Panama Papers – Die Kanzlei der Bösen von den SZ-Redakteuren Bastian Obermayer und Frederik Obermaier ist mehr als nur ein Enthüllungsbuch. Es ist ein Fenster in die Welt der Offshore-Finanzkonstrukte, der globalen Steuervermeidung und der skrupellosen Geldwäsche. Die Veröffentlichung des bisher größten Datenlecks der Geschichte zeigt in eindrucksvoller Weise, wie Briefkastenfirmen zur finanziellen Infrastruktur der Superreichen, politischer Eliten und krimineller Netzwerke geworden sind.
Panama Papers – Die Kanzlei der Bösen: Enthüllungsbuch über globale Geldwäsche, Briefkastenfirmen und Steuervermeidung
Das Buch basiert auf der preisgekrönten Investigativrecherche zur panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca und beleuchtet die Mechanismen, mit denen Milliarden Dollar an Steuern weltweit umgangen oder verschleiert werden.
Der Beginn der Enthüllung – Wie John Doe die Welt veränderte
Die Geschichte beginnt mit einer anonymen Nachricht: Ein gewisser „John Doe“ – das englische Pendant zu Max Mustermann – kontaktiert Bastian Obermayer mit einem brisanten Angebot: gigabyteweise Daten aus dem Innersten von Mossack Fonseca. Was als Mailkontakt beginnt, wird bald zum weltweit größten Rechercheprojekt.
Obermayer und Obermaier holen internationale Partner wie The Guardian, New York Times oder Le Monde ins Boot. Über 400 Journalist:innen aus mehr als 80 Ländern sind beteiligt. Die Zusammenarbeit ist nicht nur notwendig, um die Datenmenge zu bewältigen, sondern auch, um den globalen Verstrickungen auf die Spur zu kommen. In der Süddeutschen Zeitung wird der Rechercheaufwand streng geheim gehalten: Festplatten werden verschlüsselt, Computer verschraubt und ein internes Kommunikationsnetzwerk aufgebaut – stets in Sorge, die Enthüllung könne vorzeitig auffliegen.
Globale Netzwerke der Briefkastenfirmen – Offshore als System
Der inhaltliche Kern des Buchs ist das aufgedeckte Finanznetzwerk der Kanzlei Mossack Fonseca – ein Unternehmen, das für Diktatoren, Waffenhändler, Drogennetzwerke, aber auch westliche Konzerne und Prominente Offshore-Gesellschaften gründete.
Ein zentrales Thema ist der gigantische Kapitalabfluss aus afrikanischen Staaten. Die Autoren belegen anhand konkreter Fälle, wie etwa Joseph Kabila, Ex-Präsident des Kongo, Ölrechte an dubiose Firmen verschleudert, deren wahre Eigentümer sich hinter Strohmännern und Offshore-Strukturen verbergen. Die Gewinne? Fließen nicht zurück ins Land, sondern auf Konten in Steueroasen – mit Milliardenverlusten für ohnehin wirtschaftlich geschwächte Staaten.
Besonders aufschlussreich ist der Fall des israelischen Investors Dan Gertler, dem Ausbeutung auf höchster Ebene vorgeworfen wird. Der Leser erfährt, wie politisch motivierte Deals, wie z. B. die Zusammenarbeit mit südafrikanischen Kontakten des Zuma-Clans, gezielt genutzt wurden, um Rohstoffe unter Marktwert zu sichern.
Mossfon und autoritäre Regime – Assad, Obiang und das Schweigen der Elite
Neben wirtschaftlicher Ausbeutung stehen auch geopolitische Machenschaften im Fokus. Die Autoren dokumentieren, wie Mossack Fonseca dem syrischen Assad-Regime beim verdeckten Waffenkauf half – über ein Geflecht aus Tarnfirmen, unauffälligen Direktoren und verschlüsselten Zahlungswegen.
Putins Umfeld wird ebenso beleuchtet wie die familiären Netzwerke afrikanischer Potentaten: von der Tochter des mosambikanischen Ex-Präsidenten über Minister aus Malawi bis hin zu Angehörigen von Äquatorialguineas Präsident Obiang. Die Details offenbaren ein beunruhigendes Bild: Politische Macht, Korruption und internationale Finanzarchitektur gehen Hand in Hand – geschützt durch juristische Grauzonen und willige Dienstleister.
Investigativer Journalismus – So funktioniert eine globale Recherche
Panama Papers ist aber auch ein Lehrstück darüber, wie Journalismus unter digitaler Hochspannung funktioniert. Obermayer und Obermaier schildern, wie sie sich in Verschlüsselungstechnologien einarbeiten mussten, um sich und ihre Quellen zu schützen.
Die technische Dimension – vom Hochleistungsrechner bis zur durchsuchbaren Datenbank – spielt ebenso eine Rolle wie der psychologische Druck. Denn wer die Schattenfinanzen mächtiger Eliten durchleuchtet, macht sich nicht nur Freunde. Der Preis ist hoch – nicht nur juristisch, sondern auch persönlich.
Zielgruppenanalyse – Für wen ist das Buch besonders relevant?
Dieses Buch ist kein klassisches Enthüllungswerk mit Fokus auf Promi-Skandale. Es richtet sich an:
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Politisch interessierte Leser, die globale Finanzverflechtungen verstehen wollen
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Wirtschaftsjournalisten und Analysten, die nach Struktur und Systematik suchen
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Aktivist:innen und NGO-Mitglieder, die sich mit Finanzgerechtigkeit und Steuerflucht beschäftigen
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Studierende und Lehrende in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Medien
Auch für Leser, die investigative Arbeitsweisen kennenlernen wollen, ist das Buch ein spannender und lehrreicher Einblick.
Kritische Bewertung – Stärken und kleinere Schwächen
Stärken:
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Fundiert recherchierter Inhalt mit globaler Tragweite
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Spannende Einblicke in journalistische Arbeit unter extremen Bedingungen
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Klare Erklärung komplexer Strukturen ohne akademischen Jargon
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Systematische Aufarbeitung von internationalen Finanzskandalen
Schwächen:
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Wenige neue Erkenntnisse für Leser:innen, die bereits viele Medienberichte verfolgt haben
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Fokus auf Systematik – Namen deutscher Kunden werden nur zurückhaltend erwähnt (aus juristischen Gründen)
Pflichtlektüre über Offshore-Systeme, Macht und Medienmut
Panama Papers – Die Kanzlei der Bösen ist keine Unterhaltungsliteratur, sondern ein aufrüttelndes Sachbuch, das die Schattenseiten der Finanzwelt dokumentiert. Obermayer und Obermaier gelingt es, eine hochkomplexe Materie verständlich zu erzählen, dabei Spannung zu erzeugen und zugleich die ethische Dimension ihrer Arbeit offenzulegen.
Das Buch ist eine Mahnung, dass die Weltwirtschaft nicht nur von Angebot und Nachfrage, sondern auch von Einfluss, Geheimhaltung und struktureller Ungleichheit gesteuert wird. Wer verstehen will, warum Reiche reicher und Staaten ärmer werden, sollte dieses Buch gelesen haben.
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