Der Schriftsteller Jan Faktor erhält den vom Deutschlandfunk und der Stadt Braunschweig gestifteten Wilhelm Raabe-Literaturpreis. Ausgezeichnet wird damit sein vor knapp drei Wochen bei Kiepenheuer & Witsch erschienener Roman "Trottel", der außerdem auf der Shortlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises steht. Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis ist mit 30.000 Euro dotiert.
Jan Faktor ist für seinen Roman "Trottel" mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis ausgezeichnet worden. Der Titel steht auch auf der Shortlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises. Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:
"Jan Faktor bringt das traditionelle Genre des Schelmenromans zum Explodieren: Als ‚Trottel‘, so der Titel des Werks, erzählt er sein Leben – aber wilder, überdrehter, radikaler als man es sich bislang vorstellen konnte. Dabei ist ein Werk von erstaunlicher Kraft entstanden. Jan Faktor setzt im ‚Trottel‘ sein autobiografisch grundiertes Schreibprojekt fort: Hatte er 2010 seine Kindheit und Jugend in der kommunistischen Tschechoslowakei beschrieben, erzählt er nun vom Leben eines jungen Mannes aus Prag, der Ende der 1970er Jahre der Liebe wegen in die DDR kommt. Voller Wortspielereien, atmosphärischer Beschreibungen und grotesker Szenen bietet er einen ungewöhnlichen böhmischen Blick auf die schon so oft erzählte Lebenswelt der Ost-Berliner Bohème und in der späten DDR."
Tschechische und deutsche Literaturtraditionen amalgamiere Faktor. Formale Experimentierfreude werde dabei mit exzessivem Witz kombiniert, und in einen mitreißenden Erzählstrom gebettet. "Die Kunst Faktors erweist sich in der Konfrontation mit einer Lebenskatastrophe: Der Suizid des Sohnes wirkt als ständiger Kontrast in dieser Lebenserzählung. In schlichter, fortdauernder Trauer wird von dessen Weg in die Depression erzählt, aus der es kein Entrinnen gab. Albernes und Tragisches beleuchten sich bei Faktor gegenseitig – eine radikale Lebensbeschreibung, die das Genre des autofiktionalen Schreibens revolutioniert."
Die Jury
Die Jury, die am 26. September tagte, setzte sich in diesem Kahr wie folgt zusammen: Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin), Prof. Dr. Anja Hesse (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig), Sandra Kegel (FAZ), Dr. Wiebke Porombka (Deutschlandfunk), Dr. Michael Schmitt (3sat), Katharina Teutsch (FAZ) und Dr. Hubert Winkels (Deutschlandfunk)
Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum und Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue stimmten in der hymnischen Beurteilung der Jury ein.
Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis
Mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis zeichnet die Stadt Braunschweig nd der Deutschlandfunk jährlich ein in deutscher Sprache verfasstes, erzählerisches Werk aus. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung soll exemplarisch das bis zum Zeitpunkt der Verleihung publizierte literarische Schaffes des Autors beziehungsweise der Autorin würdigen. Ein neues Buch des Preisträgers muss im laufenden Kalenderjahr der jeweils aktuellen Vergabe erschienen sein.
Zu den bisherigen Preisträger gehören Rainald Goetz, Jochen Missfeldt, Ralf Rothmann, Wolf Haas, Katja Lange-Müller, Andreas Maier, Sibylle Lewitscharoff, Christian Kracht, Marion Poschmann, Thomas Hettche, Clemens J. Setz, Heinz Strunk, Petra Morsbach, Judith Schalansky, Norbert Scheuer, Christine Wunnicke und Gert Loschütz
Jan Faktor im Deutschlandfunk-Programm vorgestellt
Hubert Winkel, langjähriger Vorsitzender der Jury des Wilhelm Raabe-Literaturpreises, wird den diesjährigen Preisträger in den kommenden Tagen in folgenden Sendungen vorstellen:
-
„Kultur heute“, 17:35 Uhr, Deutschlandfunk
-
„Lesart“, 10:08 Uhr, Deutschlandfunk Kultur
-
„Büchermarkt“, 16:10 Uhr, Deutschlandfunk
-
„Fazit“, 23:05 Uhr, Deutschlandfunk
Topnews
Ein Geburtstagskind im November: Astrid Lindgren
Geburtstagskind im Oktober: Benno Pludra zum 100. Geburtstag
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2024: Saša Stanišić für außergewöhnliche literarische Leistung geehrt
Deutscher Buchpreis 2022: Das ist die Shortlist
Wilhelm Raabe-Literaturpreis: Diese Bücher stehen auf der Longlist
Deutscher Buchpreis 2022: Diese Bücher sind nominiert
Kurt Prödel gewinnt den Debütpreis der 25. lit.COLOGNE – „Klapper“ überzeugt Publikum mit Witz und Melancholie
„Vierundsiebzig“ von Ronya Othmann: Buch des Jahres 2024 auf der SWR-Bestenliste
radio3 vom rbb und Literaturhaus Berlin vergeben Walter-Serner-Preis 2024 an Alize Heiser
Dana Vowinckel gewinnt Buchpreis Familienroman 2024 für „Gewässer im Ziplock“
Literaturpreis „Aufstieg durch Bildung“ 2025 an Dorrit Bartel
Astrid Bührle-Gallet holt Sonderpreis „Neue Talente Übersetzung“ des Deutschen Jugendliteraturpreises 2024 für ihre Übersetzung des Romans Möge der Tigris um dich weinen von Emilienne Malfatto
Österreichischer Buchpreis 2022 geht an Verena Roßbacher
"Die Geschichte eines Kindes" von Anna Kim auf Platz 1 der SWR-Bestenliste
Deutscher Buchpreis 2022: Was wir bisher wissen
Anna Katharina Hahn erhält den Buchpreis der Stiftung Ravensburger Verlag
Radio Bremen-Krimipreis 2017 geht an Simone Buchholz
Aktuelles
Ludwig Tiecks „Der Weihnachtsabend“ – eine romantische Erzählung über Armut, Nähe und das plötzliche Gute
Krieg in der Sprache – wie sich Gewalt in unseren Worten versteckt
Literaturhaus Leipzig vor dem Aus: Petition und Stadtratsdebatte um Erhalt der Institution
Thomas Manns „Buddenbrooks“ – Vom Leben, das langsam durch die Decke tropft
Mignon Kleinbek: Wintertöchter – Die Frauen
Grimms Märchen – Zuckerwatte, Wolfsgeheul und ganz viel „Noch eins!“
Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt von Maya Angelou – Ein Mädchen, eine Stimme, ein Land im Fieber