Im August werden es bereits drei Bücher sein, die sich der Geschichte des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj widmen. Sie alle erzählen die Geschichte eines "Protagonisten des Widerstands", der zu einem "charismatischen Präsidenten" wurde, nachdem er bereits als "Bühnenstar" und "Schauspieler" Erfolge feierte. All diese Zuschreibungen lassen sich in einem Satz wiederfinden, der im Februar 2022 um die Welt ging: "Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit"
Ein populärer Schauspieler und Comedian, den man, als er 2019 überraschend die ukrainische Präsidentschaftswahl gewann, noch für ein schwaches Staatsoberhaupt hielt, einen Präsidenten, der sich leicht vom Kreml lenken und manipulieren lassen wird. Im Februar 2022 wurde dieses Bild zerschlagen. Über Nacht wurde Wolodymyr Selenskyj zur Galionsfigur des Westens, zum symbolträchtigen Widerstandskämpfer, dessen filmreifer Satz "Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit" um die Welt ging. Seitdem tritt Selenskyj als ein Charismatiker in Erscheinung, der politischen Aktivismus und Event verbindet. Für die Leitmedien ein gefundenes Fressen. Augenblicklich stilisierte man Selenskyj als westliche Leitfigur hoch, und stieß damit nicht ganz zufällig insbesondere dort auf Zustimmung, wo reichlich konsumiert wird.
Vier Biografien, Vier Heldengeschichten
Seit Februar sind hierzulande mehrere Bücher erschienen, die sich mit dem Leben und Werdegang des ukrainischen Präsidenten befassen. Jenes uns aus der medialen Berichterstattung bekannte Widerstands-Narrativ wird dabei ausschweifend besprochen und ausgeleuchtet. So erschien am 30. Juni das Buch "Wolodymyr Selenskyj: Geburt eines Helden" in der edition gai saber. Die Autoren, Genté Régis und Siohan Stéphane, zeigen einen Präsidenten, der trotz drohenden Mordanschlägen "im Präsidialamt an der Bankowa-Straße, im Herzen der ukrainischen Hauptstadt Kiew" ausharrt. Dabei zeige sich, wie sich der Mann, das Land seit 2019 regiert, in einen Kriegsherrn verwandelt hat. "Er verkörpert den Heroismus und den Widerstand eines ganzen Volkes, das todesmutig um seine Freiheit kämpft."
Nur wenige Tage später, am 6. Juli, erschien das Buch "Selenskyj: Die Biografie" von Wojciech Rogacin im Europa Verlag. "Unabhängig davon, wie der Krieg verlaufen wird, hat sich Selenskyj bereits jetzt in die Geschichte eingeschrieben als ein furchtloser und standhafter Anführer, der den ungleichen Kampf zur Verteidigung von Würde und Recht auf ein Leben in Freiheit – und nicht unter dem russischen Stiefel – aufgenommen hat." heißt es in der entsprechenden Ankündigung.
Ein weiteres biografisches Buch wird am 25. Juli im Hanser Verlag erscheinen. Der Autor, eine Ikone des Mutes und der Unnachgiebigkeit, ein Held, den ganz Europa verehrt und der zusammen mit dem ukrainischen Volk für den Friedensnobelpreis nominiert wurde.Sergii Rudenko, ist seit vielen Jahren Journalist in Kyjiw und habe mit seinem Buch "Selenskyjs erste Biografie geschrieben", wie der Verlag wirbt. Das Buch sei die "ausgewogene Geschichte eines ungewöhnlichen Politikers, das lebendige Porträt eines Helden, der keiner sein wollte – und eine unverzichtbare Quelle für alle, die den Mann verstehen wollen, der Putin die Stirn bietet und mit seinem Land längst zum Verteidiger der freien Welt geworden ist."
Für den 6. August erscheint darüber hinaus eine dritte biografische Abhandlung. Steven Derix und Marina Shelkunova haben "Die ungewöhnliche Geschichte des ukrainischen Präsidenten" geschrieben, wie es im Untertitel des schlicht mit "Selenskyj" überschriebenen Buches heißt. Dieser sei eine "Ikone des Mutes und der Unnachgiebigkeit, ein Held, den ganz Europa verehrt und der zusammen mit dem ukrainischen Volk für den Friedensnobelpreis nominiert wurde."
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