Kraftvolle Reflexion über das menschliche Streben "Faust II": Der Mensch als unermüdlich Streben

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"Faust II" von Johann Wolfgang Goethe ist ein tief symbolisches Werk, das sich nicht nur mit den persönlichen Konflikten des Protagonisten beschäftigt, sondern universelle Fragen über das menschliche Streben, die Macht des Fortschritts und den Sinn des Lebens aufwirft. Von der ersten Szene, in der Faust in einer idyllischen Naturkulisse erwacht, bis zu seiner endgültigen Erlösung, entfaltet Goethe ein philosophisches Konzept, das den Menschen als unaufhörlich Streben und Suchen beschreibt. Das Werk zeigt, dass der Mensch, ungeachtet seiner Fehlbarkeit und seiner ständigen Misserfolge, keine andere Wahl hat, als weiter nach Erkenntnis und Erfüllung zu suchen.

Satyrn Satyrn "„Fraun gewöhnt an Männerliebe, Wählerinnen sind sie nicht, aber Kennerinnen. Und wie goldlockigen Hirten, vielleicht schwarzborstigen Faunen, wie es bringt die Gelegenheit, über die schwellenden Glieder vollerteilen sie gleiches Recht." de.wikipedia.org/w/index.php?curid=2904846 Johann Wolfgang von Goethe

Der Prolog: Natur und Neuanfang als heilende Kräfte

Der zweite Teil beginnt mit Fausts Erwachen in einer alpinen Landschaft, umgeben von Naturgeistern. Dieser Moment markiert einen Wendepunkt: Nach der tiefen Schuld und Verzweiflung aus "Faust I" wird Faust hier symbolisch „gereinigt“ und erhält die Möglichkeit eines neuen Anfangs. Die Natur – als Symbol für Leben, Erneuerung und ewigen Kreislauf – heilt ihn, und er wird wieder zu einem Suchenden, der sich neuen Zielen widmet.

Dieser Prolog ist entscheidend für die Interpretation von Fausts Reise im zweiten Teil. Er zeigt, dass die Erneuerung des Menschen – sowohl körperlich als auch geistig – möglich ist, solange es die Natur und das Leben selbst gibt. Der Mensch mag versagen, Fehler begehen oder sich von den falschen Dingen leiten lassen, aber er kann immer wieder zu neuen Bestrebungen finden. Das ist ein zentrales Motiv bei Goethe: Das Leben selbst bietet dem Menschen immer wieder Chancen zur Veränderung und Erneuerung, sofern er bereit ist, sich ihnen zu stellen.

Fausts Streben: Von der individuellen Suche zur gesellschaftlichen Vision

Während Faust in"Faust I" in erster Linie nach persönlicher Erfüllung suchte und sich in der Beziehung zu Gretchen und in seinem Pakt mit Mephisto auf individuelle Wünsche konzentrierte, erweitert sich sein Streben in "Faust II". Sein Streben wird universeller und gesellschaftlicher. Er will mehr als nur persönliche Erfüllung finden; er möchte die Welt gestalten und verbessern.

Ein Schlüsselmoment in dieser Entwicklung ist Fausts Rolle am Kaiserhof, wo er in politische und wirtschaftliche Fragen verwickelt wird. Hier beginnt Faust, über persönliche Erlebnisse hinauszugehen und sich mit größeren, gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Der Wunsch, die Welt zu verbessern, treibt ihn an, doch er stößt auch auf die Grenzen menschlichen Handelns und der Machtstrukturen.

Goethe zeigt, dass Fortschritt und Verbesserung unvermeidlich mit Fehlern und Rückschlägen einhergehen. Fausts Vision, ein fruchtbares Land zu erschaffen und das Meer zurückzudrängen, symbolisiert den menschlichen Drang, die Natur zu beherrschen und die Welt nach seinen Vorstellungen zu formen. Doch auch hier bleibt der Mensch fehlbar: Fausts Vision ist idealistisch, aber die Realität lässt sich nie vollständig nach den Wünschen des Einzelnen gestalten. Diese Episode verdeutlicht, dass das menschliche Streben nach Perfektion nie vollständig realisierbar ist – doch das Streben selbst ist der Kern des menschlichen Daseins.

Der Mensch im Spannungsfeld von Gut und Böse: Mephisto als Herausforderung

Eine zentrale Figur in "Faust II" bleibt Mephisto, der Faust auf seiner Reise begleitet und ständig versucht, ihn vom Weg abzubringen. Mephisto symbolisiert die negativen Kräfte in der Welt: den Zweifel, die Zerstörung und die Versuchung. Er ist der Geist, „der stets verneint“. Doch Goethe zeigt, dass auch diese destruktive Kraft eine notwendige Rolle im Leben des Menschen spielt. Ohne Mephisto gäbe es für Faust keinen Ansporn, über seine Grenzen hinauszugehen.

