J. K. Rowling : Die Schöpferin von Harry Potter wird 60

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Am 31. Juli 2025 wird Joanne K. Rowling sechzig Jahre alt. Für Millionen Leser ist sie untrennbar mit Harry Potter verbunden, jener Figur, die im Wandschrank begann und schließlich zum Symbol für Freundschaft, Mut und Widerstand gegen das Böse wurde. Kaum eine Buchreihe der letzten Jahrzehnte hat Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen so geprägt wie die sieben Bände um Hogwarts, Voldemort und den Jungen mit der Narbe.

Die Schöpferin von Harry Potter wird 60 Die Schöpferin von Harry Potter wird 60 J. K. Rowling Von Daniel Ogren - Flickr: 100405_EasterEggRoll_683, CC BY 2.0

Rowling, die mit Anfang dreißig als alleinerziehende Mutter in Edinburgh erste Kapitel zu Papier brachte, hatte nicht nur literarisch einen langen Atem. Dass sie mittlerweile eher durch politische Statements als durch neue Romane in den Schlagzeilen auftaucht, hat wenig daran geändert, dass ihre Bücher weiterhin gelesen, verschenkt und diskutiert werden – in Schulen, Familien und auf Plattformen weltweit.

Die Kraft einer literarischen Welt

Harry Potter ist nicht nur eine Geschichte über Magie, sondern auch über das Erwachsenwerden. Themen wie Verlust, Ausgrenzung, Loyalität und moralische Standfestigkeit durchziehen alle sieben Bände. Dass Rowling dabei nicht auf einfache Gut-Böse-Muster setzte, sondern immer wieder Ambivalenzen zuließ – etwa in den Figuren von Snape oder Dumbledore – trägt viel zur bleibenden Wirkung der Reihe bei.

Dass ihre Welt heute von Theaterstücken, Videospielen und einem bevorstehenden HBO-Reboot weitergetragen wird, ist mehr als nur ein kommerzieller Erfolg. Es zeigt, wie sehr Rowlings Erzählung in der kulturellen Gegenwart verankert ist. Für viele bleibt Hogwarts ein geistiger Zufluchtsort, eine Art moralischer Resonanzraum, in dem Werte wie Freundschaft, Aufrichtigkeit und Widerstand gegen Autorität nicht veraltet, sondern erstaunlich aktuell wirken.

Zwischen Loyalität und Konflikt

Seit einigen Jahren jedoch wird Rowling zunehmend kontrovers wahrgenommen – nicht wegen ihrer Bücher, sondern wegen ihrer Haltung in der Debatte um Geschlechtsidentitäten. Ihre Äußerungen, in denen sie das biologische Geschlecht als relevant für politische Entscheidungen betont, führten zu harscher Kritik, vor allem aus progressiven Kreisen. Dass sie selbst sich als feministisch und links versteht, machte die Diskussion nicht einfacher.

Viele einstige Fans distanzierten sich, einige Schauspieler der Potter-Filme ebenfalls. Doch Rowling blieb bei ihrer Meinung – sachlich, argumentativ und ohne polemische Schärfe. Dass sie dafür auch persönliche Angriffe, Boykottaufrufe und öffentliche Feindseligkeit in Kauf nahm, hat ihr Image verändert, nicht aber ihren Ton.

Kein Rückzug, aber kein neues Harry Potter

Literarisch hat sich Rowling seit dem Abschluss der Reihe neuen Formaten gewidmet – etwa der Krimireihe um Cormoran Strike unter dem Pseudonym Robert Galbraith. Die Bücher verkaufen sich gut, bleiben aber im Schatten des einstigen Welterfolgs. Eine direkte Fortsetzung der Potter-Reihe hat sie bislang ausgeschlossen, auch wenn mit „Phantastische Tierwesen“ und dem Theaterstück „Harry Potter and the Cursed Child“ weitere Geschichten im selben Universum erschienen sind.

Ob und wie sie sich künftig literarisch äußert, bleibt offen. Vieles deutet darauf hin, dass Rowling derzeit mehr politische denn erzählerische Energie einsetzt – etwa mit der Gründung von Beira’s Place, einem Zentrum für Frauen, oder durch öffentliche Debattenbeiträge zu Gleichstellungsthemen. Wer auf ein neues magisches Kapitel hofft, muss sich wohl gedulden.

Harry Potter - forever young

Rowling mag als öffentliche Person heute stärker polarisieren als zu Zeiten des ersten Potter-Booms. Doch ihr literarisches Erbe ist davon weitgehend unberührt geblieben. Die Bücher werden weiterhin gelesen, verfilmt, inszeniert und zitiert – nicht trotz, sondern vielleicht gerade wegen ihrer Mischung aus Fantasie und Moral, Abenteuer und Ambivalenz. Wer Harry Potter aufschlägt, findet darin keine perfekte Welt, aber eine, die sich gegen Zynismus und Gleichgültigkeit stemmt.

Rowling wird sechzig – und mag damit für manche alt wirken, doch ihre Geschichten bleiben erstaunlich jung. Und das ist womöglich der nachhaltigste Zauber, den sie je gewirkt hat.


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