Am Mittwochabend wurden die 44. Tage der deutschsprachigen Literatur im ORF-Landesstudio eröffnet. Die Reihenfolge, in der die der einzelnen Texte vorgetragen werden, wurde per Zufall ausgelost. Die Eröffnungsrede hielt die Bachmannpreisträgerin des Jahres 2016, Sharon Dodua Otoo. In ihrer Ansprache plädiert sie für einen sensibleren Umgang mit Sprache.
Normalerweise sind es mehrere Hundertschaften, die zur Eröffnung der deutschsprachigen Literaturtage in Klagenfurt zugegen sind. In diesem Jahr ist es still, unaufgeregt. Der Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb wurde, wie viele anderen Veranstaltung auch, ins digitale Netz verlegt. Die insgesamt 14 Autorinnen und Autoren werden ihre Texte in diesem Jahr also nicht, wie üblich, vor einem Livepublikum vortragen; stattdessen werden im voraus aufgenommene Video-Lesungen eingespielt. 25 Minuten lang dürfen diese höchstens sein. Im Anschluss werden die aus dem Home-Office zugeschalteten Juroren die Texte besprechen, kritisieren, verteidigen und verreißen. Zu verfolgen sind die Lesungen und Diskussionen über den ORF-Livestream.
"Dürfen Schwarze Blumen Malen?"
Die Bachmannpreisträgerin des Jahres 2016, Sharon Dodua Otoo, appellierte in ihrer Eröffnungsrede für einen genaueren und feineren Umgang mit Sprache. Das Schreiben ist für die Autorin auch ein Instrument für den Kampf gegen gesellschaftliche Missstände. Bevor sie ihre eigentliche Rede, die den Titel "Dürfen Schwarze Blumen Malen?" trägt, vortrug, erinnerte sie daran, das Diskriminierung nach wie vor existiert, und die Art und Weise der Wortwahl sowie der Umgang mit Sprache im Allgemeinen aufzeigt, wie sich jeder und jede Einzelne zu diesem Thema verhält. Ihre eigentliche Rede fiel dann äußerst kurz aus: "Dürfen Schwarze Blumen Malen? Ja. Je mehr, desto besser."
Eröffnung, erste Lesung, streitlustige Jury
Am Donnerstag Vormittag eröffnete dann die Hamburgerin Jasmin Ramadan als erste Leserin den Wettbewerb. Was sofort auffiel: Die Jury zeigt sich 2020 ebenso streitlustig wie in den Jahren zuvor. Besonders der Neo-Juror Philipp Tingler (auf dessen Einladung Ramadan las) erschien äußerst kämpferisch. Hartnäckig verteidigte er den ersten Text des Wettbewerbes gegen die Angriffe der anderen Juroren.
„Ich kriege sehr oft Manuskripte mit dem Hinweis, das sei die Stimme einer Generation, das ist aber selten der Fall. Hier finde ich, dass er mentale Zustand einer bestimmten Kohorte beschriebe wird. Das sind Menschen, die analog sozialisiert sind und zwischen Selbstdarstellung und dumpfer Wut stecken bleiben.“, sagte Tingler zum Text. Nach einigen Widerworten und einer recht hitzigen Diskussion folgten dann die Beiträge der AutorInnen Lisa Krusche und Leonard Hieronymi. Alle Lesungen und Gesprächen sind auch weiterhin nachzuschauen.
Die kommenden Lesungen in der Übersicht
Für den Donnerstag stehen Carolina Schutti (13:30 Uhr) und Jörg Piringer (14:30 Uhr) auf dem Plan.
Am Freitag beginnt Helga Schubert (10:00 Uhr) die Lesungen. Gefolgt von Hanna Herbst (11:00 Uhr), Egon Christian Leitner (12.00 Uhr), Matthias Senkel (13.30 Uhr) und Levin Westermann (14.30 Uhr).
Am Samstag eröffnet Lydia Haider (10.00 Uhr), gefolgt von Laura Freudenthaler (11:oo Uhr), Katja Schönherr (12:30 Uhr) und Meral Kureyshi (12:20 Uhr).
