Literaturpreis Bayrischer Buchpreis 2022: Das sind die Nominierten

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Sechs Titel, jeweils drei in den Kategorien Belletristik und Sachbuch, gehen ins Rennen um den mit 10.000 Euro dotierten Bayrischen Buchpreis. Welches Sachbuch und welcher Roman den Preis erhalten werden, entscheidet die Jury am 10. November live vor Publikum in München. Wir zeigen, welche Bücher nominiert sind.

Am 10. November wird in München der mit 10.000 Euro dotierte Bayerische Buchpreis in den Kategorien Sachbuch und Belletristik vergeben. Diese Titel stehen zur Auswahl. Bild: Bayerischer Buchpreis

Der Bayrische Buchpreis gehört zu den etwas renommierteren Literaturauszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Dotiert ist er mit 10.000 Euro je Kategorie (Belletristik und Sachbuch) und einer Preisfigur aus Nymphenburger Porzellan. Sechs Bücher stehen aktuelle im Rennen um den Preis. Welcher Roman und welches Sachbuch in diesem Jahr mit dem Bayrischen Buchpreis ausgezeichnet werden, entscheidet die Jury aus Rainer Moritz, Knut Cordsen und Sonja Zekri am 10. November live vor Publikum in München.

An diesem Abend wird Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auch den Historiker Christopher Clark mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten auszeichnen. Außerdem wird im Zuge der Veranstaltung auch der Bayer 2-Publikumspreis an ein Buch verliehen, das es als Novität zum Bestseller gebracht hat. In diesem Jahr wird der Preis bereits zum neunten Mal verliehen. Bayern 2 überträgt die Veranstaltung am 10. November ab 20:05 auch live im Radio.

Diese Titel sind für den Bayrischen Buchpreis nominiert:

In der Kategorie Belletristik

  • "Nordstadt" von Annika Büsing (Steidl)
  • "Wilderer" von Reinhard Kaiser-Mühlecker (S. Fischer)
  • "Ist hier das Jenseits, fragt Schwein" von Noemi Somalvico (Voland & Quist)

In der Kategorie Sachbuch

  • "Wir gingen raus und spielten Fußball" von Andreas Bernhard (Klett-Cotta)
  • "Offene Wunden Osteuropas" von Franziska Davies und Katja Makhotina (wbg)
  • "Meine Schwester" von Bettina Flitner (Kiepenheuer & Witsch)

Annika Büsing - "Nordstadt" (Verlagsankündigung)

Im Norden der Stadt hängen die Hoffnungen so tief wie der Novemberhimmel. Wer hier liebt, rechnet nicht mit einem Happy End. Schon gar nicht Nene, Anfang Zwanzig und Bademeisterin, die für das Unglück eine ganz eigene Maßeinheit hat. Ihre Überlebensstrategie: Bahnen ziehen, versuchen zu vergessen, pragmatisch sein. Dann lernt sie im Schwimmbad Boris kennen, der Puma-Augen hat und ihr nicht sofort an die Wäsche will. Boris, der an Kinderlähmung erkrankt war, für den es keine Jobs gibt, nur Schimpfwörter oder Mitleid. Der Schmerzen hat und die Welt mit Verachtung behandelt. Ihr erstes Date wird prompt zum Debakel, aber Nene zeckt sich in Boris’ Herz, und er sich in ihres. Er kapituliert vor ihrer Direktheit und ihrem Lebenswillen, sie vor seinem Entschluss, sein Mädchen glücklich zu machen. Boris wird für Nene die Geschichtsschreibung ändern, er wird sie anlügen, er wird sie hängenlassen. Ihre Liebe ist wie jede Liebe: nicht perfekt. Aber sie berührt beide auf eine Weise, die sie vergessen oder nie gekannt haben. Annika Büsing erzählt in ihrem Debüt eine herzzerreißende und gleichzeitig berauschend lebensbejahende Geschichte über alte Narben und den Mut, neue hinzuzufügen.

Reinhard Kaiser-Mühlecker - "Wilderer" (Verlagsankündigung)

Jakob führt den Hof der Eltern und kämpft gegen den Niedergang. Als die Künstlerin Katja sich als Praktikantin anbietet, scheinen sich die Dinge zum Guten zu wenden. Gemeinsam bauen sie eine biologische Tierhaltung auf, sie heiraten und bekommen einen Sohn. Doch Jakob findet keine Ruhe, sein grausamer Zorn bricht immer wieder hervor. Hat Katja ihn getäuscht, hat sie nur mal einen wie ihn haben wollen, einen Bauern? Reinhard Kaiser-Mühlecker erzählt von Herkunft und existentieller Verlorenheit in einer Welt, die sich radikal wandelt.

