Ab dem 22. September ist der Film "Mittagsstunde" in den deutschen Kinos zu sehen. Auf Grundlage des 2018 erschienenen, gleichnamigen Bestsellers der Schriftstellerin Dörte Hansen, erzählt Regisseur Lars Jessen von Wahnsinn und Zerfall, vom Vergehen und Erblühen. Hansen, die derzeit Stadtschreiberin in Mainz ist, zeigt sich zufrieden mit der Adaption. Für den Kinostart wünscht sie sich Regenwetter.
Dörte Hansens Roman "Mittagsstunde" ins Filmische zu überführen, muss alles andere als eine leicht zu bewältigende Aufgabe gewesen sein. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man es hier mit einem Buch zu tun hat, das inner- und außermenschliche Facetten auf verhältnismäßig wenig Raum verdichtet. "Mittagsstunden" enthält Konstellationen, die, schaut man genauer hin, für eine kongeniale Adaption unerlässlich erscheinen und das Kürzen zu einer Qual machen. Da ist oberflächlich der Provinzroman und das Heimkehrer-Motiv; dahinter das Verlassen-Werden und Verlassen-Sein; dann der menschliche Zerfall - geistig wie körperlich - im zerfallenden Ort, der, will man ihn überzeugend bringen, eine gewisse Länge in Anspruch nimmt. Zwischen diesen Ebenen arbeitet der Strukturwandel, der sich wiederum in etlichen Facetten und Bildern wiederfinden lässt.
"Mittagsstunden": Ein langsamer Zerfall
Das alles verbirgt sich hinter einem Plot, der zunächst schnell erzählt ist. Zur Erinnerung: Der 47-jährige Ingwer Feddersen kehrt zurück in sein Heimatdorf, den fiktiven Ort Brinkebüll, wo er etwas gutzumachen hat. Dort trifft er auf seine Großmutter, die kurz davor zu sein scheint, den Verstand zu verlieren. Trifft auf seinen Großvater, der stur an seiner Kneipe, dem Dorfkrug, festhält. Das gesamte Dorf scheint im Zerfall begriffen, und der Ankömmling fragt sich, wann dieser Zerfall, das Verschwinden seiner Heimat begann.
"War es in den 1970ern, als nach der Flurbereinigung die Hecken und dann auch die Vögel verschwanden? Als immer größere Landwirtschaftsbetriebe gebaut wurden, sodass kleinere weichen mussten? Ist vielleicht er schuld, weil er seinen Großvater mit der Gastronomie alleine ließ, um in Kiel zu studieren?", heißt es in der Ankündigung des Kinofilms.
Roman und Film
Wie aus einem Interview der Autorin mit dem NDR hervorgeht, war es auch für Regisseur Lars Jessen keine Kleinigkeit, den Roman-Stoff zu bündeln. Und doch sei es letztlich gelungen, die Identität des Romans zu wahren. Auch wenn es - natürlich - einige Veränderungen und Abstriche gibt. So trete Ingwer Feddersen im Film noch deutlicher als Hauptfigur hervor als im Roman.
Hansen lobt auch die Arbeit der Drehbuchautorin Catharina Junk, die eine Menge damit zu tun gehabt habe, Teile des Romans in Dialoge zu übersetzen. In "Mittagsstunde" wird recht wenig gesprochen, so Hansen. Also sei es nötig gewesen, vorhandene Szenen ins Dialogische zu übersetzen.
Dass es gelang, zwei Fassungen - eine hochdeutsche und eine mit mehr Plattdeutsch - von "Mittagsstunde" produzieren, freut die Autorin. "Man muss mal sehen, was das für eine schauspielerische Leistung ist.", lobt Hansen die Leistung der SchauspielerInnen im Interview mit dem NDR. Für den Kinostart am 22. September hofft die Schriftstellerin auf ungemütliches Regenwetter. "Sodass die Leute nicht bloß in Norddeutschland, sondern in ganz Deutschland unbedingt ins Kino wollen."
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