Der Schriftsteller Daniel Kehlmann arbeitet derzeit an den Drehbüchern einer Kafka-Serie, die 2024 - im großen Kafka-Jahr - auf ARD zu sehen sein wird. In einem Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur sprach der Bestsellerautor über geringes Budget, die Amazon-Serie "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" und Parallelen zwischen Kafka und Tolkien.
Am 3. Juni 2024 wird der 100. Todestag von Franz Kafka begangen. Aus diesem Anlass will die ARD in Zusammenarbeit mit dem ORF eine Miniserie über das Leben des Schriftstellers zeigen, der als der meistgelesene deutscher Sprache gilt. Die Drehbücher zur Serie schreiben der Bestsellerautor Daniel Kehlmann und der Regisseur David Schalko. Als Vorlage dient die großartige Kafka-Biografie des Literaturwissenschaftlers Reiner Stach, die sich aus den Bänden "Die Jahre der Entscheidung", "Die Jahre der Erkenntnis" und "Die frühen Jahre" zusammengesetzt.
Prominente Besetzung
Der Start der Dreharbeiten ist für das nächste Frühjahr geplant. Die Besetzung steht bereits fest. So wird Joel Basman in der Hauptrolle zu sehen sein. Daniel Brühl spielt Kafkas Freund Max Brad, Nicholas Ofczarek den herrischen Vater des Schriftstellers. Liv Lisa Fries spielt Milena Jesenská.
Laut NDR handelt sie Serie "nicht nur von Kafkas schwierigem Verhältnis zu seinem tyrannischen Vater, seinen faszinierenden Liebesbeziehungen mit Felice Bauer, Milena Jesenská und Dora Diamant, sondern auch von seiner engen Freundschaft zu Max Brod, der seinen todkranken Freund am Ende verriet und ihm damit zugleich den Weltruhm sicherte".
"elend wenig Budget"
Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur verriet Drehbuchautor Daniel Kehlmann, dass es für die Umsetzung der Serie "elend wenig Budget" gebe. Allerdings ohne sich darüber zu beschweren. "Im Gegenteil: Ich finde, das ist gut, das ist hilfreich, dass man wirklich bei allem überlegen muss, wie man das machen kann, ohne dass es ausufert oder teuer wird, gerade bei Kafka, der jedem Prunk so abhold war."
Mit Blick auf die Amazon-Serie "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" nach J. R. R. Tolkien, die als die teuerste Serie aller Zeiten gilt, sprach Kehlmann von einem "Fluch des großen Geldes". Die Serie sei "in jeder Hinsicht faszinierender Mist", so Kehlmann. "Eine Milliarde ist dafür ausgegeben worden – und wenn man dann das Resultat sieht, kann man es ja kaum glauben." Insbesondere die Kargheit der Handlung empörte den Bestsellerautor. Man denke schon, das sei ein Avantgarde-Kunstprojekt, so Kehlmann. "Wie wenig Handlung kann man in eine Tolkien-Geschichte stecken!"
Parallelen zwischen Tolkien und Kafka
Er selbst sei ein begeisterter Tolkien-Verehrer. Der Herr der Ringe sei ein "großes literarisches Werk des 20. Jahrhunderts", das er bisher sicher sechs mal gelesen habe; so oft, wie kein anderes Buch.
Gemeinsamkeiten zwischen Kafka und Tolkien verortet Kehlmann im Fantastischen. Nicht die Fantasie im Allgemeinen sei damit gemeint, "sondern die ganz konkrete Fantasie für seltsame Erfindungen." Hinzu kommen die sprechenden Tiere, die man in beiden Werken antreffen kann. In Kafkas Kurzgeschichten finde davon sogar jede Menge. Kehlmann nennt den Affen im "Ein Bericht für eine Akademie" und die Maus in "Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse".
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