Die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker ist tot. Wie der Suhrkamp Verlag unter Berufung auf den engsten Umkreis Mayröckers mitteilte, starb die Autorin im Alter von 96 Jahren am Freitag in Wien.
Friederike Mayröcker galt als Meisterin der experimentellen Literatur, als Sprachvirtuosin sondergleichen. Ihr Werk umfasst rund hundert Titel, darunter Gedichte, Text-Collagen, Romane, Kinderbücher und Bühnentexte. Ihr zuletzt erschienenes Buch "da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete" stand auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse. Welch eine Sprachgewalt die Autorin besaß, wurde in diesem Werk noch einmal deutlich. Für Kritiker war sie eine "ausgefeilte Technikerin des Überblendens und Ausblendens, Sichtens und Schichtens, Zitierens und Plünderns"
Mayröcker arbeitete 70 Jahre lang unermüdlich an einem Werk, welches, so ließ sie es einmal anklingen, untrennbar an ihrem Leben hing: "Ich lebe und schreibe", sagte sie einmal. Ziel ihrer literarischen, sezierenden Unternehmungen war es, Wirklichkeitspartikel so an- und übereinander zu schichten, dass Momente der Überblendung entstehen, in denen sich Sprache - vielleicht - der subjektiven Wahrheit nähern kann.
Werdegang
Mit 15 Jahren entdeckte Mayröcker das Schreiben für sich. Sie wuchs unter bescheidenen Umständen auf, musste aus Geldmangel im Elternhaus einen Brotberuf ausüben. 23 Jahre lang lehrte sie Englisch, dann er, konnte sie ihrer Berufung folgen. Entscheidung für ihre literarische Entwicklung ist wohl der Anschluss an die Wiener Literaturszene in den 1950er Jahren gewesen. Hier lernte sie auch den Schriftsteller und Wortakrobaten Ernst Jandl kennen, mit dem sie bis zu seinem Tod zusammenlebte.
Der große Durchbruch gelang ihr 1966 mit der Veröffentlichung der Gedichtsammlung "Tod durch Musen". In der Folgezeit schrieb Mayröcker, häufig gemeinsam mit Jandl, vermehrt Hörspiele. Die immense Masse an Texten wurden in mehreren Bänden zusammengefasst. "Gesammelte Prosa" erschien 2001 in fünf Bänden; "Gesammelte Gedichte" folgte 2003.
Friederike Mayröckers Werk wurde mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt die Autorin den Georg-Trakl-Preis (1977), den Hölderlin-Preis (1993), den Lasker-Schüler-Preis (1996) und den Büchner-Preis (2001).
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im November: Astrid Lindgren
Geburtstagskind im Oktober: Benno Pludra zum 100. Geburtstag
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Die SWR-Bestenliste – Januar 2025
Jürgen Becker: 90 Jahre etwaige Spuren
Gabriele Ejupi: Die innere Ruhe
Ibrahim Elfiky
Jürgen Becker (1932-2024) – Ein Leben für die Literatur
Österreich startet das "Jahr der österreichischen Literatur"
Schriftsteller Franz Mon gestorben
Elke Heidenreich empfiehlt Bettina Flitners "Meine Schwester"
Was bringt Diogenes im März? Wir schauen ins Programm
Dinçer Güçyeter erhält den Peter-Huchel-Preis 2022
Vom Verstummen...
Elfriede Jelinek soll Ehrenbürgerin Wiens werden
Preis der Leipziger Buchmesse 2021: Die Finalisten der Kategorie Belletristik
Die Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse stehen fest
SPIEGEL Bestseller Update: Starke Einstiege auf der Belletristik-Liste
Aktuelles
Pettersson kriegt Weihnachtsbesuch von Sven Nordqvist
Emily Dickinson: Sämtliche Gedichte
Pia Homburger: Poesie
Lili Körbers Abschied von Gestern
Die vergessene Moderne – Hermynia Zur Mühlen und die Kunst des Widerspruchs
Das Literarische Quartett am 5. Dezember 2025
Das gute Übel. Samanta Schweblins Erzählband als Zustand der Schwebe
Zwischen den Bildern – Margaret Atwoods „Book of Lives“
Abdulrazak Gurnahs : Diebstahl
Pia Homberger: Das Universum
Biss zum Abendrot von Stephenie Meyer – Heiratsantrag, Vampirarmee, Gewitter über Forks
Gregs Tagebuch 20 – Bock auf Party?
Salman Rushdie: Die elfte Stunde
Biss zur Mittagsstunde von Stephenie Meyer – Wenn Liebe schweigt und Wölfe sprechen
Zwischen Licht und Leere. Eli Sharabis „491 Tage“ – ein Zeugnis des Überlebens
Rezensionen
Biss zum Morgengrauen von Stephenie Meyer – Erste Liebe im Dauerregen: Warum dieser Vampirroman bis heute wirkt
Crushing von Genevieve Novak – Millennial-Herz, Dating-Chaos, Humor als Selbstschutz
Maybe in Another Life von Taylor Jenkins Reid – Eine einzige Entscheidung, zwei Lebensläufe
„Die Leber wächst mit ihren Aufgaben – Komisches aus der Medizin“ von Eckart von Hirschhausen
Der große Sommer von Ewald Arenz– Ein Sommer, der vom Schwimmbad aus die Welt erklärt
Paradise Garden von Elena Fischer– Sommer, Nudeln mit Ketchup und der Moment, der alles teilt
Gespenster denken nicht – Shakespeares Hamlet als Gedankenreise durch ein zersetztes Drama
Qwert von Walter Moers – Ritterrüstung, Dimensionsloch, Herzklopfen
The Gingerbread Bakery von Laurie Gilmore – Zimt in der Luft, Funkstille im Herzen
Wenn die Sonne untergeht von Florian Illies– Ein Sommer, der eine Familie und eine Epoche auf Kante näht
Apfelstrudel-Alibi (Rita Falk)– Eberhofer ermittelt zwischen Südtirol, Schnodder und Susi im Bürgermeisteramt