Bereits über 200 Mitglieder "PEN Berlin": Neuer Schriftstellerverband um Deniz Yücel und Eva Menasse

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Während das deutsche PEN-Zentrum nach der Gothaer Mitgliederversammlung und dem sich daran anschließenden Rücktritt des ehemaligen PEN-Präsidenten Deniz Yücel tief erschüttert zu sein scheint, beginnt sich nun mit dem "PEN Berlin" ein neuer Schriftstellerverband zu gründen. Über 200 AutorInnen und VerlegerInnen haben sich um den Publizisten Deniz Yücel und der Schriftstellerin Eva Menasse zusammengetan, um den neuen PEN-Club zu gestalten.

Nach dem Rücktritt des ehemaligen Präsidenten des deutschen PEN-Zentrums, Deniz Yücel, zeigt sich die Schriftstellervereinigung marode und gebrochen. Alteingesessene versprechen sich eine Besserung auf Zeit. Jetzt hat sich eine separate Vereinigung, der PEN Berlin, gegründet. Viele namenhafte Akteure lassen sich auf der Mitgliederliste finden. Bild: Harald Krichel - Eigenes Werk (Wikipedia)

232 AutorInnen und VerlegerInnen - darunter namenhafte Schriftsteller wie Daniel Kehlmann, Christian Kracht, Julia Franck, Simone Buchholz und Elke Schmitter - haben sich nach dem Rücktritt des ehemaligen PEN-Präsidenten Deniz Yücel zusammengetan, um eine neue Schriftstellervereinigung, den PEN Berlin zu bilden. Intern scheint die Gründung bereits vollzogen, formal und offiziell soll sie am 10. Juni erfolgen. Hintergrund sind diverse Zerwürfnisse, die es innerhalb des deutschen PEN-Zentrums zuletzt immer wieder gegeben hatte, und die zum Teil auch medienwirksam ausgetragen wurden. Höhepunkt dieser sich anstauenden Konflikte war wohl die Forderungen verschiedener Mitglieder, der ehemalige PEN-Präsident Deniz Yücel solle abberufen werden. Obgleich die Mehrheit der PEN-Mitglieder auf der diesjährigen Mitgliederversammlung im thüringischen Gotha dann gegen eine Abberufung Yücels gestimmt hatte, trat dieser dennoch zurück mit den Worten: "Ich möchte nicht Präsident dieser Bratwurstbude sein".

Mitglieder aus sämtlichen kulturellen Bereichen

Neben diversen SchriftstellerInnen sind auch namenhafte Vertreter aus anderen kulturellen und geisteswissenschaftlichen Disziplinen auf der Mitgliederliste zu finden. Der Verleger Jo Lendle gehört ebenso dazu, wie die Philosophin Svenja Flaßpöhler, der Soziologe Armin Nassehi und der Tocotronic-Frontmann Dirk von Lowtzow.

Auf der Vereins-Website heißt es, man wolle einen zeitgemäßen und diversen PEN, in dem sich auf Deutsch schreibende oder in Deutschland lebende Schriftsteller:innen und Übersetzer:innen aller literarischen und publizistischen Genres zusammenfinden. Aus Erfahrung und Überzeugung wolle man die Hierarchien im Verein so flach wie möglich halten. "Titel wie Präsident, Vizepräsident und Generalsekretär, die von ihrem Pomp und Dekorum abgesehen keinerlei intrinsische Notwendigkeit tragen, halten wir für überholt und setzen auf ein paritätisch arbeitendes Board aus gewählten Repräsentant:innen."

Verantwortlich für den Verein ist ein aus elf Mitgliedern bestehendes "Board". Eva Menasse und Deniz Yücel stechen hier als Sprecher-Duo in besonderer Weise hervor. "Board"-Mitglieder sind außerdem:

  • Simone Buchholz
  • Alexandru Bulucz
  • Joachim Helfer
  • Konstantin Küspert
  • Ralf Nestmeyer
  • Ronya Othmann
  • Mithu M. Sanyal
  • Elke Schmitter
  • Sophie Sumburane

Im Geiste der Vielsprachigen für Offenheit und für die Überwindung von Grenzen

Der Pen Berlin bewegt sich, was die Ambitionen anbelangt, im Rahmen des internationalen PENs und setzt sich gegen jede Form von Menschenhass und für die Meinungsfreiheit ein. Auf der Starseite des PEN Berlin heißt es dazu weiter: "Im Geiste unserer Namensgeberin Berlin, der Vielsprachigen, der Stadt, die heute für Offenheit und für die Überwindung von Grenzen steht, nennen wir uns PEN Berlin - eine NGO, die sich den Idealen der Aufklärung, der Meinungsvielfalt, der Toleranz und der Solidarität verpflichtet."

Die Freiheit des Wortes sei derzeit weltweit bedrohter als jemals zuvor. Man wolle daher den Focus auf die materielle und ideelle Unterstützung verfolgter Kolleg:innen richten. Man brauche diesen neuen PEN, "um dem Wort, der Literatur, der Poesie und jedem anderen textbasierten Genre den Raum zu geben, der notwendig ist, um sich frei zu entfalten."

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