NDR True-Crime Podcast "JACK": Auf den Spuren eines schreibenden Mörders

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Die Justizanstalt Stein: Hier saß Jack Unterweger aufgrund des Mordes an Margret Schäfer. Das Landesgericht Salzburg hatte ihn wegen dieses Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach 16 Jahren Haft wurde der, mittlerweile schreibende, Mörder jedoch entlassen. Bild: Eilhart von Oberg - Eigenes Werk / Wikipedia

Wien in den 1990er Jahren. Während auch die österreichische Hauptstadt von einer schrecklichen Mordserie erschüttert wird, betritt der Schriftsteller Jack Unterweger die Lesebühnen um seine Romane und Gedichte zu präsentieren. 16 Jahre zuvor wurde er vom Landesgericht Salzburg wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Wie konnte aus einem Mörder ein Literaturstar werden? Dieser Frage geht der Autor und Journalist Malte Herwig in dem neuen NDR True-Crime-Podcast "JACK" nach, der im kommenden Frühjahr startet.

Es ist das Jahr 1974. Jack Unterweger besucht eine Bekannte in Hessen. Während die beiden durch die Stadt ziehen bemerken sie eine Frau, die gerade schlendernt von einer Weihnachtsfeier kommt und auf dem Heimweg ist. Unterweger ist charmant; ein flüchtiger Wortwechsel, und die beiden begleiten die Frau, deren Name - Margret Schäfer - bald durch alle deutschsprachigen Medien gehen wird. In ihrer eigenen Wohnung wird sie gefesselt. Unterweger und seine Bekannte bestehlen die Frau und flüchten anschließend mit ihr. In einem Waldstück tötet Jack Unterweger Margret Schäfer auf brutalste weise. Zwei Jahre später, das Urteil: Der spätere Schriftsteller wird vom Landesgericht Salzburg zu lebenslanger Haft verurteilt. 16 Jahre später erobert er als Literaturstar die österreichischen Bühnen. Zeitgleich beginnt eine schreckliche Mordserie, Opfer sind junge Prostituierte.

Was war geschehen? Unter anderem Intellektuelle setzten sich für die Freilassung Unterwegers ein, der im Gefängnis zu schreiben begonnen hatte. Vier Jahre nach seiner Entlassung, eine Zeit im Blitzlichtgewitter, wurde unterwegs wegen zahlreicher weiterer Morde angeklagt. Nach der Urteilsverkündung wegen neunfachen Mordes nahm er sich schließlich noch in der folgenden Nacht das Leben.

"JACK"

In dem NDR Podcast "JACK" will der Autor und Journalist Malte Herwig der Frage nachgehen, wie leich man Opfer von Verblendung und Täuschung, Fake und Lügen werde kann. Denn Jack Unterweger, der im Mittelpunkt dieses True-Crime-Formats dreht, war ein Meister der Selbstinszenierung und Verführung. Es geht um Dichtung, Liebe und Unterwerfung, um die Macht und Kunst der Täuschung.

"Ich möchte verstehen, was so viele Menschen an Jack Unterweger damals fasziniert hat", erklärt Malte Herwig. "Dabei geht es mir um Aufklärung, nicht um Verurteilung der Menschen, die seiner Faszination erlagen. Der Podcast ist ein Versuch, die Methode und den Zauber der Verführung zu verstehen. Diese Fähigkeit ermöglichte es Jack Unterweger allzu lang unerkannt zahlreiche Morde zu verüben, obwohl er als Prominenter im grellen Licht der Öffentlichkeit stand."

Auf den Spuren eines schreibenden Mörders

Malte Herwig begibt sich auf die Suche nach Zeitzeugen, nach Wegbegleiter Unterwegers und Menschen, die ihm zufällig begegnet sind. Eine von ihnen ist die Juristin Astrid Wagner, die nicht nur eine flüchtige Bekannte, sondern zeitweise die Geliebte der schreibenden Mörders war.

Wie selbstbewusst und manipulativen Unterweger auftritt, zeigt unter anderem seine Aussage zum Prozessauftakt 1994 in Graz: "Meine Damen und Herren Geschworenen, wir sind jetzt für die nächsten zwei Monate zusammen, und ich möchte kein steriler Schauspieler sein. Ich möchte es mit Ihnen so haben wie im Kaffeehaus. Falls Sie Fragen haben, stellen Sie sie bitte, und ich werde Ihnen auf alles, wirklich alles, Antwort geben. Sehen Sie, ich habe den großen Vorteil, dass ich nichts zu verbergen habe, da ich nicht der Mörder bin. Wenn Sie mich bei einer Lüge erwischen, dann verurteilen Sie mich."

Zur Produktion

"JACK" ist eine Produktion des Norddeutschen Rundfunks und wird ab Januar 2022 veröffentlicht. Autor ist Dr. Malte Herwig (Autor und Host des Podcasts "Faking Hitler", Biograph von Peter Handke, Journalist in Hamburg). Regie führt Roman Neumann, Regisseur und Producer in Berlin, Gestalter der Podcasts "Weltbewegend - Frauen und Macht" und "Hannah Arendt - endlich verstehen". Die Redaktion im NDR hat Ulrike Toma, Leiterin der NDR Radiokunst. Die Projektkoordination im NDR liegt bei Dr. Johanna Leuschen, Leiterin des NDR Audiolabs THINK AUDIO.

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