Über 500 Buchtitel in deutschsprachiger Übersetzung präsentiert das Gastland Norwegen auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Etwa hundert norwegische Autor*innen werden zu Gast sein und Lesungen halten. In Deutschland trifft die norwegische Literatur auf Zustimmung.
Die Literatur hat in Norwegen aus traditioneller Sicht einen enorm hohen Stellenwert. Dies ist nicht zuletzt damit zu begründen, dass sie eine zentrale Rolle während der Identitätsbildung des Landes im 19. Jahrhundert spielte. Dass die Norweger das Literarische schätzen, ist auch an einem einzigartigen Fördersystem zu erkennen, welches bereits in den 1960er Jahren eingeführt wurde. Seither kauft der Staat jährlich zwischen 555 und 1500 Exemplare von ausgewählten Novitäten und verteilt sie an die öffentlichen Bibliotheken im Land. Der Chef des norwegischen Verlegerverbandes Kristenn Einarsson:
„Ein Verleger, der gehaltvolle Titel produziert, weiß, dass er von diesen Büchern mindestens 700 Exemplare verkauft. So wird natürlich das Risiko minimiert. Das hat der Entwicklung der norwegischen Literatur enorm geholfen. Verlage werden ermutigt, neue Autoren zu veröffentlichen. Zugleich wird es ihnen leichter gemacht, Schriftstellerkarrieren über lange Zeiträume zu fördern und an Autoren auch dann festzuhalten, wenn deren erste Bücher nicht rentabel sind.“
Die Bestimmung kommt also einer Absicherung der einzelnen Verlage und Autor*innen gleich, die in solch einem keinen Land wie Norwegen auf ihre Leser umso stärker angewiesen sind. Hinzu kommen diverse Literatur-Stipendien, die für ein großzügiges Auskommen sorgen.
Ein entsprechend literarischer Auftritt auf der Buchmesse
und so schlägt das Land auch entsprechend spektakulär auf der Buchmesse auf. Das Programm des diesjährigen Gastlandes begann mit der Ankunft von Kronprinzessin Mette-Marit, die mit einem sogenannten Literaturzug von Berlin über Köln nach Frankfurt gereist ist. Begleitet wurde sie von 19 namhaften Autorinnen und Autoren.
In Deutschland wurde das Eintreffen des Ehrengastes mit Freude erwartet. Kein Wunder, denn norwegische Schriftsteller wie Karl Ove Knausgård oder Jo Nesbø sind bei den deutschen Lesern - und darüber hinaus auch international - äußert beliebt. Die Stücke des norwegischen Dramatikers und Lyrikers Henrik Ibsen zählen bis heut zu den meitgespieltesten auf deutschen Bühnen, und auch die Romane des Nobelpreisträgers Knut Hamsun werden immernoch gelesen.
„Das ist der Traum, den wir tragen"
Der norwegische Pavillion des Ehrengastes hält neben hör- und lesbaren Büchern auch eine Überraschung für den Geruchssinn bereit. Norwegische Bücher riechen? Ganz recht. Um den Einfluss von Natur, Fjord und Fjell, der immer wieder Einzug in die norwegische Literaturlandschaft erhielt, besser nachvollziehen zu können.
Inspiriert ist die Gestaltung des Pavillions von verschiedensten Gedichten. Und auch das Motto „Das ist der Traum, den wir tragen", unter dem das Gastland auftritt, bezieht sich auf ein Gedicht des Lyrikers Olav H. Hauge, welches von Klaus Anders übersetzt wurde. Ein breites, literarisches Erlebnis, welches sinnesübergreifend ein Land vorstellt, dessen Schriftsteller*innen uns seit jeher begeistern.
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