Der Abzug der Truppen aus Afghanistan lässt die Debatte um den Sinn der Auslandeinsätze der Bundeswehr neu entfachen. War zuerst die Beteiligung deutscher Truppen als Unterstützung der US-Truppen in Afganistan scharf kritisiert worden, lässt der Abzug ebenfalls viele Fragen offen. Umso aktueller ist die Dokumentation „Soldaten“, die jetzt in der ARD Mediathek zu finden ist, und von der Geschichte dreier Soldaten vom Beginn ihrer Grundausbildung in Mecklenburg-Vorpommern bis zum Aufbruch nach Afghanistan berichtet.
Es ist eine gewagte Dokumentation, denn die drei jungen Soldaten entsprechen dem Klischee, dass über junge Männer existiert, die sich für einen Dienst beider Bundeswehr freiwillig entscheiden. Alle drei stammen aus sozial schwachen Haushalten. Dem Zuschauer drängt sich dir Frage auf, ob die Bundeswehr nicht eher ein Auslaufmodell ist. Vergleicht man die Soldaten mit Dokumentionen über das US-Militär, dann wird schnell klar, dass diese Armee nur eine Alibifunktion hat.
Das extremste Beispiel ist der junge Jeremy. Er kommt aus einer Harz-4-Familie. Den frühen Tod seiner Mutter hat er nie überwunden. Er brauchte mehrere Anläufe, um die Eignungsprüfung bei der Armee zu bestehen. Bei den ersten Versuchen war untergewichtig, 180 cm groß und 50 kg schwer. Auch jetzt sieht der schmächtige Knabe nicht wirklich geeignet für einen Kriegseinsatz aus. Er ist eher von dem Typ, den man besser nicht dem rauen Klima bei der Armee aussetzt. Er hat keine Kondition und ist oft krank. Nach seiner Ausbildung wird er erstmal für 3 Monate ausfällen, wegen phsychischen Störungen.
Jerell hat da schon eine bessere Kondition, war jedoch als Jugendlicher straffällig und anschliessend in einer vom Jugendamt betreuten Wohngruppe. Sein Vater war ebenfalls Soldat. Er ist der hellste von den dreien, und wird bei der Verteidigung auch die Rede für seine Kompanie halten.
Und da ist noch Alexis, der mit der Schule auch seine Probleme hatte. Seinen Lebensunterhalt hat er durch sein Boxen bestritten. Mit seinem Migrationshintergrund hat er nur wenig Chancen in seiner Heimatstadt Lübeck.
Von den drei jungen Soldaten wird am Ende nur Jerell zum Auslandseinsatz nach Afghanistan gehen, zum Leid seiner Mutter die im Interview über ihre Sorgen erzählt.
Die Dokumentation lädt sicher nicht zum Einsatz bei der Bundeswehr ein. Es scheint ein Haufen verlorener Seelen zu sein. Da hilft auch nicht die Einblendung von Wolfgang Schäuble, der von einer steigenden Verantwortung Deutschlands und einer deutschen Interventions-Armee spricht.
"Soldaten" (NDR/rbb) ist ein Film von Christian von Brockhausen und Willem Konrad. Redaktion: Timo Großpietsch (NDR), Ute Beutler (rbb)
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