Eine Geschichte aus dem Supermarkt Seite 2

Vorlesen
- 3 Seiten -

Nun heißt es, sich einzureihen – ellenlange Wege und ein bereits erheblicher Verkehr zum Kassenbereich. Stau auf der Autobahn kann nicht aufregender sein!
In der Schlange schauen alle nach unten oder nach oben, als wenn auch noch Ware an der Decke hängen würde – bloß nicht den Vorder- oder Hintermann anschauen!
Die Gesichter vor den Kassen sind grimmig und auf`s äußerste gespannt – irgendwie ein Lauern auf den kleinsten Anlass, um dem anderen Kunden Manieren beizubringen.
Zwischendurch sausen Kinder wild umher, schreien nach Plätzchen oder Schokolade und genervte Eltern sind verzweifelt bemüht die eigene Brut zu besänftigen und zu beruhigen!

Plötzlich verspüre ich einen durchdringenden Schmerz in meiner Wade und drehe mich schlagartig um. Ein Rollator war`s, den die ältere Frau hinter mir gerade zu bändigen versucht.
Sie hat nicht mehr stehen können und wollte auf diesem zierlichen Gerät Platz nehmen, das dann allerdings förmlich zusammenbrach – muss wohl eine Fehlkonstruktion des Herstellers sein!
Gut, der Frau ist nichts passiert und jeder aus der Schlange von gefühlten 100 Metern vor der Kasse macht selbstverständlich Platz, um der guten Dame zu helfen.
Diese fühlt sich schon wieder besser und vergisst sogar, sich bei mir für den riesigen blauen Fleck zu entschuldigen – ich will nicht so sein und verzeihe ihr natürlich!

Doch die Tortur Richtung Kasse will kein Ende nehmen!
Plötzlich klingelt es überall – jeder nimmt sein Handy, um den Lieben zu Hause mitzuteilen, dass es sich nur noch um Stunden handeln könne, bis man zu Hause sei.
Es wird sehr laut gesprochen – man hat ja schließlich nichts zu verheimlichen! Eine Kundin hält so scheinbar ihrem Mann gerade eine Standpauke, wie und was er bis zu ihrem Eintreffen noch zu erledigen hat – Staubsaugen und vor allem die Waschmaschine in Gang setzen und die Kartoffeln müssen auch noch geschält werden …………

So geht das eine gefühlte Stunde und man nähert sich erwartungsvoll der Dame an der Kasse – die, so glaube ich, kurz vor einem Nervenzusammenbruch ist und niemand hilft ihr.
Ich schwitze, mir wird mittlerweile furchtbar heiß und es riecht alles so eigentümlich nach Schweiß und noch anderen, nicht unbedingt interessanten Duftstoffen, die wohl aus den verschiedenen Wäschestücken herausdampfen!

Gott sei Dank – ich bin an der Kasse angelangt und merke, dass die Verkäuferin dringend ein tröstendes Wort braucht.
Ich habe Mitleid mit der guten Frau und frage sie, ob sie das schon länger macht oder heute nur aushilft. Das war in diesem Moment natürlich und auf keinen Fall das tröstende Wort!

Mit wildem Blick fragt sie doch glatt, ob ich zu lange unter der Höhensonne war! Ich antworte korrekt, dass ich keine Höhensonne vertrage – “Na, denn tun Se mir leid!”
Ah, denke ich – das Gespräch öffnet sich und ich bleibe neugierig. “Nun, wenn es das Solarium gewesen wäre, könnte ich es verstehen”, trällert sie mir munter entgegen und widmet sich, während ich auf weitere Gesprächsangebote warte, ohne jedes Wenn und Aber schroff dem nächsten Kunden zu.







Gefällt mir
3
 

Weitere Freie Texte

Aktuelles