Der 41. "aspekte-Literaturpreis" geht an die Schriftstellerin Deniz Ohde. Ausgezeichnet wird damit ihr Debüt-Roman "Streulicht", in dem es um Rückkehr, ergraute Versprechen und Marginalisierung geht.
Der "aspekte-Literaturpreis" geht in diesem Jahr an die Schriftstellerin Deniz Ohde. In ihrem bei Suhrkamp erschienenen Debüt "Streulicht" thematisiert sie die Aufstiegs-Versprechen der Nachwende-Zeit. Die Jury - bestehend aus: Julia Encke (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), Daniel Fiedler (ZDF), David Hugendick (ZEIT Online), Ludwig Lohmann (Buchhandlung ocelot, Berlin) und Nicola Steiner (Schweizer Literaturclub) - begründete ihre Entscheidung in einem weiten Umfang:
"Eine Arbeiterwohnung am Rande einer westdeutschen Industriegegend. Eine junge Frau, die in ihr früheres Zuhause zurückkehrt, das Armut, Beengtheit und Arbeiterluft atmet. Der Besuch beim Vater wird zu einer Reise in die Kindheit und Jugend, in der die Herkunft wie Schmutz am Ich klebt, sichtbar für alle. Das Klassenbewusstsein der anderen ist so ausgeprägt, wie die Scham vor der eigenen Herkunft und die Angst, nicht dazuzugehören, die für die Ich-Erzählerin prägend sind.
Das Versprechen eines Aufstiegs durch Bildung ist schal geworden und lässt sich nur mit Mühe und Glück erreichen. Mit stillen und leisen Sätzen und langen nachklingenden Bildern entwickelt Deniz Ohde in ihrem Roman 'Streulicht' das Bild einer Gesellschaftsschicht, aus der es kein Entrinnen gibt. Scharfsichtig, feinsinnig und ohne Werturteile zu fällen, legt sie Schicht für Schicht einen wenig beachteten Teil unserer Gesellschaft frei, der so noch nicht betrachtet worden ist. 'Streulicht' ist ein preiswürdiges Debut einer neuen literarischen Stimme in Deutschland."
Streulicht
Von Kindheitsfreunden zur Hochzeit eingeladen, kehrt die Ich-Erzählerin in Deniz Ohdes Roman "Streulicht" an den Ort zurück, an dem sie aufwuchs. Beim durchqueren der fasst vergessenen Wege, steigen Erinnerungen auf: Wie liefen sich diese Gänge und Gassen damals? Da ist der Vater, der von früh bis spät Aluminiumbleche in den Fertigungshallen beizt, der kaum spricht und sich gegen jedwede Veränderung sträubt. Da ist die Mutter, die lange Zeit nach Freiheit trachtete, ein Streben, welches jedoch unter der Monotonie und Tristesse ihrer Umgebung erstarb. Und nicht zuletzt ist da das Kind, mit dem Versprechen und zugleich Verlangen des Aufstiegs in die Welt gekommen, das an diesem Ort unmöglich bleiben kann, diesen Ort aber nirgendswo loswerden wird.
Deniz Ohde reflektiert in ihrem Roman nicht nur das allmähliche Verklingen der Gebundenen, sondern auch die Komplikationen des Aufstieges der Losgelösten. Ein Aufstiegsversprechen ist eine Wette auf die Zukunft, die oftmals nicht eingegangen, sondern einem aufgedrückt wurde. Die Ängste und die Scham, die mit solch einer unfreiwilligen Herausforderung einhergehen, werden in Streulicht aufgezeigt; ohne das die Autorin dabei übereifrige Urteile in die Welt setzt.
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