Der US-Bestseller-Autor räumt Ungenauigkeiten bei "Der Marsianer" zugunsten der Dramaturgie ein. Dem Spaß an dem Sci-Fi-Thriller tut das keinen Abbruch - im Gegenteil.
US-Autor Andy Weir war ursprünglich Programmierer, hatte sich aber bereits vor seinem Bestseller "Der Marsianer" als Science-Fiction-Fan tiefgreifende Kenntnisse im Bereich der bemannten Raumfahrt angeeignet.
Jetzt räumt Weir gegenüber The Daily Beast ein, dass er trotz gründlicher Recherche bewusst von der Realität abgewichen ist. So wären die fatalen Auswirkungen des Sandsturmes, der dem Astronauten Mark Whatney die Sendeantennen wegreißt und somit von der Kommunikation zum Raumschiff abschneidet, völlig unrealistisch.
Mehr Wasser, weniger Wind auf dem Mars
"Es ist überhaupt nicht realistisch", sagte Weir. "Auf dem Mars gibt es Windgeschwindigkeiten von 150 Stundenkilometern, aber die Atmosphäre ist so dünn, dass die Massenträgheit hinter dem Wind extrem gering ist; es würde sich wie eine leichte Brise anfühlen. Es könnte nichts umwerfen oder Schaden verursachen. Ich wusste das, als ich es geschrieben hatte, aber ich hatte entschieden, vergiss es - das ist aufregender. Es ist eine Mensch-gegen-die-Natur-Geschichte, und ich wollte sicherstellen, dass die Natur den ersten Schlag austeilt."
Andere Ungenauigkeiten und Fehler liegen laut Weir im Fortschritt der Weltraumforschung begründet. So verfüge der Mars über wesentlich mehr Wasser, als zum Zeitpunkt der Bucherstellung bekannt war. Der gestrandete Astronaut hätte es also gar nicht nötig gehabt, sich über die Wasserversorgung seiner Kartoffelplantage Sorgen zu machen.
Lesespass durch bewußte Vereinfachung
Zudem hat Andy Weir das Problem der radioaktiven Strahlung auf dem Mars durch einen Kunstgriff vertuscht. Weir: "Es wäre eine sehr ernsthafte Dosis Strahlung für ihn, wenn er 500 Tage auf dem Mars verbringt. Eine Art von Dosis, bei der man definitiv Krebs bekommt. Ich habe zwei Absätze in dem Buch, in dem ich einfach sage, dass alles irgendwie abgeschirmt ist. Es stellt sich aber heraus, dass es so etwas wie eine dünne, leichte, flexible Abschirmung gegen radioaktive Strahlung nicht gibt. Es ist ein Zentimeter Blei, zehn Zentimeter Wasser oder einen vollen Meter Stein erforderlich, um sich vor galaktischer Strahlung zu schützen. Also habe ich ein Material erfunden, das nicht wirklich existiert."
Dem Lesevergnügen bereitet dies jedoch keinen Abbruch: Der Titel steht seit Wochen in den Top Ten der Amazon-Charts; der Kinofilm mit Matt Damon ist erfolgreich angelaufen.
Die Rezension zu "Der Marsianer" von Andy Weir finden sie hier.
Topnews
Ein Geburtstagskind im November: Astrid Lindgren
Geburtstagskind im Oktober: Benno Pludra zum 100. Geburtstag
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Belletristik-Charts: David Safier schafft den Sprung in die Top Ten
Belletristik-Charts: Thees Uhlmann steigt auf Platz 3
Amazon.de: Buchpreis-Gewinner Frank Witzel steigt auf Platz 2
Trotz Friedensnobelpreis: Charlotte Roche vor Swetlana Alexijewitsch in den Top 10
Filmstart katapultiert "Der Marsianer" in die US-Charts
Der Marsianer: Heyne verlost privaten Kino-Abend
Der Marsianer kommt ins Kino
McGyver auf dem Mars
Aktuelles
„Ein Faden, der sich selbst spinnt“ – Jon Fosses Vaim und der Rhythmus der Abwesenheit
Deutscher Kinderbuchpreis 2026 gestartet – Einreichungen ab sofort möglich
Jahresrückblick Literatur 2025
Zwei Listen, zwei Realitäten: Was Bestseller über das Lesen erzählen
Ludwig Tiecks „Der Weihnachtsabend“ – eine romantische Erzählung über Armut, Nähe und das plötzliche Gute
Krieg in der Sprache – wie sich Gewalt in unseren Worten versteckt
Literaturhaus Leipzig vor dem Aus: Petition und Stadtratsdebatte um Erhalt der Institution
Thomas Manns „Buddenbrooks“ – Vom Leben, das langsam durch die Decke tropft
Mignon Kleinbek: Wintertöchter – Die Frauen
Grimms Märchen – Zuckerwatte, Wolfsgeheul und ganz viel „Noch eins!“
Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt von Maya Angelou – Ein Mädchen, eine Stimme, ein Land im Fieber