Die Dänische Königin Margrethe II. hat ihre Schirmherrschaft für den internationalen Hans-Christian-Andersen-Preis zurückgezogen. Der Entschluss hängt mit einem Streit um die Illustratorin Anastassija Archipowa zusammen, die im September zur Juryvorsitzenden gewählt wurde. Es besteht die Vermutung, Archipowa würde einer Künstlervereinigung angehören, die Propaganda für Russlands Krieg gegen die Ukraine betreibe.
Der alle zwei Jahre von der IBBY vergebene Hans-Christian-Andersen-Preis gilt als die wichtigste internationale Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur. Schirmherrin des sogenannten "kleinen Nobelpreises" war bislang die dänische Königin Margrethe II., die sich nun allerdings von ihrem Posten abgewandt hat. Grund für diese Entscheidung ist die im September gewählte, diesjährige Juryvorsitzende Anastassija Archipowa. Aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hält man die russische Illustratorin für fehlbesetzt.
Rücktrittsforderungen
Nicht nur die dänische Königin hat Probleme mit Archipowas Posten. Bereits in mehreren Ländern, darunter die Ukraine, Schweden und Finnland, hatten die Abteilungen der IBBY-Organisation den Rücktritt der Illustratorin gefordert. "Es ist schwierig, ohne die Akzeptanz der russischen Regierung international aktiv zu sein. Deshalb wird sie, unabhängig davon, was sie über den Krieg denkt, zu einem Symbol.", sagte die Vorsitzende der schwedischen IBBY-Abteilung, Margaretha Ullström im dänischen Rundfunk. Eine Sprecherin des dänischen Königshauses verwies darauf, dass Königin Margrethe II. nicht "Teil dieses Konfliktes" sei könne.
Im Vorstand der dänischen IBBY-Abteilung hatte man keine Mehrheiten für die Rücktrittsforderung erlangen können. Man wolle in diesem Jahr allerdings nicht Teil des Preises sein, und keine Kandidatinnen oder Kandidaten nominieren.
Anastassija Archipowa Russland-Propagandistin?
Der internationale Vorstand reagierte gelassen auf die Anfeindungen und Rücktrittsforderungen und erklärte, die Jurymitglieder verträten sich selbst als Autoren, Zeichner oder Verleger, nicht die Regierung ihrer Länder.
Demgegenüber steht eine Behauptung des ehemaligen Direktors der Heinrich-Böll-Stiftung in Kiew, Sergej Sulemny, der Archipowa vorwirft, Mitglied der Moskauer Künstlervereinigung MOCX zu sein. Diese betreibe aktiv Propaganda für Russlands Krieg in der Ukraine. Beispielsweise veranstaltete die Gruppe den Wettbewerb "Agitfront", in dessen Rahmen patriotische Entwürfe und Illustrationen eingereicht werden sollten, die für die visuelle Agitation im Namen Russlands stehen sollten. Die besten Entwürfe sollten auf einer Ausstellung - "Victory Picture 2023" - gezeigt werden.
Auf Anfrage des Dänischen Rundfunks erklärte Anastassija Archipowa, ihr sei vor vier Jahren ein Sitz im Vorstand der MOCX angeboten worden. Sie sei in der Vereinigung nicht aktiv und habe von dem Wettbewerb nichts gewusst. Zu den Rücktrittsforderungen erklärte sie, Mobbing aufgrund der Nationalität zu fordern sei genau das, was diejenigen wollen, die Kriege anzetteln. Sie "hoffe von ganzem Herzen, dass diese schreckliche Situation bald endet".
Topnews
Ein Geburtstagskind im November: Astrid Lindgren
Geburtstagskind im Oktober: Benno Pludra zum 100. Geburtstag
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Michail Schischkin fordert eine klare Haltung zu russischer Literatur
"Krisenmodus" ist das Wort des Jahres 2023
"KATAPULT"-Chef Benjamin Fredrich tritt zurück
Hans-Christian-Andersen-Preis: Russische Jurypräsidentin legt Amt nieder
Konstantin Wecker: Wer "mehr Waffen" fordert, schickt andere in den Tod
Wer ist hier eigentlich Inkompetent?
