An die 14,5 Millionen Menschen haben die Ukraine zeitweilig verlassen. Kein anderer Krieg der Neuzeit hat so schnell so viele Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Die heute von der Rosa-Luxemburg-Stiftung veröffentlichte aktualisierte und erweiterte Ausgabe des "Atlas der Migration" stellt die Fluchtwege und -ziele der ukrainischen Geflüchteten in Europa dar und präsentiert auf insgesamt 25 Doppelseiten zahlreiche Grafiken, Zahlen und Fakten zu Menschen in Bewegung. Ergänzt werden diese durch sieben Themenseiten. Schwerpunkt ist Migration in Europa.
Migration - Bedrohung oder Chance
"Migration wird häufig als Bedrohung empfunden, Ängste werden von rechts gezielt geschürt. Der vorliegende Atlas soll mit Zahlen und Fakten Informationen zum Thema bieten und damit zu einer Versachlichung der Debatte beitragen", sagt Daniela Trochowski, Geschäftsführerin der Rosa-Luxemburg- Stiftung. "Die aufwändigen Karten und Grafiken zeigen, dass Migration - obwohl sie in allen Teilen der Welt stattfindet - weder ein Bedrohungspotenzial für die Zielländer noch für die Herkunftsländer birgt. Vielmehr ergeben sich Chancen und Vorteile."
Migration kann jeden treffen. Immer neue Ereignisse führen dazu, dass Menschen fliehen müssen, um ihr Leben zu retten. Jüngstes Beispiel ist der Krieg in der Ukraine. Eine Doppelseite widmet sich dem Phänomen der Ungleichbehandlung von Geflüchteten.
Verheerende Flutkatastrophen in Bangladesch, Waldbrände in Australien, die Wassermassen im Ahrtal und Feuer in Brandenburg und Sachsen machen Menschen obdachlos oder bringen Leben in Gefahr. Im Jahr 2020 waren 30,7 Millionen Menschen aufgrund von Naturkatastrophen auf der Flucht. Gleichzeitig waren es 9,8 Millionen, die durch Kriege und Konflikte vertrieben wurden. Trotz dieser hohen Zahl hat die UN bisher umweltbedingte Fluchtgründe nicht als eigenständige Fluchtursache anerkannt. Auch dies ist Inhalt einer neuen Doppelseite.
Berichterstattung oft nicht objektiv
In der Berichterstattung über Migration kommt es häufig zu tendenziösen Bebilderungen oder Darstellungen. Riesige Pfeile, die Migrationsbewegungen darstellen, wirken bedrohlich. Kartografische Darstellungen von Migration und Flucht sind von spezifischen Interessen geleitet. Exakte Karten über Grenzverläufe werden für gezielte "pushbacks" (Zurückweisungen) an Europas Außengrenzen genutzt. Eine Doppelseite nähert sich der subtilen Macht solcher Karten.
Die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung vieler europäischer Staaten steigt. Daraus resultiert ein chronischer Mangel an Pflegekräften. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa eine Million Arbeitsmigrant*innen überwiegend aus den EU-Ländern Mittel- und Südosteuropas in der Pflege in anderen Ländern arbeiten. Tschechischen Frauen, die als Pflegekräfte nach Deutschland und Österreich abwandern, folgen Frauen aus der Ukraine nach Tschechien. Es entstehen Pflegeketten. Ein Phänomen, das ebenfalls in der Landwirtschaft zu beobachten ist. Die Migrationsketten in der Pflege und in der Landwirtschaft sind Thema auf zwei neuen Doppelseiten.
Neue Studien zum Umgang mit Migration in Bosnien und Herzegowina, Polen und Griechenland
Ebenfalls neu sind drei Länderstudien, über die Bedeutung von Migration für die einzelnen Länder und den Umgang der jeweiligen Regierungen damit. Exemplarisch werden Bosnien und Herzegowina, ein Land mit extrem großer Abwanderung, Polen, ein Land mit einer politischen Doppelmoral bezüglich seiner Einwanderungspolitik sowie Griechenland, ein Land mit einer brutalen Reglementierung der Einwanderung, beschrieben.
Der Atlas steht unter www.rosalux.de/atlasdermigration auf Deutsch und unter www.rosalux.de/atlasofmigration auf Englisch kostenlos zum Download zur Verfügung.
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