Mit Chic, Charme & Stolz: Erlebnisse eines Callgirls (Romanauszug) Seite 2

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Als mein Smartphone klingelt, sehe ich auf dem Display, es ist meine Freundin und Kollegin, Violet. Sie ist eine sehr attraktive Engländerin, Mitte vierzig, mit langem, glatten, blonden Haar und blauen Augen. Ihre Haut ist weiß wie Alabaster und sie hat einen roten Busch, auf den viele ihrer Kunden total scharf sind. Violet hat mir viele wertvolle Tipps für mein neues Arbeitsgebiet gegeben, als ich in Athen ankam, und ich bin sehr froh darüber, mit ihr befreundet zu sein. Ich kehre zurück in mein Zimmer und nehme das Gespräch an.

„Hallo Anika, Darling! Ein Frohes Neues Jahr wünsche ich dir! Was machst du, wie geht es dir?“ „Hallo Violet! Danke! Dir auch alles Gute fürs neue Jahr! – Ich habe bis gerade auf dem Balkon gesessen, Champagner getrunken und das Feuerwerk angesehen. Es ist so mild draußen. – Ist es nicht eine wunderschöne Silvesternacht?“ „Das mag sein. Ich sitze in meinem Wohnzimmer, sehe fern und bin um Mitternacht noch nicht einmal vor die Türe gegangen, weil ich das laute Knallen der Feuerwerkskörper nicht mag. Ich habe sowieso nicht mehr viel am Hut mit dem Jahreswechsel. Genauso wenig wie mit meinem Geburtstag. Wir werden nur älter! Was soll ich daran toll finden? Für mich ist das schönste an diesem Abend die Silvestershow im britischen Fernsehen. Was für elegante Kleider die Stars und Sternchen zu diesem Anlass tragen und wie sie zurechtgemacht sind! Unglaublich! Da kann ich mir etwas abgucken. Und ich wette, fast alle haben sich Botox spritzen lassen. – Wie sieht’s aus? Hast du heute Abend noch gearbeitet?“ „Nein, heute Abend nicht mehr. Aber an so einem Tag habe ich auch nicht unbedingt damit gerechnet. Mittags habe ich Alexandros in Piräus gesehen. Von daher war der Tag gut. Für übermorgen habe ich einen Termin zusammen mit Natascha. Wir treffen einen ihrer Kunden hier in Glyfada. – Und wie sieht es bei dir aus?“ „Heute den ganzen Tag nichts! Vor Weihnachten überschlage ich mich und seit den Feiertagen herrscht Flaute. Aber das legt sich auch wieder. Irgendwann kommen die Freier zurück. Jetzt ist nun mal Familienzeit. Nur einsame Seelen wie dein Alexandros sind froh, dass wir für sie da sind. Ihnen versüßen wir diese Zeit, in der alle doch irgendwohin gehören wollen. – Ich habe letzte Woche auch keinen Neuen gesehen, nur Stammkunden: Christo, Sokrates, Janis und natürlich Jack. – Mein Gott, Jack! Gestern war er bei mir. Er hat mich bedrängt, heute Abend mit ihm auszugehen! Natürlich habe ich abgelehnt. Heute Nachmittag hat er mich nochmal angerufen, um zu hören, ob ich meine Meinung geändert habe… Aber wenn ich mit ihm ausgegangen wäre, hätte er mich erstens nicht bezahlt und zweitens hätte er sich neue Hoffnung auf eine Beziehung mit mir gemacht! Es war besser, ihn nur für bezahlten Sex in meine Wohnung kommen zu lassen. Ich habe ein erotisch wildes Stündchen mit ihm verbracht, und ihn zum Abschluss mit wackelnden Möpsen entlassen. – Sag mal Darling, ich kenne es ja seit vielen Jahren, an den Feiertagen alleine zu sein, aber wie ist es für dich? Vermisst du deinen Vater, deine Freunde und Bekannten? Du hast doch sicherlich immer mit ihnen ins Neue Jahr gefeiert!“ „Nein, ich vermisse sie nicht. Auch keine Party. Irgendwie war es doch immer das gleiche. Wir sind mit einem Haufen Leute und viel Alkohol ins Neue Jahr gerutscht. Mir geht es alleine prächtig! Ich rufe nachher auch niemanden mehr an. Alle glauben eh, dass ich heute Abend im Pub arbeite.“ „Okay! – Meine Familie glaubt, ich sei mit einem Freund auf einem rauschenden Fest. Das erzähle ich ihnen jedes Jahr. Ich erzähle ihnen so viel über mich, was nicht stimmt… Und alles glauben sie mir! – Wenn ich in England leben würde, wollten sie bestimmt, dass ich mit ihnen zusammen ins Neue Jahr feiere. Sie machen immer diese verrückten Kostümpartys. Ich gestehe, ich habe sie früher geliebt. Und wer weiß, vielleicht würde ich mich heute auch noch auf so einer Party amüsieren. Wenn man mit den richtigen Leuten zusammen ist, kann das der pure Spaß sein. – Ach ja, und ich habe immer sehr gerne getanzt! Das vermisse ich hin und wieder. Wenn ich davon erzähle, könnte ich glatt sentimental werden… Also Schluss damit! – Mein Telefon habe ich übrigens vor zwei Stunden schon ausgeschaltet. Ich werde die Silvestersendung noch zu Ende sehen und dann gehe ich zu Bett. Also erzähle: Was machst du noch?“ „Ich lasse mein Telefon für alle Fälle eingeschaltet, trinke noch ein, zwei Gläschen Champagner und gehe schlafen. – Also, Violet, noch viel Spaß mit deinen Stars im Fernsehen! Wir sprechen uns morgen wieder. Gute Nacht!“ „Gute Nacht, Anika! Kisses und bis morgen!“

Ich gehe wieder hinaus auf den Balkon. Hin und wieder zündet noch jemand einen Böller, aber die große Show dieser Silvesternacht ist gelaufen. Nach zwei weiteren Gläschen Schampus stelle ich die Flasche Moet in den Kühlschrank, räume den Balkontisch ab und nachdem ich mich zur Nacht fertig gemacht habe, lasse ich mich müde ins Bett fallen.


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