Ein Kenner des postsowjetischen Raums erhält verdientermaßen den Friedenspreis – Karl Schlögel
"Worte in finstereren Zeiten" - Eine Anthologie, die aufblicken lässt
Nach brisanten ZDF-Recherchen: Hoffman & Campe stoppt Verkauf von Hubert Seipel Buch
Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis: Kein Zusammenstehen auf offener Bühne
Der Krieg in der Ukraine zerreißt mir das Herz
Dmitry Glukhovsky erzählt "Geschichten aus der Heimat"
"ttt" auf der Frankfurter Buchmesse: Greta Thunberg, Serhij Zhadan und die "Revolution" im Iran
"titel, thesen, temperamente": Schwerpunkt auf Kriegsliteratur
"Denk ich an Kiew" von Erin Litteken
Aktuelles
Literaturhaus Leipzig vor dem Aus: Petition und Stadtratsdebatte um Erhalt der Institution
Thomas Manns „Buddenbrooks“ – Vom Leben, das langsam durch die Decke tropft
Mignon Kleinbek: Wintertöchter – Die Frauen
Grimms Märchen – Zuckerwatte, Wolfsgeheul und ganz viel „Noch eins!“
Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt von Maya Angelou – Ein Mädchen, eine Stimme, ein Land im Fieber
Johanna Hansen: SCHAMROT: Eine niederrheinische Kindheit
Mignon Kleinbek: Wintertöchter – Die Kinder
Wau! – Daniel Kehlmann unter den besten Büchern der New York Times
Der Freund von Freida McFadden – Dating, das nach Angst riecht
Bergwelt als Textur – Mignon Kleinbek: Wintertöchter. Die Gabe
Kein Dach, kein Zuhause – The Family Under the Bridge und das andere Weihnachten
Stimmen aus der Stille von Yahya Ekhou: Frauen in Mauretanien, Selbstbestimmung und die Kraft biografischer Literatur
Der gefrorene Fluss von Ariel Lawhon – Eis, Recht und eine Frau, die Protokolle zur Waffe macht
Goreng – 33 urdeutsche Gerichte von Horst Kessel – Wenn die Küche Beige trägt (und wir trotzdem lachen)
Winter mit Jane: Über Bücher, Bilder und das alljährliche Austen-Gefühl
Rezensionen
Die Frauen von Ballymore von Lucinda Riley- Irland, eine verbotene Liebe und ein Geheimnis, das nachhallt
Die stille Heldin von Hera Lind – Eine Mutter hält die Welt zusammen
Kiss Me Now von Stella Tack – Prinzessin, Personenschutz, Gefühlsernst
Kiss Me Twice von Stella Tack – Royal Romance mit Sicherheitsprotokoll
Kiss Me Once von Stella Tack – Campus, Chaos, Bodyguard: eine Liebesgeschichte mit Sicherheitslücke
Die ewigen Toten von Simon Beckett – London, Staub, Stille: Ein Krankenhaus als Leichenschrein
Totenfang von Simon Beckett – Gezeiten, Schlick, Schuld: Wenn das Meer Geheimnisse wieder ausspuckt
Verwesung von Simon Beckett – Dartmoor, ein alter Fall und die Schuld, die nicht verwest
Leichenblässe von Simon Beckett – Wenn die Toten reden und die Lebenden endlich zuhören
Kalte Asche von Simon Beckett – Eine Insel, ein Sturm, ein Körper, der zu schnell zu Staub wurde
Die Chemie des Todes von Simon Beckett– Wenn Stille lauter ist als ein Schrei
Knochenkälte von Simon Beckett – Winter, Stille, ein Skelett in den Wurzeln
Biss zum Ende der Nacht von Stephenie Meyer – Hochzeit, Blut, Gesetz: Der Schlussakkord mit Risiken und Nebenwirkungen
Das gute Übel. Samanta Schweblins Erzählband als Zustand der Schwebe