Schullektüre Goethes "Faust" als Graphic Novel

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Johann Wolfgang von Goethes "Faust" ist beileibe kein einfach zu lesendes Werk. Inhaltlich jedoch, ist die Geschichte um den Wissenschaftler Heinrich Faust nach wie vor hochaktuell. Um den Einstieg in das Werk zu erleichtern, könnte die nun bei der Frankfurter "Edition Faust" erschienene Graphic Novel "Faust" helfen. Bild: Edition Faust

Nicht selten ist die Bewältigung vorgeschriebener Pflichtlektüren für Schülerinnen und Schüler ein kräftezehrender Kampf. LehrerInnen geht es mit der Vermittlung der entsprechenden Werke oft nicht anders. "Kabale und Liebe", "Die Leiden des jungen Werthers", "Nathan der Weise"; Lessing, Schiller, Goethe, Kleist - insbesondere mit Blick auf die Werke der Dichter des 18. Jahrhunderts wird deutlich: Was unbedingt zugänglich gemacht werden muss, wird immer schwieriger zu vermitteln. Große kanonische Werke der Weltliteratur, in denen sich zweifelsohne Konflikte und Problematiken wiederfinden lassen, die uns heute ebenso umtreiben wie damals, erscheinen staubtrocken und - ihrer Form nach - nur schwer nachvollziehbar. Mit der Graphic Novel "Faust" will die Frankfurter Edition Faust nun Abhilfe schaffen und versuchen, den Zugang zu einem der größten Werke der Weltliteratur zu erleichtern.

Die gesamte Welt kennt die Geschichte um den Gelehrten Faust, der einen Pakt mit dem Teufel schließt. In unzähligen Kunst- und Kulturproduktionen - vom Buch bis zum Kino - lassen sich bis heute Verweise auf die 1808 veröffentlichte Tragödie finden. "Faust" gilt als das meistzitierte Werk der deutschen Literatur. Übersetzt liegt der Tragödie erster Teil nicht nur in allen europäischen Sprachen, sondern auch in Chinesisch, Persisch, Urdu und Georgisch vor. Der Stoff, der in Goethes Meisterwerk verhandelt wird, ist noch heute relevant. Die beleuchteten Konflikte, beispielsweise der zwischen rationalem Wissen und irrationaler Liebe, könnten aktueller kaum sein. Problematisch ist die aus gegenwärtiger Sicht doch recht eingestaubt erscheinende Form der Tragödie, die die Vermittlung des komplizierten Inhalts nicht unbedingt erleichtert. Schülerinnen und Schüler schrecken daher oft zurück; während LehrerInnen kaum die Kapazitäten aufbringen können, den behäbigen Stoff eigenhändig zu entstauben. Das Resultat: Eines der größten und bedeutendsten deutschen Standardwerke wird immer unbeliebter. Um diesem Vorgang entgegenzuwirken, ist nun bei der Frankfurter Edition Fausteine Graphic Novel nach Goethes Faust 1 erschienen, die das Werk jedem zugänglich macht.

Text und Illustration: Jan Krauß und Alexander Pavlenko

Jan Krauß hat das sehr deutsche Lyrik-Werk vorsichtig sprachlich entstaubt, sensibel in Prosa transferiert und eine dramaturgisch gekonnte Fassung geschaffen, die Leser generationenübergreifend fesselt. Goethe-Experten haben die Textadaption kritisch gegengelesen. Von Krauß liegen bereits der Nietzsche-Remix "Der dritte Dionysos" und das Kinderbuch "Thors Hammer" vor.

Als Künstler ist Alexander Pavlenko international bekannt und angesehen. Und auch in diesem Buch überzeugt er mit meisterlich gezeichneten Szenen, die wie aus einem kühnen Historienfilm wirken. Pavlenko schafft es, Goethes zentrales und exemplarisches Drama mit all seinen verschiedenen Sphären, Milieus und Zeiten sinnfällig in entsprechenden Stilen zu visualisieren. So dass auch Wagner, Fausts Famulus, schwärmen kann: „Es ist ein so großes Vergnügen, sich in den Geist der Zeiten zu versetzen.“ Von Alexander Pavlenko erschien zuletzt die Graphic Novel „Herzl“ im Suhrkamp Verlag.

Empfehlenswerte Sekundärlektüre

Selbstverständlich kann die Transposition eines solch komplexen Stoffes das Original nicht ersetzen. Dafür gelingt es der Graphic Novel Ausgabe, genau dort anzusetzen, wo vor allem jüngere Leserinnen und Leser den originalen "Faust" zur Seite legen würden. Hier wird gezeigt, dass wir noch so Einiges mit diesem nur scheinbar eingestaubten Heinrich Faust zu schaffen haben.


"Faust: Eine Graphic Novel nach Goethes Faust 1" / illustriert von Alexander Pavlenko; adaptiert von Jan Krauß / Edition Faust / 168 Seiten / 24 Euro


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