Programmschwerpunkte im Überblick Das "Literaricum" spricht über Herman Melvilles "Bartleby der Schreiber"

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Auf dem österreichischen Literaturfest "Literaricum" dreht sich in diesem Jahr alles um die Erzählung "Bartleby, der Schreiber" des amerikanischen Schriftstellers Herman Melville. Was können wir von der Figur Bartleby über Arbeitsverweigerung und Verzicht lernen? Bringt uns positives Denken wirklich weiter? Und welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen Melvilles "Bartleby der Schreiber" und David Foster Wallace´ "Der bleiche König"? Über diese weitere Fragen sprechen und diskutieren unter anderem Elke Heidenreich, Raoul Schrott und Frank Witzel im österreichischen Lech.

Auf dem diesjährigen "Literaricum"-Literaturfestival beschäftigen sich Autorinnen und Autoren mit der weltberühmten Erzählung "Bartleby der Schreiber" von Herman Melville. Bild: Pixabay (Symbolbild)

"Ich möchte lieber nicht", oder, je nach Übersetzung: "Ich würde vorziehen, das nicht zu tun". Dieser Verweigerungssatz aus Herman Melvilles Erzählung "Bartleby der Schreiber" ist mittlerweile weltberühmt. Die Geschichte um den mysteriösen, schweigsamen Angestellten, der sich ganz und gar auf das Kopieren - also Abschreiben - von Verträgen konzentriert, ist weitschweifig interpretiert und analysiert worden. Einige Interpreten sahen in der Figur des Bartlebys ein Selbstporträt des Autors, der die bahnbrechende Rezeption seines Werkes nicht mehr miterlebte. Der sich gänzlich nach innen kehrende und verstummende Bartleby, der seine gesamte Aufmerksamkeit der stupiden Kopierarbeit widmet, kann so als Abgesang auf die schöpferische schriftstellerische Arbeit gelesen werden, an deren Stelle Monotonie und Leere tritt. Weitere Ansätze beschäftigten sich mit der Beziehung zwischen Bartleby und seinem Vorgesetzten, dem Anwalt und Notar, der den verschlossenen Schreiber mehrmals als "Freund" bezeichnet und es nicht zustande bringt, diesen ob seiner Verweigerungshaltung vor die Tür setzen. Deutungsmöglichkeiten und Aktualität der Erzählung bilden auch den Mittelpunkt des diesjährigen "Literaricum"-Festivals, welches vom 14. bis zum 17. Juli im österreichischen Lech stattfindet.

"Literaricum" Lech

Jährlich lädt das das Literaturfestival namenhafte Persönlichkeiten zum Austausch über Literatur ein. Initiiert von Michael Köhlmeier und Raoul Schrott und kuratiert von Nicola Steiner, steht dabei immer ein Klassiker der Weltliteratur im Zentrum, von dem aus die Teilnehmenden u.a. verschiedene Genres und Romane beleuchten. Mit Herman Melvilles "Bartleby der Schreiber" dreht sich in diesem Jahr alles um den Satz "Ich möchte lieber nicht" als Lebens- und Arbeitsmotto.

Worin besteht die Faszination dieses Klassikers? Wie ist der Inhalt auf die gegenwärtige Zeit anzuwenden? Worin liegt der Reiz des Übersetzen? Diese Fragen stellen sich in diesem Jahr Elke Heidenreich, Michael Köhlmeier, Raoul Schrott, Thomas Sarbacher, Karl-Heinz Ott, Juliane Marie Schreiber, Christoph Bartmann, Ulrich Blumenbach, Frank Witzel und Katharina Teutsch.

Programm

Donnerstag, 14.07.2022

  • Ab 18.00 Uhr: Eröffnung der Veranstaltung in der Neuen Kirche Lech mit Elke Heidenreich, Michael Köhlmeier und Nicola Steiner. Elke Heidenreich spricht zur Eröffnung über die faszinierende Kraft von "Bartleby der Schreiber"

Freitag, 15.07.2022

  • Ab 10:00 Uhr: Der Schauspieler Thomas Sarbacher liest die Erzählung "Bartleby der Schreiber" in voller Länge. (Ort: Burg Hotel Oberlech)
  • Ab 14:00 Uhr: Die Politologin Juliane Marie Schreiber spricht mit Elke Heidenreich über den Terror des positiven Denkens. Dabei erläutert sie, warum uns positives Denken nicht weiterbringt und was wir von der Verweigerungshaltung der Figur Bartlebys mit Blick auf den Alltag lernen können. (Ort: Burg Hotel Oberlech)
  • Ab 16:00 Uhr: Der deutsche Schriftsteller und Joseph-Breitbach-Preisträger Karl-Heinz Ott spricht mit Nicola Steiner über die Rezeption von "Bartleby, der Schreiber"
  • Ab 18:00 Uhr: Christoph Bartmann, früherer Direktor des Goethe-Instituts in Warschau, spricht über die Arbeit im Büro und ihre Zumutungen. (Ort: Burg Hotel Oberlech)

Samstag, 16.07.2022

  • Ab 10:00 Uhr: Unter dem Programmtitel "Die Blüte des nackten Körpers. Altägyptische Liebesgedichte" liest der österreichischer Raoul Schrott Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Raoul Schrott frühste moderne Liebeslyrik und spricht über die Hintergründe dieser außergewöhnlichen Literatur. (Ort: Kriegeralpe, Oberlech)
  • Ab 15:00 Uhr: In einem Werkstatt-Gespräch tauschen sich der Übersetzer Ulrich Blumenbach und Nicola Steiner über die Kunst des Übersetzen aus. Dabei beleuchtet sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen "Der bleiche König" von David Foster Wallace und "Bartleby der Schreiber". (Ort: Burg Hotel Oberlech)
  • Ab 17:30 Uhr: Der Österreichische Schriftsteller Frank Witzel spricht mit Katharina Teutsch über das Absurde, über Verzicht, über das Zögern in seinem Werk und darüber, welchen Einfluss Melvilles "Bartleby" auf ihn hatte. (Ort: Burg Hotel Oberlech)

Sonntag, 17.07.2022

  • Von 10:30 - 14:30 Uhr: Zum Abschied lädt das "Literaricum" zum gemeinsamen Brunch. Musikalisch untermalt können neu gewonnene Erkenntnisse zum festen Bestandteil des persönlichen Blickes werden.

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