern auch unsere Sprache und Denkweise verändert, sieht er nicht als Bedrohung, sondern als laufenden Prozess. Für den Autor von Blackout, Zero, Helix und Celsius ist das zugleich Warnung und Inspiration – Material, aus dem sich die nächsten großen Thriller spinnen lassen.

Zum Autor

Marc Elsberg wurde 1967 in Wien geboren. Er war Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Wien und Hamburg sowie Kolumnist der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“. Heute lebt und arbeitet er in Wien. Mit seinen internationalen Bestsellern BLACKOUT und ZERO etablierte er sich auch als Meister des Science-Thrillers. Beide Thriller wurden von „bild der wissenschaft“ als Wissensbuch des Jahres in der Rubrik Unterhaltung ausgezeichnet und machten ihn zu einem gefragten Gesprächspartner von Politik und Wirtschaft.

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