In der MDR-Podcast-Serie "Winnetou ist kein Apache" fragt der Hörfunkjournalist Ben Hänchen Kulturwissenschaftler, Schauspieler und Native Americans, ob man die Abenteuergeschichten Karl Mays heute noch unreflektiert auf die Bühne bringen kann. Hänchen, der auch Autor der Podcast-Serie ist, trat bereits als Kind auf Deutschlands kleinster Karl-May-Bühne auf. Angesichts der Diskussionen um kulturelle Aneignung fragt er sich nun, ob das, was er auf dort auf der Bühne tut, rassistisch ist. "Winnetou ist kein Apache" ist ab 20. Juni in der ARD Audiothek zu hören.
Im sächsischen Bischofswerda befindet sich Deutschlands kleinste Karl-May-Bühne. Hier trat der Hörfunkjournalist Ben Hänchen bereits als Kind auf. Im Alter von acht Jahren spielte er seine erste Nebenrolle auf der Stadwaldbühne, später war er immer häufiger in Hauptrollen zu sehen. Nächstes Jahr wäre sein 30. Bühnenjubiläum. Doch angesichts der Debatten um kulturelle Aneignung fällt es Hänchen immer schwerer, die Geschichten über Winnetou uneingeschränkt zu genießen. Ist das, was er dort auf der Bühne tut, rassistisch? Sollten Aufführung dieser Art verboten werden? Um diese Frage zu klären, trifft der MDR KULTUR-Redakteur auf Menschen, die unterschiedliche Berührungspunkt mit dem Thema haben. Was wird aus Karl Mays Geschichten auf deutschen Freilichtbühnen gemacht?
In der sechsteiligen Podcast-Serie "Winnetou ist kein Apache" kommen u.a. der Schauspieler Alexander Klaws, die Autorin und Kulturwissenschaftlerin MMithu Sanyal, der Direktor des Karl-May-Museums in Radebeul Robin Leipold und der in Deutschland lebende Native American Kendall Old Elk zu Wort.
Serdar Reitner, der 22-jährige Winnetou-Darsteller der Stadwaldbühne Bischofswerda, betont: "Man sollte öfter betonen, dass es sich bei Karl-May-Spielen um Märchen handelt" Und Robin Leipold, der Direktor des Karl-May-Museums in Radebeul, meint: „Wenn Karl-May-Spiele weiter eine Daseinsberechtigung haben wollen, müssen sie sich genauso wie wir Museen weiterentwickeln. Sie sollten stärker aufklären. Viele dieser Theater machen großen Umsatz mit ihren Shows. Mit einem Teil davon könnten sie zum Beispiel indigene Menschen unterstützen. Es wäre auch schön, wenn sie regelmäßig indigene Amerikaner einladen. Man kann Partnerschaften mit ihnen eingehen und mehr in den Dialog treten.“
Die sechs Podcastfolgen im Überblick
- Episode 1: Ben ist kein Apache: Ben zweifelt daran, ob er noch bei seinem Herzensprojekt Karl-May-Spiele mitmachen sollte. Seine Kollegin Linda macht ihm klar, dass vieles, was auf den Karl-May-Bühnen gemacht wird, im Jahr 2022 nicht mehr geht. Er diskutiert darüber mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern bei den Karl-May-Spielen in Bischofswerda.
- Episode 2: Operation Geronimo: Ben und Linda gehen der Frage nach, warum einige Szenen und bestimmte Darstellungen bei Karl-May-Inszenierungen manche Menschen verletzen können. Dafür sprechen sie u.a. mit einem indigenen Schauspieler aus den USA.
- Episode 3: Superhero Winnetou: Eigentlich läuft es auf den Karl-May-Bühnen: Die Zuschauer strömen herbei, die Menschen feiern Winnetou – und doch gibt es immer wieder Kritik: am Redfacing, an den Tänzen oder wenn Rituale auf der Bühne gezeigt werden. Hat die deutsche Karl-May-Szene dafür genug Problembewusstsein?
- Episode 4: Winnetou like Hollywood: Noch in den 1960er-Jahren war die Darstellung von Indigenen in amerikanischen Filmen enorm schwierig – und vor allem weiß geprägt. Das ändert sich langsam. Zunehmend erzählen Indigene auch ihre eigenen Geschichten – wie in der hochgelobten Disney-Serie „Reservation Dogs“. Was kann die deutsche Karl-May-Szene davon lernen?
- Episode 5: Karl May - Kultur und gut: Ben hat sich entschlossen, weiter bei den Karl-May-Spielen Bischofswerda mitzumachen. Sein Vater und Leiter des Projekts ist erleichtert. Aber wie reagiert er darauf, dass Ben sein Lebenswerk verändern will – hin zu kulturell sensiblen Winnetou-Geschichten?
- Episode 6: Shi nok heißt Auf Wiedersehen: Ben trifft Kendall Old Elk, einen American Native von der Apsaalooke Nation. Mit ihm schaut er sich Karl-May-Inszenierungen aus Bischofswerda an. Kendall tut sich schwer mit dem, was er in den Winnetou-Geschichten sieht. Können er und Ben sich annähern? Wie kann eine Zukunft von Karl-May-Spielen aussehen?
Die sechsteilige Podcast-Serie „Winnetou ist kein Apache“ ist ab 20. Juni in der ARD Audiothek und im Programm von MDR KULTUR zu hören.
Regie führte die Leipziger Schriftstellerin und Journalistin Kathrin Aehnlich („Wie Frau Krause die DDR erfand“). Als Sprecher und Sprecherin sind Christian Steyer und Beatrice Hermens zu hören.
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