„Eileen“ von Ottessa Moshfegh – Eine tiefgründige Charakterstudie der dunklen menschlichen Abgründe

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Ein Roman, der verstört und fasziniert zugleich

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Eileen: Roman. - Jetzt die Kinoverfilmung mit Thomasin McKenzie und Anna Hathaway in den Hauptrollen

Ottessa Moshfeghs Roman „Eileen“ ist nichts für Leser, die sich eine klassische Heldengeschichte oder eine sympathische Protagonistin wünschen. Vielmehr führt die Autorin ihre Leser in die düsteren Winkel der menschlichen Seele – schonungslos, ehrlich und beklemmend intensiv. Dieser psychologische Roman ist eine meisterhaft erzählte Studie über Selbsthass, Isolation und die verzweifelte Suche nach Anerkennung.

Worum geht es in „Eileen“? – Handlung ohne Schönfärberei

Die Geschichte spielt in den 1960er Jahren in einer trostlosen, von Kälte geprägten Kleinstadt in Neuengland. Die 24-jährige Eileen Dunlop lebt ein freudloses Leben, gefangen in einer psychisch missbräuchlichen Beziehung zu ihrem alkoholkranken Vater und einer monotonen Tätigkeit als Sekretärin in einer Jugendstrafanstalt. Ihre Gedankenwelt ist von tiefem Selbsthass, Ekel und morbiden Fantasien durchzogen.

Ihr Alltag ist geprägt von bizarren Routinen, repressiven Gedanken und dem ständigen Wunsch, ihrer trostlosen Existenz zu entkommen. Als die charismatische und gebildete Rebecca Saint John als neue Kollegin die Bühne betritt, ergreift Eileen die Chance, aus ihrer Lethargie auszubrechen. Doch die vermeintliche Freundschaft nimmt eine dunkle Wendung – und plötzlich steht Eileen vor einer Entscheidung, die ihr Leben für immer verändert.

Ein Blick in die düstere Psyche der Protagonistin

Eileens Selbstwahrnehmung ist von Abscheu geprägt: Sie beschreibt sich als unattraktiv, vernachlässigt und wertlos. Moshfegh lässt den Leser tief in die Gedankenwelt der Protagonistin eintauchen – ein Ort, der voller Abgründe, Schuldgefühle und grotesker Fantasien ist.

Der Roman lebt von dieser intensiven Innenperspektive. Die Leser werden Zeugen von Eileens schmerzhafter Selbstanalyse und ihrer Obsession mit dem Morbiden. Diese ungeschönte Ehrlichkeit macht den Roman unbequem, aber auch unvergleichlich authentisch.

Ottessa Moshfeghs Erzählstil – Schonungslos direkt und literarisch brillant

Moshfeghs Stil ist präzise, pointiert und provokant. Sie verzichtet bewusst auf sentimentale Ausschmückungen und bleibt kompromisslos in der Darstellung ihrer Figuren. Die Atmosphäre des Romans ist durchgängig düster, die Schauplätze trist und trostlos – eine perfekte Spiegelung von Eileens Innenwelt.

Dabei gelingt es der Autorin, mit ihrer klaren Sprache eine enorme Sogwirkung zu erzeugen. Jeder Satz sitzt, jede Beschreibung trägt zur Verdichtung der beklemmenden Stimmung bei. Das macht den Roman zu einer intensiven, wenn auch herausfordernden Lektüre.

Gesellschaftskritik zwischen den Zeilen

Hinter dem düsteren Plot verbirgt sich eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen in den 1960er Jahren. Moshfegh entlarvt patriarchale Strukturen, den Schönheitswahn und die soziale Isolation von Frauen, die nicht dem klassischen Idealbild entsprechen. „Eileen“ ist damit nicht nur ein Porträt einer zerrissenen Persönlichkeit, sondern auch ein feministisches Statement – subtil, aber wirkungsvoll.

Die Netflix-Verfilmung: „Eileen“ jetzt auch auf dem Bildschirm

Die große Resonanz auf den Roman führte zur Verfilmung, die bereits in den Kinos lief und jetzt auf Netflix verfügbar ist. In den Hauptrollen überzeugen Thomasin McKenzie als Eileen und Anne Hathaway als Rebecca Saint John. Der Film bleibt nah am Roman, verzichtet jedoch auf die tiefgründigen Monologe der Buchvorlage, was die emotionale Intensität zwar etwas abschwächt, aber dennoch eine gelungene Adaption darstellt. Besonders die düstere Atmosphäre und die visuelle Darstellung der beklemmenden Kleinstadt wurden von Regisseur William Oldroyd hervorragend umgesetzt.


Über die Autorin Ottessa Moshfegh

Ottessa Moshfegh, geboren 1981 in Boston, ist eine der bedeutendsten Stimmen der modernen amerikanischen Literatur. Ihr Debütroman „McGlue“ wurde zwar mehrfach ausgezeichnet, doch erst mit „Eileen“ gelang ihr der internationale Durchbruch. Für diesen Roman wurde sie unter anderem für den Booker Prize nominiert und erhielt den Hemingway Foundation PEN Award. Moshfegh ist bekannt für ihre schonungslose Darstellung gebrochener Charaktere und ihre kritische Haltung gegenüber gesellschaftlichen Normen. Ihr Werk ist geprägt von einer einzigartigen Mischung aus schwarzem Humor, tiefer Melancholie und unerschütterlicher Ehrlichkeit.

Fazit: Für wen ist „Eileen“ geeignet?

„Eileen“ ist ein psychologisches Meisterwerk, das unter die Haut geht. Der Roman ist perfekt für Leser, die keine Angst vor der Konfrontation mit den dunklen Seiten der menschlichen Psyche haben und die literarische Tiefe suchen. Wer klassische Heldenreisen oder romantische Plots erwartet, wird enttäuscht sein. Doch alle, die sich auf diese verstörende, aber eindrucksvolle Reise einlassen, werden lange über die Geschichte nachdenken.


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