Bereits vorgetragenen Texte sind auf der Seite der 44. Tage der deutschsprachigen Literatur abrufbar.
Topnews
Ein Geburtstagskind im November: Astrid Lindgren
Geburtstagskind im Oktober: Benno Pludra zum 100. Geburtstag
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Der Ingeborg-Bachmann-Preis: Termine, Teilnehmer und Ablauf
"Ingeborg-Bachmann-Preis" auf 3sat: Die wichtigsten Infos im Überblick
Leipziger Buchmesse auch in diesem Jahr abgesagt
Kreative Wege aus der Corona-Falle
Übersetzungsstreit um Amanda Gormans Gedicht "The Hill We Climb" - Wer darf was?
Heiner Goebbels und David Bennent im SWR2: "Gegenwärtig lebe ich allein ..."
Die Wuppertaler Literatur Biennale als Stream in voller Länge
"Hunger auf Kultur": Eifel-Literatur-Festival 2021 nach wenigen Tagen ausverkauft
Trotz Corona: Literarischer Herbst in Leipzig!
Frankfurter Buchmesse: Ein schwieriger Start, ein guter Verlauf
Die "gespenstische" Buchmesse
Frankfurter Buchmesse: Eröffnung ohne Publikum
Frankfurter Buchmesse: Erste Einblicke und Zahlen
Die Frankfurter Buchmesse: Ein Millionenverlust
Suhrkamp: Neuerscheinungen im September
Aktuelles
Winter mit Jane: Über Bücher, Bilder und das alljährliche Austen-Gefühl
Benno Pludras Lütt Matten und die weiße Muschel
Spuren im Weiß – Ezra Jack Keats’ „The Snowy Day“ als stille Poetik der Kindheit
Der Mann im roten Mantel – The Life and Adventures of Santa Claus von L. Frank Baum
Die Illusion der Sicherheit – wie westliche Romane den Frieden erzählen, den es nie gab
Beim Puppendoktor – Ein Bilderbuch über das Kind und sein Spiel
Denis Scheck über Fitzek, Gewalt und die Suche nach Literatur im Maschinenraum der Bestseller
Die Frauen von Ballymore von Lucinda Riley- Irland, eine verbotene Liebe und ein Geheimnis, das nachhallt
Katrin Pointner: Willst du Liebe
Geschenktipp zu Weihnachten: Otfried Preußlers Die kleine Hexe
Zwischen Fenster und Flug – Nikola Huppertz’ Gebrannte Mandeln für Grisou
Die stille Heldin von Hera Lind – Eine Mutter hält die Welt zusammen
Winnetou: Die besten Karl-May-Bände
Kiss Me Now von Stella Tack – Prinzessin, Personenschutz, Gefühlsernst
Kiss Me Twice von Stella Tack – Royal Romance mit Sicherheitsprotokoll
Rezensionen
Kiss Me Once von Stella Tack – Campus, Chaos, Bodyguard: eine Liebesgeschichte mit Sicherheitslücke
Die ewigen Toten von Simon Beckett – London, Staub, Stille: Ein Krankenhaus als Leichenschrein
Totenfang von Simon Beckett – Gezeiten, Schlick, Schuld: Wenn das Meer Geheimnisse wieder ausspuckt
Verwesung von Simon Beckett – Dartmoor, ein alter Fall und die Schuld, die nicht verwest
Leichenblässe von Simon Beckett – Wenn die Toten reden und die Lebenden endlich zuhören
Kalte Asche von Simon Beckett – Eine Insel, ein Sturm, ein Körper, der zu schnell zu Staub wurde
Die Chemie des Todes von Simon Beckett– Wenn Stille lauter ist als ein Schrei
Knochenkälte von Simon Beckett – Winter, Stille, ein Skelett in den Wurzeln
Biss zum Ende der Nacht von Stephenie Meyer – Hochzeit, Blut, Gesetz: Der Schlussakkord mit Risiken und Nebenwirkungen
Das gute Übel. Samanta Schweblins Erzählband als Zustand der Schwebe
Biss zum Abendrot von Stephenie Meyer – Heiratsantrag, Vampirarmee, Gewitter über Forks