Noemi Somalvico - "Ist hier das Jenseits, fragt Schwein" (Verlagsankündigung)

Seit ein paar Wochen ist Schwein allein. Trübe blickt es aus dem Fenster. Irgendwo hinter diesem Himmel wird noch ein Himmel sein und dahinter noch einer. Gut, dass Dachs einen Apparat erfunden hat, mit dem sich in Gottes Wohnung wechseln lässt. Dort sitzen sie dann, mit dem Schöpfer am Küchentisch und zitternd nimmt etwas seinen Anfang. "Ist hier das Jenseits, fragt Schwein" erzählt vom Glück Verbündete zu finden. Von Fernweh und der Sehnsucht nach dem Bekannten. Vom Diesseits, vom Jenseits und den wunderlichen Weiten dazwischen.

Andreas Bernhard - "Wir gingen raus und spielten Fußball" (Verlagsankündigung)

"Wir gingen raus und spielten Fußball" ist ein Buch über eine Fußball-Kindheit im München der siebziger und achtziger Jahre. Es beschreibt die Siege und Niederlagen auf einem kleinen Tartanplatz mit Handballtoren, die jede spätere Erfahrung der Zugehörigkeit oder des Ausgeschlossen-Seins vorweggenommen haben. Es handelt von den Gesetzen, Ritualen und Freundschaften im Spiel. Der Fußball ist Gegenstand des Buches, der mit Liebe zum Detail verhandelt wird, von der idealen Beschaffenheit der Tornetze bis zur Kicker-Stecktabelle, von der Bedeutung der Rückennummern bis zur Sprache der Bolzplätze. Gleichzeitig wird der Sport aber auch zum Ausgangspunkt, um über die kindliche Wahrnehmung einer Großstadt nachzudenken, über den Zusammenhang von Erinnerung und Literatur und über die Prozesse des autobiografischen Schreibens selbst.

Franziska Davies und Katja Makhotina - "Offene Wunden Osteuropas" (Verlagsankündigung)

Deutschland gilt zwar als "Weltmeister der Aufarbeitung", doch was wissen wir wirklich über den Zweiten Weltkrieg in Osteuropa? Welche Kenntnisse gibt es über die Massenerschießungen in der Sowjetunion und in Polen, das Aushungern der Zivilbevölkerung durch die Leningrader Blockade, die Auslöschung unzähliger Dörfer in Russland, Belarus oder in der Ukraine?

In zehn Essays, geschrieben im lebendigen Reportage-Stil, versammeln die Historikerinnen Franziska Davies und Katja Makhotina Berichte osteuropäischer Zeitzeugen vor dem Hintergrund der deutschen Erinnerungslücken.

Bettina Flitner - "Meine Schwester" (Verlagsankündigung)

Als die Fotografin Bettina Flitner vor einigen Jahren vom Suizid ihrer geliebten Schwester erfuhr, waren die ersten Reaktionen Schock, Lähmung und Verzweiflung. Doch dann entschied sie sich zum Erzählen. Das Ergebnis ist ein tief bewegender, meisterhafter Text, ein Buch der Befreiung.

Mit einem an der Fotografie geschulten, unbestechlichen Blick, voller Hingabe, Witz und Traurigkeit erzählt Bettina Flitner die Geschichte einer innigen Geschwisterbeziehung: eine Kindheit der 70er Jahre, die Jahre auf der Waldorfschule, die Erinnerung an die charismatischen Großeltern, darunter ein berühmter Reformpädagoge, der Vater ein Kulturmanager und Exponent des links-liberalen Bildungsbürgertums der alten BRD, ein Jahr in New York, die Ferien auf Capri, die ersten Liebesabenteuer in der Pubertät. Und dann die Risse: die Überforderung der Kinder durch das Leben der Eltern im Zeichen sexueller Libertinage, die Flucht der Mutter in die Depression, die unerfüllbaren Berufserwartungen der Eltern an die Töchter. Bettina Flitners Buch ist ein bewundernswert mutiger Schritt, sich den Gespenstern der gemeinsamen Vergangenheit zu stellen, sich von diesen zu befreien und so den Tod geliebter Menschen verarbeiten zu können. Ein Buch über ein Thema, das für viele Menschen immer noch von Tabus und Schweigen besetzt ist.


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