Tiefgründige Erzählung über Trauer, Isolation Rezension zu "Mein drittes Leben" von Daniela Krien

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Daniela Krien, eine der beeindruckendsten Stimmen der zeitgenössischen deutschen Literatur, kehrt mit ihrem neuesten Werk "Mein drittes Leben" zurück und setzt sich erneut mit den großen Fragen des Lebens auseinander: Was bedeutet es, neu anzufangen? Wie gehen wir mit Verlust um? Und was bleibt, wenn alles verloren scheint?

Mein drittes Leben Mein drittes Leben Eine berührende Geschichte von Verlust und Neuanfang
 Diogenes Verlag

Eine Frau, die das Leben neu entdeckt

Der Roman „Mein drittes Leben“ von Daniela Krien, nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024 und erschienen beim Diogenes Verlag, ist eine tiefgründige Erzählung über Trauer, Isolation und den mühsamen Weg zurück ins Leben. Im Zentrum steht die Protagonistin Linda, eine ehemalige Kunstmaklerin aus Leipzig, die nach dem tragischen Tod ihrer Tochter und einer überstandenen Krebserkrankung ihr altes Leben hinter sich lässt und sich in ein abgelegenes Dorf zurückzieht. Auf einem viel zu großen Hof, den sie gepachtet hat, kämpft Linda mit tiefer Trauer und der Herausforderung, sich selbst neu zu finden.

Stil und Erzählweise – Die feinen Nuancen des Lebens

Krien verzichtet auf überflüssige Ausschmückungen und setzt stattdessen auf eine minimalistische Erzählweise, die dem Leser viel Raum für eigene Interpretationen lassen. Sie verzichtet auf überflüssige Ausschmückungen und setzt stattdessen auf eine minimalistische Erzählweise. Nicht der große Pathos sondern die einfachen Woche die trotz der sprachlichen Schlichtheit, die inneren Konflikte und Gefühle der Protagonistin Linda intensiv und berührend darzustellen.

Linda, die früher erfolgreich und in der Leipziger Künstlerbohème fest verankert war, verliert nach dem Unfalltod ihrer 17-jährigen Tochter Sonja jeglichen Halt. In ihrer Verzweiflung zieht sie sich komplett zurück, vernachlässigt ihren Körper und greift zu Medikamenten, um ihre emotionalen Schmerzen zu lindern. Doch der Versuch, in der Abgeschiedenheit des Dorfes und in der harten Arbeit auf dem Hof Ablenkung zu finden, bleibt eine große Herausforderung. Zusätzlich zerbricht ihre Ehe, als ihr Mann Richard sie für eine andere Frau verlässt, und auch Freundschaften, die sie einst getragen haben, gehen verloren. Linda verliert nicht nur ihr Zuhause, sondern auch den Glauben an ihr bisheriges Leben.

Heilung durch Arbeit und Natur

Der Roman schildert Lindas langsamen und schwierigen Heilungsprozess, der nicht ohne Rückschläge verläuft. Besonders interessant ist die Einbettung ihres Trauerprozesses in einen historischen Kontext. Die Dorfbewohner, die Linda umgeben, wie Klaus und Bruni, repräsentieren die enttäuschten Hoffnungen vieler Menschen nach der Wende. Über die Geschichte der ursprünglichen Besitzerin des Hofes, Grete Adomeit, wird eine Verbindung zu den Flucht- und Kriegserfahrungen aus Ostpreußen hergestellt. Diese historischen Elemente verleihen der Erzählung eine tiefere Dimension, die über das Persönliche hinausgeht.

Besonders prägnant ist die Metapher des Gartens, den Linda auf dem Hof pflegt. Das Wachsen und Verwelken der Pflanzen steht symbolisch für ihre eigene emotionale Entwicklung. Das langsame Aufblühen und Verwelken der Natur spiegelt Lindas inneren Weg, ihre Trauer zu verarbeiten und zu integrieren. Daniela Krien zeigt damit, wie eng das Leben und die Natur miteinander verwoben sind und dass Heilung und Wiederaufbau Zeit und Geduld erfordern.

Ein Roman über Vergänglichkeit und Resilienz

„Mein drittes Leben“ thematisiert die Vergänglichkeit des Lebens und die Frage, wie man nach schmerzhaften Verlusten wieder Glück und Zufriedenheit finden kann. Daniela Krien gelingt es, mit großer sprachlicher Eleganz und psychologischem Feingefühl die verschiedenen Phasen der Trauer darzustellen – von der emotionalen Lähmung bis hin zur allmählichen Rückkehr ins Leben. Die Stärke des Romans liegt in seiner leisen, aber eindringlichen Darstellung menschlicher Emotionen und der Einsicht, dass das Leben, trotz aller Rückschläge, immer die Möglichkeit eines Neuanfangs bietet.

Die Autorin

Daniela Krien, geboren 1975, hat sich mit ihren tiefgründigen und feinfühligen Romanen als eine zentrale Figur der deutschen Literatur etabliert. Nach ihrem Studium in Leipzig begann sie 2010 als freie Autorin und erlangte große Bekanntheit mit „Die Liebe im Ernstfall“ (2019), das in viele Sprachen übersetzt wurde. Auch „Der Brand“ (2021) bestätigte ihren Erfolg und zeigte ihr Talent, menschliche Beziehungen und Krisen mit psychologischer Tiefe zu schildern.

Mit „Mein drittes Leben“ (2024), nominiert für den Deutschen Buchpreis, beweist Krien erneut ihre Fähigkeit, schwierige Themen wie Trauer und Neuanfang in klarer, poetischer Sprache zu behandeln. Ihre Werke zeichnen sich durch präzise, emotionale Erzählungen und universelle Fragen des Lebens aus, was sie zu einer unverwechselbaren Stimme der Gegenwartsliteratur macht.




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