Mephisto stellt Faust vor Herausforderungen und führt ihn in Versuchungen, die sowohl moralisch als auch intellektuell sind. Doch obwohl Faust sich oft von ihm leiten lässt, bleibt das zentrale Thema des Dramas bestehen: Der Mensch muss weiter streben, auch wenn er fehlgeleitet wird. Das Böse, das Mephisto verkörpert, ist nicht nur eine destruktive Kraft, sondern auch eine, die den Menschen voranbringt und ihm zeigt, wo seine Schwächen liegen.

Der Wendepunkt: Fausts letzte Vision und sein Tod

Im letzten Akt hat Faust ein großes Stück Land gewonnen und will dieses urbar machen, um ein besseres Leben für die Menschheit zu ermöglichen. In seinen letzten Momenten wird er blind und spricht die berühmten Worte: „Verweile doch, du bist so schön!“ Doch der Augenblick, den er festhalten möchte, ist nicht ein Moment des persönlichen Glücks, sondern die Vision einer besseren Welt, die er für andere schaffen möchte.

Fausts letzte Worte offenbaren eine wichtige Einsicht: Wahre Erfüllung liegt nicht im egoistischen Genuss eines Augenblicks, sondern im ständigen Streben nach Verbesserung – für sich und für andere. Dieses Streben nach einer idealen Zukunft, obwohl er sie selbst nicht erleben wird, zeigt, dass Faust letztlich eine tiefere Bedeutung des Lebens erkannt hat. Das Streben nach einem besseren Leben für andere ist die höchste Form menschlichen Daseins.

Die Erlösung: Das unermüdliche Streben wird belohnt

Am Ende von "Faust II" stirbt Faust, und Mephisto glaubt, dass er nun Fausts Seele in die Hölle bringen kann, da Faust die Worte ausgesprochen hat, die ihren Pakt besiegeln. Doch Fausts Seele wird von Engeln gerettet und in den Himmel geführt. Die zentrale Botschaft lautet hier, dass Faust nicht wegen seiner moralischen Perfektion oder der Erfüllung seiner Ziele erlöst wird, sondern weil er nie aufgehört hat zu streben.

„Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“, lautet der Schlusschorus, der die Essenz von Goethes Botschaft ausdrückt. Der Mensch mag scheitern, in Versuchung geraten oder falsche Entscheidungen treffen, doch solange er sich bemüht, weiterzuleben und nach Höherem zu streben, wird ihm am Ende Erlösung zuteil. Es ist das Streben selbst, das den Menschen menschlich macht und ihm den Weg zur Erlösung eröffnet.

Der Bogen von Anfang bis Ende: Die Unvermeidlichkeit des Strebens

Vom Beginn des zweiten Teils, wo Faust durch die heilende Kraft der Natur erneuert wird, bis zu seinem Tod, zieht sich das Motiv des unaufhörlichen Strebens durch das gesamte Werk. Der Mensch hat keine andere Wahl, als es immer wieder zu versuchen. Faust steht stellvertretend für die menschliche Existenz, die durch Misserfolge, Versuchungen und unvollkommene Visionen geprägt ist, aber trotzdem immer wieder nach etwas Höherem strebt.

Goethes Botschaft ist klar: Der Mensch darf sich nicht entmutigen lassen, selbst wenn er scheitert. Er muss weiter suchen, weiter streben, weil es im Streben selbst liegt, die Chance auf Erfüllung und letztlich auf Erlösung zu finden. Fausts Erlösung zeigt, dass es nicht das Ziel ist, das zählt, sondern der Weg dorthin – das unermüdliche Bemühen, das den Menschen auszeichnet und ihn mit der Möglichkeit auf ein höheres, göttliches Verständnis belohnt.

Was will uns Goethe zeigen

Goethes "Faust II" ist ein tief symbolisches Werk, das sich nicht nur mit den persönlichen Konflikten des Protagonisten beschäftigt, sondern universelle Fragen über das menschliche Streben, die Macht des Fortschritts und den Sinn des Lebens aufwirft. Von der ersten Szene, in der Faust in einer idyllischen Naturkulisse erwacht, bis zu seiner endgültigen Erlösung, entfaltet Goethe ein philosophisches Konzept, das den Menschen als unaufhörlich Streben und Suchen beschreibt. Das Werk zeigt, dass der Mensch, ungeachtet seiner Fehlbarkeit und seiner ständigen Misserfolge, keine andere Wahl hat, als weiter nach Erkenntnis und Erfüllung zu suchen.


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