Max Kruse ist am 4. September im bayerischen Penzberg im Alter von 93 Jahren verstorben. Aus aktuellem Anlass veröffentlichen wir hier das Interview mit Max Kruse zur Veröffentlichung seines Kinderbuches „Urmel saust durch die Zeit".
Lieber Herr Kruse, wie kam es, dass Sie nach 13 Jahren seit dem Erscheinen des letzten Urmel-Buches ein neues geschrieben haben?
Das wäre eine längere Geschichte, ich versuche, sie kurz zu erzählen: Im nächsten Jahr startet ein Projekt „Evo-Kids – Evolution in der Grundschule”, das von Biologie-Didaktikern, Evolutionsbiologen, Philosophen und Pädagogen ins Leben gerufen und vom Verband Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin sowie von der Giordano-Bruno-Stiftung unterstützt wird. Man fragte mich, ob ich das Urmel als kleinen Führer durch dieses Projekt zur Verfügung stellen würde, was ich gern tat. Dabei wurde auch der Wunsch nach einem Urmelbuch geäußert, das den Kindern die Evolution auf leichte, heitere Art näher bringt und verständlich macht. Nun – da ist es: „Urmel saust durch die Zeit“.
Sie haben bereits ein Buch zum Thema Evolution für Erwachsene geschrieben. Was fasziniert Sie an dem Thema?
Ich glaube, es gibt wenig, was für uns Menschen wichtiger und erstaunlicher wäre, wobei man den Begriff sehr weit fassen darf, bis ins Künstlerische und Geistige hinein.
Was ist Ihnen bei der Vermittlung des Themas für Kinder besonders wichtig?
Ich finde es wichtig, dass die Kinder, das kennen lernen, was uns die Wissenschaft enthüllt. Wenn Sie so wollen, ist das ein aufklärerischer Impuls. Außerdem ist mir der Respekt gegenüber der Natur, den anderen Lebewesen ein großes Anliegen. Denn die Evolutionsgeschichte zeigt es deutlich: Der Mensch ist Teil der Natur und steht nicht über ihr; schließlich sind alle irdischen Lebewesen miteinander verwandt.
Sie selbst sind ja auch Erfinder, denn Sie erfinden Geschichten. Welche Erfindungen müsste es Ihrer Meinung nach noch geben?
Keine Erfindung, sondern die Erkenntnis, dass wir nur diese eine Erde haben, und gerade dabei sind, sie zu zerstören, weil wir uns nicht als Teil der Natur sehen und entsprechend handeln. Wir müssen begreifen, dass wir Kinder der Erde sind, das heißt auch Kinder der Evolution – womit wir bei unserem Buch: „Urmel saust durch die Zeit“ wären.
Wären Sie Naturwissenschaftler geworden, was hätten Sie erforscht?
Womöglich den Kosmos als Astrophysiker.
Nun sind Sie schon über 90 Jahre alt und viele Autoren sind in einem so hohen Alter bereits in „Rente“. Geht Ihnen das Schreiben dennoch so leicht von der Hand wie in jungen Jahren?
Die Akzente verschieben sich, aber wenn mir ein Thema wichtig erscheint oder auch nur Freude macht, habe ich keine Probleme.
Es gibt elf Bücher vom Urmel, die in den Jahren von 1969 bis 2000 entstanden sind. Das neueste ist nach 13 Jahren so unverkennbar urmelig und mit diesem besonderen Witz geschrieben wie die Bände davor. Welche Bedeutung hat diese Figur für Sie? Gibt es Eigenschaften, die Sie mit dem Urmel teilen oder anders gefragt: Wie viel Urmel steckt in Max Kruse?
Das können nur andere beurteilen. Ich halte es da mit Richard David Precht: „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ Es gibt auch andere Max Kruses und andere Max Kruse Bücher. Darauf hinzuweisen ist mir wichtig.
Und eine letzte Frage: Was wünschen Sie Ihren jungen Lesern von heute?
Den leidenschaftlichen Wunsch, der Wahrheit über die Welt und das Leben immer näher zu kommen.
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