Bevölkerungsaustausch, "oben ohne" und Burkini Michel Houellebecq über Verschleierung und Burkini

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Der Schriftsteller Michel Houellebecq fiel in der Vergangenheit immer wieder mit islamfeindlichen Äußerungen auf. Großes Aufsehen erregte zuletzt ein Interview mit dem rechtspopulistischen Magazin "Front Populaire", in welchem Houllebecq unter anderem von "umgekehrten Bataclans" sprach. In einem Gespräch mit der "Welt am Sonntag" stellte er nun klar: "Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass nicht der Islam das Problem ist, sondern die Kriminalität."

Michel Houellebecq, das Enfant terrible der französischen Literatur, sprach mit der "Welt am Sonntag" über Burkinis, den Islam und geänderte Ansichten. Bild: Fronteiras do Pensamento / Wikipedia

Der französische Autor Michel Houellebecq gilt als Enfant terrible der Gegenwartsliteratur. Seine Werke folgen einem präzisen, oft zynischen Blick auf die gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse Westeuropas, die, so lässt es sich aus Houellebecq´s Romanen herauslesen, zu einem großen Teil von der Vermarktung attraktiver Körper bestimmt sind. Zugleich provoziert der Autor regelmäßig mit islam- und frauenfeindlichen Äußerungen. Mit der "Welt am Sonntag" sprach er über Burkini und Verschleierung. Und darüber, wo sich seine Anschauungen geändert haben.

"Oben ohne" ist besser...

Dabei räumte der Autor ein, dass er nichts gegen verschleierte Frauen habe. "Ich fühle mich nicht angegriffen von einer Frau, die verschleiert ist oder im Schwimmbad einen Burkini trägt", so Houellebecq im Interview. "Es ist ziemlich problematisch, etwas zu verbieten, das ganz offensichtlich niemandem schadet."

Besser finde er es allerdings, wenn Frauen - etwa in einem Berliner Schwimmbad - "oben ohne" baden dürften. Er sehe aber keinen Grund, warum man eine Frau davon abhalten sollte, einen Burkini zu tragen. Hier sei er von seiner bisherigen Meinung abgekommen, so Houellebecq, der den Islam einmal als die dümmste Religion bezeichnete. "Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass nicht der Islam das Problem ist, sondern die Kriminalität."

Grund für den Sinneswandel sei nach eigener Aussage die Lektüre des Korans und des Werks von Emmanuel Carrère über den Strafprozess rund um die islamistischen Anschläge in Paris vom 13. November 2015. "Ich habe dank seines Buchs "V13" verstanden, dass die Leute, die im Zeitraum eines einzigen Nachmittags von radikalen Islamisten rekrutiert werden, nicht gerade die frommsten sind. Es amüsiert sie, Menschen zu köpfen, mit den Köpfen Fußball zu spielen und Krieg mit Bazookas zu führen", so Houellebecq. Hier sei der Islam lediglich Vorwand. "Jemand, der große Teile seines Tages damit zubringt, die Hadithe zu studieren, der handelt nicht gleichzeitig mit Drogen. Das sind nicht dieselben Lebensentwürfe."

Houellebecq bezeichnet eigene Äußerung "idiotisch"

Dass sich der Autor von seiner bisherigen Meinung wegbewegt, ist auch in seinem vor wenigen Tagen in Frankreich erschienenen Buch "Quelques mois dans ma vie" ("Einige Monate in meinem Leben") deutlich nachzulesen. Hier spielt er unter anderem auf sein Interview mit dem rechtspopulistischen Magazin "Front Populaire" an, in dessen Zug er meinte, er glaube nicht, dass die französische Bevölkerung sich wünsche, dass sich Muslime assimilieren. Vielmehr sollten diese Aufhören, die französische Bevölkerung zu bestehlen und anzugreifen. Diese Auffassung bezeichnet Houellebecq in seinem neuen Buch nun als "idiotisch".

Voran der Autor nach wie vor festhält, ist die Überzeugung eines großen "Bevölkerungsaustauschs". Der Theorie zufolge soll die weiße, christliche Bevölkerung im Westen durch eine größtenteils aus Afrika eingewanderte ersetzt werden. Er halte es für unvernünftig, eine so massive Immigration zuzulassen, so Houellebecq. "Zumal wir erst am Beginn des Problems stehen, denn die afrikanische Bevölkerung wird weiterhin exzessiv wachsen. Das kann nicht gut gehen." Dieses Problem sei allerdings eher wirtschaftlicher als religiöser Natur. "Die Afrikaner sind nicht alle muslimisch. Unter ihnen sind katholische Christen, Evangelisten, Animisten und was noch immer." Es sei "schlicht ein wirtschaftliches Problem".

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