Der Wiedergänger Seite 6

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Diese stahlblauen Augen erinnerten sie an den Schauspieler Götz George. Als der noch den Schimanski spielte, was waren das für wunderbare Fernsehabende. Die Krimis waren spannend und Götz George war zum Niederknien, dachte sie und fühlte eine Verwirrung der Gefühle. Erst als der schmale Horst sich mehrmals räusperte, fand sie in die Gegenwart zurück. „Drei Pils und ein Honigbier“, sagte sie artig und hätte fasst einen Knicks gemacht. Auf dem Weg zum Tresen spürte sie dass der Fremde ihr nachblickte. „Eine außergewöhnlich schöne Schankmagd habt ihr“, meinte Kuno versonnen. Der dicke Willy grinste. „Quatsch, Schankmagd. Das ist Marianna und der gehört hier der Laden.“ Ungläubig starrte Kuno die Männer an. „Ein Weib mit eigener Schänke, erstaunlich, ganz erstaunlich“, murmelte er. „Nun sag, wo dreht ihr eigentlich?“ Der lange Hans nahm den Gesprächsfaden wieder auf. „Ich meine ja nur, weil noch die Straße hinter zur Nuthe gesperrt ist. Die soll einen neuen Belag bekommen.“ „Ob die das wirklich zum geplanten Termin schaffen bezweifle ich“, warf der dicke Willy ein. „Noch ist ja nicht mal das neuen Wehr eingebaut, von der Fischtreppe ganz zu schweigen.“ „Fischtreppe? Was ist eine Fischtreppe“, fragte Kuno. „O man, ihr Künstler seid wirklich manchmal weltfremd“, stöhnte der schmale hüpft quasi hinauf Horst. Als ehemaliger Wasserbauingenieur nutzte er die Gelegenheit sein Wissen anzubringen. „Der Fisch will zum Laichen flussaufwärts, das schafft er aber nicht, wenn ein Wehr eingebaut ist. Er braucht eine sogenannte Treppe und hüpft quasi hinauf.“ Der schmale Horst stapelte drei Bierdeckel und zwei Streichholzschachteln und verdeutlichte seine Erklärungen. „Jede Stufe ist ungefähr zwanzig Zentimeter hoch.“ „Und der Fisch weiß, dass er hüpfen muss?“ Kuno beschlich das Gefühl, dass man ihm einen Bären aufband. Aber alle drei Männer machten ernste Gesichter. Und der schmale Horst erzählte weiter. Er sprach von den Seitenlinienorganen der Fische, mit denen sie die Strömung spürten. Kuno von Ziesar hörte nur mit halbem Ohr zu, denn er sah Marianna kommen, ein Tablett mit Biergläsern balancierend. Er stand auf, ging ihr ein paar Schritte entgegen und nahm ihr das Tablett ab. Marianna errötete. Das Problem mit dem Honigbier hatte sie auf eine sehr praktische Art gelöst. Kuno erhielt zum Bier ein Glas mit Honig und einen langen Löffel. „Sie können das Bier nach belieben würzen“, sagte sie und machte nun wirklich einen Knicks.


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