Buchtipp: Ich, Prince Boateng Boateng-Biografie: Das steht wirklich im Buch

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Fußball-Deutschland reibt sich die Hände: Bad Boy Boatengs Biografie wirbt mit dem Wort "Abrechnung". Doch dazu kommt es nicht wirklich.

Foto: Plassen Verlag

Über die Biografie "Ich, Prince Boateng" von Kevin-Prince Boateng wurde im Vorfeld schon viel geredet. Schalke-Manager Horst Heldt hatte gar in der WAZ gedroht: "Im Zuge unseres friedlichen Auseinandergehens habe ich schon berücksichtigt, dass sowohl für Kevin als auch für Schalke 04 wichtig ist, das sauber zu beenden. Sollte es im Buch nun doch Passagen geben, wo er sich über aktuell oder ehemals handelnde Personen aus dem Verein negativ äußert, dann wird er nicht so viele Bücher verkaufen können, wie die Strafe kostet."

Alles halb so wild: Der Bundesliga-Spieler, dem die Skandale nur so nachzulaufen schienen, enthüllt wesentlich weniger, als mögliche Kläger vielleicht gehofft haben. So beginnt Boatengs Abrechnung mit seinem Leben mit einer Schilderung seiner Kindheit, dem langsamen Aufstieg durch die Instanzen, der erste Reichtum und die erste Frau . Wie so oft bei frühen Biografien, klingt dies eher nach Schüleraufsatz als nach Enthüllungswerk. Farbe kommt ins Spiel, als Kevin-Prince Boateng sein Mitwirken in der Nationalmannschaft von Ghana schildert. Hier merkt man dem Fußballer Spiel- und Erzählfreude an - die Geschichte der Underdogs ist fabelhaft erzählt.

Aufzählung einer Karriere

Spätere Stationen beim AC Mailand bleiben erzählerisch jedoch blass: Ja, er war dabei, er hat Ronaldo einen No-Look-Pass zugespielt und hat sowohl Silvio Berlusconi als auch Sepp Blatter als guten Onkel erlebt. Mitgeholfen hat bei der Biografie Ex-BILD-Mann Christian Schommers, der bereits "Das Leben ist kein Spiel" für Boris Becker aufgeschrieben hat.

Fazit: Man spürt fast schon die Höhe der Vertragsstrafen, die über dem Buch von Kevin-Prince Boateng schweben. Also tut er besser mal niemanden weh. Wer Detail-Schilderungen von Streitigkeiten, Sauftouren oder Intrigen erwartet, schaut in die Röhre. Boateng kritisiert nicht einmal Trainer; und das legendäre Ballack-Foul war eben unbeabsichtigt, schreibt er. Lesenswert ist allenfalls Boatengs Erinnerungen an seinen Ausflug mit der ghanesischen Nationalmannschaft.

Es fehlen dem Buch schlichtweg die kleinen Anekdoten, die eine Biografie erst interessant machen. Man erfährt im Wesentlichen, dass Boateng privat auf teure Mode, Tattoos und schnelle Autos steht. Relativ zu Beginn schreibt Boateng: "Ich habe so viel aus meinen Fehlern gelernt - und denke darüber nach, noch mehr zu machen." Mit seiner Biografie liefert er jedenfalls etwaigen gegnerischen Anwälten keinen einklagbaren Fehler. Für Fans ein Muss, für die "Nur-WM-Gucker" verzichtbar.

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