Die Götter sind zurück – aber sie sind wütend. Jasmine Mas’ Debütroman Blood of Hercules ist der Auftakt einer Dark-Romantasy-Reihe, die mit klassischen Erzählmustern bricht, antike Mythen neu auslegt und dabei aktuelle Machtfragen aufwirft.
„Blood of Hercules“ von Jasmine Mas – Dark Romantasy trifft Mythos und Macht
Mit einer scharf gezeichneten Heldin, komplexen Nebenfiguren und einer düsteren Akademie-Kulisse trifft der Roman einen Nerv – und hat sich auf BookTok bereits als virales Highlight etabliert. Doch was steckt hinter dem Hype?
Was passiert in „Blood of Hercules“ – und warum geht es um mehr als Magie
Alexis Hert lebt in einer Welt, in der Menschen durch einen Bluttest einer von zwölf Königsfamilien zugeordnet werden können – und somit Zugang zu einem brutalen, fast gottgleichen Elitensystem erhalten.
Als bei ihr genau dieser Befund auftaucht, ändert sich alles: Sie ist nicht nur „besonders“, sie ist eine Spartanerin – und damit Teil einer Kriegerkaste mit direktem Erbe zum sagenumwobenen Herkules.
In der Spartan War Academy soll sie ihre Kräfte entdecken und sich einer unmenschlichen Ausbildung stellen. Doch hinter den Prüfungen und dem System lauern dunkle Wahrheiten. Alexis wird nicht nur körperlich an ihre Grenzen gebracht, sondern auch emotional manipuliert. Vertrauen ist tödlich. Und Macht ist verführerisch.
Ein mythologisches Setting, das kein antiker Aufguss ist
Mas spielt mit bekannten Figuren wie Achilles, Kharon oder Augustus – aber sie interpretiert sie radikal neu. In ihrer Welt sind die Mythen nicht vergangen, sondern Gegenwart – durchtränkt von Korruption, Verrat und Sexismus.
Was Mas gelingt: Ihre Mythologie ist kein Reenactment, sondern ein Remix. Wer sich an Percy Jackson erinnert fühlt, liegt falsch – Blood of Hercules ist dreckiger, reifer und politischer.
Die Welt ist klar strukturiert, aber voller moralischer Grautöne. Es geht nicht darum, wer der Held ist. Es geht darum, wer überlebt – und zu welchem Preis.
Warum Alexis eine der stärksten Antiheldinnen der aktuellen Romantasy ist
Alexis ist keine Sympathieträgerin im klassischen Sinn. Sie ist sarkastisch, zornig, oft gnadenlos – aber eben deshalb so glaubwürdig.
Was sie durchmacht, ist kein klassischer “Coming-of-Age”-Pfad. Sie wird nicht “erleuchtet”, sondern wachgerüttelt. Ihre innere Wut ist gerechtfertigt, ihre Zweifel nachvollziehbar. Und ihre Entwicklung erfolgt nicht durch eine männliche Rettung, sondern durch das Wiedererlangen der Kontrolle über den eigenen Körper und Geist.
Gerade für Leserinnen, die genug haben von toxischen Love Interests und „damsel in distress“-Dynamiken, ist Alexis eine dringend nötige Antwort.
Romantasy trifft auf soziale Kritik – das unterschätzte Potenzial des Buches
Zwischen Academy-Rivalitäten, Anziehung und Manipulation schiebt Mas immer wieder relevante Themen ein: Klassismus, Systemloyalität, Opferrollen und die Frage, wie Trauma sich in den Körper schreibt.
Die War Academy ist nicht nur eine Kulisse für Kämpfe – sie ist ein Machtapparat. Wer dazugehören will, muss sich verbiegen. Wer aufbegehrt, riskiert alles.
Mas zeigt, wie sich Systeme selbst schützen – und wie schwer es ist, sich selbst nicht zu verlieren. Dabei balanciert sie Gewalt, Erotik und Emotion mit bemerkenswerter Sicherheit.
Wie die Sprache mit Alexis’ innerer Welt verwebt ist
Mas schreibt schnell, zynisch, bildhaft. Ihre Prosa ist nicht verspielt, aber stark rhythmisiert. Der Text lebt von inneren Monologen, Reibungen, Spannungsbrüchen.
Dialoge sind knapp, wirken aber real – besonders in Auseinandersetzungen mit Augustus und Kharon entfaltet sich ein Gefühl von Bedrohung, das nicht durch Gewalt, sondern durch psychologische Kontrolle entsteht.
In der Ich-Perspektive finden Leser einen unmittelbaren Zugang zur Gefühlswelt einer Figur, die sich nicht öffnet – und gerade dadurch tiefer wirkt.
Warum das Buch auf BookTok durchstartet – und was das über heutige Leser sagen
Blood of Hercules ist nicht zufällig ein BookTok-Hit. Der Mix aus Romantasy, feministischer Wut, Antiheldin, Academy-Setting und slow-burn Lovestory trifft exakt den Geschmack einer Generation, die von seichter High Fantasy gelangweilt ist.
TikTok-Kommentare unter dem Hashtag #bloodofhercules feiern vor allem Alexis’ Haltung, die Komplexität der Figurenbeziehungen und den ungeschönten Blick auf Macht.
Und das ist bemerkenswert: Denn Mas liefert kein Wohlfühlbuch. Sie zwingt ihre Figuren – und ihre Leser – dazu, sich unangenehmen Fragen zu stellen.
Was ist Stolz wert, wenn er gebrochen wird? Wer schützt uns, wenn wir mächtig werden? Und wann wird Rache zur Rettung?
Was folgt – und warum die Reihe mehr als nur Genre sein könnte
Blood of Hercules ist Band 1 der Villains of Lore-Reihe. Jasmine Mas hat angekündigt, dass die kommenden Bände weitere mythologische Linien aufgreifen werden – darunter Medusa, Circe und andere „böse“ Frauenfiguren.
Wenn sie das Niveau hält, hat Mas das Potenzial, eine Romantasy-Reihe zu etablieren, die nicht nur unterhält, sondern auch einen literarischen Diskurs anstößt: über weibliche Macht, Deutungshoheit und die Zukunft moderner Fantasy.
Diese Bücher wollen nicht nur gelesen werden. Sie wollen Fragen stellen. Und das ist selten – und wichtig.
Einordnung der Autorin – Wer ist Jasmine Mas?
Jasmine Mas lebt in Florida, hat Jura studiert und sich auf klassische Mythologie spezialisiert. Ihr Weg in den Literaturbetrieb verlief unkonventionell: über Online-Veröffentlichungen, Beta-Leserschaften und schließlich ein Verlagsvertrag bei HarperCollins.
Mas hat sich vorgenommen, „mächtige Frauen zu schreiben, die nicht darum bitten müssen, verstanden zu werden“. Das spürt man in jeder Zeile.
Sie ist Teil einer neuen Generation von Autorinnen, die Genre nicht als Grenze, sondern als Plattform begreift – und das ist genau das, was Fantasy heute braucht.
Eine Provokation mit Gefühl – und der Beginn von etwas Großem
Blood of Hercules ist mehr als ein gut gemachtes Romantasy-Debüt. Es ist eine kluge, wütende, elegante Neuinterpretation eines Mythos – verpackt in ein modernes Gewand, das Leser mitreißt, verstört und motiviert.
Jasmine Mas zeigt, wie Fantasy heute aussehen kann: nicht eskapistisch, sondern reflektiert. Nicht glatt, sondern kantig. Nicht nett, sondern notwendig.
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