Andreas Gruber: Racheherbst Ein entsetzliches Vergnügen

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Setzen Sie einen Beruhigungstee auf, machen Sie sich es im Lesesessel bequem und lassen Sie bloß das Licht brennen! Andreas Gruber mordet wieder - und liefert ein fast perfektes Verbrechen ab.

Foto: Goldmann Verlag

Mit "Racheherbst" legt Andreas Gruber den zweiten Thriller rund um das Duo Walter Pulaski und Evelyn Meyers vor.

Gruber lehrt das Gruseln

Würden Sie diesem Mann einen Thriller abkaufen? Wir meinen: Ja! Andreas Gruber liefert mit Racheherbst Adrenalin in Schriftform. Foto: fotowerk aichner
In Leipzig sind Mordermittlungen für Kriminaldauerdienstler Walter Pulaski Alltag. Der Tod der jungen Prostituierten Natalie wirft jedoch Probleme auf: Dass die Staatsanwaltschaft den Fall schnell zu den Akten legen will, kann Natalies Mutter Mikaela Suková nicht verwinden. Und auch Pulaski ist verwirrt: Die grauenvolle Tat deutet auf einen Ritualmord hin. Doch Mikaela Suková verschlimmbessert die Lage, ermittelt auf eigene Faust im Leipziger Rotlicht- und Drogen-Milieu und zieht so Walter Pulaski in eine Ermittlung hinein, mit der er normalerweise nie etwas zu tun gehabt hätte.

Tatsächlich wird der Leser Zeuge eines entsetzlichen Fetisches, von denen zu diesem Zeitpunkt weder Pulaski noch Suková etwas ahnen: Ein Serienmörder bricht jungen Frauen systematisch die Knochen, um sie in eine bestimmte Position zu bringen, klebt die Gliedmaßen fest und zapft dann ihr Blut vollständig ab.

Der Mörder gibt sich charmant

Parallel dazu befindet sich auch die Wiener Anwältin Evelyn Meyers mitten in einem Mordfall: Der schillernde Schönheitschirurg Dr. Robert Konstantin gerät in Verdacht, nachdem auf einem Schrottplatz die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Ihr wird schnell klar: Dr. Konstantin ist nicht ganz koscher und weiß mehr als er erzählt. Sie ahnt nicht, dass sie, Walter Pulaski und die verzweifelte Mikaela Suková am gleichen Fall arbeiten.

Fazit: Andreas Gruber in Bestform! "Racheherbst" besticht durch rasante Schreibe, erinnerungswürdige Charaktere und clevere Wendungen in der Handlung. Insbesondere die stets abwechselnde Perspektive des Falles durch Walter Pulaski und Evelyn Meyers verleihen dem Roman die Gruber-typische Pageturner-Qualität.

Sicherlich hätte der eine oder andere Charakter in der Geschichte glaubwürdiger ausgearbeitet werden können. So wirkt Kriminaldauerdienstler Pulaski gegenüber Mikaela Suková auch für einen abgehalfterten Polizeibeamten phasenweise zu leichtgläubig. Mikaela selbst nimmt es dagegen einfach so hin, dass ihr Freund ihre Töchter verprügelt, sie ausreißen und der Verelendung und der Drogensucht anheimfallen. Dafür entwickelt sie sich nach dem Mord gar zu schnell zum Racheengel. Schließlich ist auch die Motiverklärung des Täters nicht wirklich befriedigend.

Trotzdem: Wenn Sie "Racheherbst" erst einmal aufgeschlagen haben, ist es schwer, die Finger davon zu lassen. Kurze Kapitel, schnelle Perspektivwechsel zwischen Walter Pulaski und Evelyn Meyers und wirklich handfeste Horror-Szenen machen Andreas Grubers neuen Thriller zum Adrenalintreiber.

Für wen eignet sich´s? "Racheherbst" ist definitiv nichts für schwache Nerven - insbesondere die Detailbeschreibungen der Rituale des Mörders gehen heftigst auf die Magenschleimhäute. Wer damit klar kommt, erlebt mit Andreas Grubers Roman spannende Lesestunden mit einem kauzigen Ermittler und einer cleveren Anwältin, die als Duo eine herrliche Dynamik entwickeln.

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